#28 Emor – „Rede!“

Emor
3. Mose 21,1-24,23
Hesekiel 44,15-31; Matthäus 26,59-66
Im Zuge der Lesung Emor lernen wir einen Mann kennen, welcher den Namen Gottes lästerte. Wir wollen uns diesen Mann und seine Geschichte etwas genauer ansehen. Auch wenn die Emor nur wenige Verse über den Vorfall und den Mann berichtet, so können wir doch noch einige Tiefen daraus hervorholen.
Die Sünde der Gotteslästerung
Zunächst schauen wir uns die Rahmenbedingungen an, die zur Verurteilung des Mannes führten.
Bereits in den zehn Worten vom Berg Sinai hielt YHWH ausdrücklich fest:
Du sollst den Namen YHWH’s, deines Gottes, nicht missbrauchen! Denn YHWH wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. (2. Mose 20,7)
Es ist also unter Strafe verboten, den Namen Gottes zu missbrauchen. Auch wenn in gewissen Fällen nicht ganz klar sein sollte, ob eine bestimmte Aussage dem Missbrauch des göttlichen Namens gleich kommt. Bei einem Fluch sollte sich diese Frage erübrigen.
Und der Sohn einer israelitischen Frau — er war aber der Sohn eines ägyptischen Mannes — ging unter den Kindern Israels aus und ein. Dieser Sohn der israelitischen Frau und ein Israelit stritten im Lager miteinander. Da lästerte der Sohn der israelitischen Frau den Namen [YHWH’s] und fluchte [ihm]. Daraufhin brachte man ihn zu Mose. Seine Mutter aber hieß Selomit und war die Tochter Dibris, vom Stamm Dan. (3. Mose 24,10-11)
Der Sohn des Ägypters sprach den Namen Gottes aus und fluchte ihm. Dies sollte dem Tatbestand des Missbrauchs des Namens entsprechen.
In der Konsequenz sollte der Mann für seine Sünde sterben.
Und YHWH redete zu Mose und sprach: Führe den Flucher hinaus vor das Lager und lass alle, die es gehört haben, ihre Hand auf sein Haupt stützen, und die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Und rede zu den Kindern Israels und sprich: Wer seinem Gott flucht, der soll seine Sünde tragen; und wer den Namen YHWH’s lästert, der soll unbedingt getötet werden! Die ganze Gemeinde soll ihn unbedingt steinigen, sei es ein Fremdling oder ein Einheimischer; wenn er den Namen lästert, so soll er sterben! (3. Mose 24,13-16)
Die Geschichte, wie sie uns in Emor überliefert ist, schuf im Grunde einen Präzedenzfall. Dieser Fall verdeutlicht generell, wie Gott mit Menschen umgehen möchte, die seinen Namen öffentlich verfluchen. Jeder soll sterben, der dieser Sünde schuldig ist.
Wer war der Lästerer aus der Lesung Emor?
Wir wollen aber noch einen Blick auf den Verurteilten werfen. Bei genauerem Hinsehen können wir vielleicht verstehen, wie es dazu kam, dass er sterben musste.
Wir wissen, dass es sich um einen Mann handelte, der einen ägyptischen Vater hatte. Nur seine Mutter war Israelitin und kam aus dem Stamm Dan. Es heißt über den Mann, dass er unter den Kindern Israels ein- und ausging (Vgl. 3.- Mose 24,10).
Diese Formulierung deutet daraufhin, dass er sich nicht so recht dem Volk zugehörig fühlte. War er nun Ägypter oder Israelit?
Hinzu kam möglicherweise noch ein anderes Detail, welches es ihm schwer machte, eine Identität als Hebräer anzuerkennen. Innerhalb der jüdischen Überlieferung wird der Vorschlag unterbreitet, dass es sich bei dem Vater um den Mann handelte, den Mose in Ägypten erschlug.
Wenn wir diese Option einmal genauer betrachten, dann müssen wir von einem starken inneren Konflikt ausgehen, den der Mann mit sich trug: Warum hat Gott es zugelassen, dass mein Vater auf diese Weise starb? Warum hat er einen Mörder zu unserem Führer gemacht? Kann ich Mose trauen? Sind die Israeliten alle Mörder? Ist Gott ein Mörder?
Es ist gut möglich, dass der Sohn des Ägypters nur deshalb den Tod fand, weil er seine inneren Konflikte nicht bearbeitete.
Gott und unsere Konflikte
Wir alle tragen unsere Lasten und Traumata im Leben. Manchmal haben wir so schlimme Dinge erlebt, dass wir sie gar nicht wieder anschauen wollen. Vielleicht haben wir auch Angst, ein längst verdrängter Alptraum könnte sich wiederholen.
Doch wir sollten aufpassen, dass unser Weg nicht so endet, wie uns in Emor aufgezeigt wird.
Gott ist Liebe. Und er ist barmherzig. Er bietet uns Heilung an und möchte, dass wir Frieden haben und nicht an unseren Konflikten zu Grunde gehen.
Jeschua sagte:
Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken! Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. (Matthäus 11,28-30)
Und er betete:
Frieden hinterlasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch; euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht! (Johannes 14,27)
Es ist sein Wunsch, dass wir Frieden und Ruhe in ihm finden. Und egal, was uns Unruhe machen sollte, Jeschua möchte uns davon befreien, damit wir ein Leben in seinem Schalom haben!
… ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es im Überfluss haben. (Johannesa 10,10b)
Lasst uns dieses verheißene Leben mutig ergreifen!
Bildquelle: Pixabay.de
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