#33 Schelach – „Sende!“
Schelach
4. Mose 13,1-15,41
Josua 2,1-24; Markus 10,1-14
Die Torah erzählt die Geschehnisse in der Wüste nicht im immer chronologisch. Auch in Schelach finden wir einen Einschub, der eine Begebenheit aus der Vergangenheit berichtet. Es handelt sich dabei um die Geschichte des Sabbatschänders.
Der Sabbatschänder aus Schelach
Wir wollen uns zunächst den genannten Vorfall ansehen und daraus ableiten, welche Botschaft für uns darin steckt.
Wir lesen in Schelach von einem Mann, der am Schabbat Holz sammelte:
Und als die Kinder Israels in der Wüste waren, fanden sie einen Mann, der am Sabbat Holz sammelte. (4. Mose 15,32)
Dem Volk Israel war klar, dass es sich bei diesem Verhalten um eine Sünde handelte. Doch wusste niemand in der Gemeinde, wie damit weiter zu verfahren war.
Da brachten ihn die, welche ihn beim Holzsammeln ertappt hatten, zu Mose und Aaron und vor die ganze Gemeinde. Und sie legten ihn in Gewahrsam; denn es war nicht genau bestimmt, was mit ihm geschehen sollte. (4. Mose 15,33-34)
Erst das Wort Gottes schaffte Klarheit, was mit dem Sünder passieren sollte:
YHWH aber sprach zu Mose: Der Mann muss unbedingt getötet werden; die ganze Gemeinde soll ihn außerhalb des Lagers steinigen! Da führte ihn die ganze Gemeinde vor das Lager hinaus, und sie steinigten ihn, dass er starb, wie YHWH es Mose geboten hatte. (4. Mose 15,35-36)
Es ist durchaus berechtigt, an dieser Stelle zu fragen, warum Gott eine so harte Strafe für das Holzsammeln ausgesprochen hatte.
Die Strafe bei vorsätzlicher Sünde
Ebenfalls in Schelach – und zwar nur einen Vers vor der Geschichte des Sabbatschänders – erfahren wir, dass Gott vorsätzliche Sünden in jedem Fall strafen wird.
Wenn aber eine Seele vorsätzlich handelt — es sei ein Einheimischer oder ein Fremdling —, so lästert sie YHWH. Eine solche Seele soll ausgerottet werden mitten aus ihrem Volk; denn sie hat das Wort YHWH’s verachtet und sein Gebot gebrochen; eine solche Seele soll unbedingt ausgerottet werden; ihre Schuld ist auf ihr! (4. Mose 15,30-31)
Gott spricht davon, dass eine vorsätzliche Sünde einer Lästerung seines heiligen Namens gleich kommt. Wir können uns sicher daran erinnern, was mit dem Gotteslästerer aus der Torahportion Emor passierte. Er starb so, wie jeder andere vorsätzliche Sünder sterben muss.
Dem gegenüber steht jedoch die Sünde, die versehentlich begangen wird. Für eine solche Sünde ist ausdrücklich ein Ausweg durch ein Sündopfer geschaffen (Vgl. 4. Mose 15,22-28).
Der Sabbatschänder und der Vorsatz
Die Geschichte des Sabbatschänders erscheint nun wie eine Verdeutlichung dieses Prinzips. Die Torah benutzt an dieser Stelle ein Ereignis, welches sich bereits ereignet hatte, um den Kindern Israels deutlich zu machen, wo der Unterschied zwischen einer versehentlichen und einer vorsätzlichen Sünde zu finden ist. Die Kinder Israels kannten die Geschichte und hatten damit ein konkretes Beispiel.
Laut der jüdischen Überlieferung ereignete sich der Vorfall des Holzsammlers am zweiten Schabbat in der Wüste. Der erste wurde durch das Ausbleiben des Mannas signalisiert. Nach bsechs Tagen Manna sollte am siebenten Tag nichts davon vom Himmel fallen. Israel sollte sich ausruhen, weil es am sechsten Tag die doppelte Portion Manna bekommen hatte.
Doch auch an diesem Schabbat waren einige Israeliten unterwegs, die das Sammeln nicht lassen konnten (Vgl. 2. Mose 16,20). Doch diese machten die Erfahrung, dass ihr Sammelgut durch Würmer verdorben wurde.
Nun könnte man davon ausgehen, dass nach dieser Erfahrung auch der letzte Israelit verstanden haben sollte, dass Gott sich um sein Volk kümmern und die Ruhezeit am Schabbat ernst meinen würde. Doch direkt am nächsten Schabbat wurde ein Hebräer dabei erwischt, wie er Holz sammelte.
Wir könnten an dieser Stelle sogar spekulieren, dass er nicht nur Stöcke, sondern sogar ganze Bäume sammelte. Eventuell wollte er sie auch auf ihm bekannte Weise dekorieren. Der hebräische Text würde diese Variante jedenfalls zulassen.
In einem solchen Fall, konnte man nicht mehr von einem Versehen ausgehen. Hier hatte sich jemand entschieden, YHWH nicht zu vertrauen und seine eigenen Wege zu gehen.
Und selbstverständlich kann Gott eine solche Person nicht in seinem Volk dulden. Dann genau dieser Entschluss ist der Nährboden für eine Rebellion, wie sie später von Korach angeführt wurde.
Es ist also an uns, eine Entscheidung für die Wege Gottes zu treffen. Irrtümer verzeiht er schnell. Doch wenn wir uns bewusst dagegen entscheiden, Gott zu folgen, obwohl wir es besser wüssten, wo wären wir dann noch sicher?
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