#47 Wajelech – „Und er ging“

Wajelech
5. Mose 31,1-30
Hosea 14,1-9; Micha 7,18-20; Joel 2,15-27; Matthäus 21,9-17
In der Lesung Wajelech erfahren wir von einer sehr wichtigen Eigenschaft Gottes. Seine unfassbare Gnade und Geduld, die er uns gegenüber zeigt, ist kaum in Worten zu beschreiben. Wir wollen uns in diesem Kommentar etwas näher damit beschäftigen und versuchen uns in den Allmächtigen hineinzufühlen.
Die Vorhersage des Abfalls
Mose war der auserwählte Hirte Israels für die Zeit der Wüstenwanderung. Er war 40 Jahre wie ein Vater für das Volk. Dabei war es seine Aufgabe, den Hebräern ihren Gott und die Torah vorzustellen und näher zu bringen.
Obwohl er seinen Auftrag sicher mit viel Engagement und Sorgfalt ausführte, musste ihm YHWH dennoch Folgendes offenbaren:
Und YHWH sprach zu Mose: Siehe, du wirst dich zu deinen Vätern legen, und dieses Volk wird aufstehen und den fremden Göttern des Landes nachhuren, in dessen Mitte es hineinkommt; und es wird mich verlassen und meinen Bund brechen, den ich mit ihm gemacht habe. (5. Mose 31,16)
All die Mühen, die Mose mit dem Volk hatte, mündeten doch darin, dass das Volk Israel sich wieder von YHWH abwenden und den Bund brechen würde.
Gottes Fürsorge
Doch Wajelech hat nicht nur diese enttäuschende und düstere Aussicht für uns.
Gott beschreibt den Zustand seines Volkes. Dieser ist in jeder Generation gleich. Israel möchte Gott gehorsam sein, doch letztlich findet sich doch immer wieder Sünde im Leben der Hebräer. Das Fleisch tut sich eben schwer, dem Geist zu folgen (Vgl. Matthäus 26,41).
Und weil Gott weiß, dass es Israel nie einfach hatte, den himmlischen Maßstäben gerecht zu werden, gibt er seinem Volk auch eine Zusage. Trotz seines Wissens über den Abfall, sagt er Israel bedingungslos zu:
Seid stark und mutig! Fürchtet euch nicht und lasst euch nicht vor ihnen grauen, denn YHWH, dein Gott, geht selbst mit dir; er wird dich nicht aufgeben, noch dich verlassen! (5. Mose 31,6)
YHWH wird sein Volk auf allen Wegen begleiten. Und wenn er keinen Segen schenken kann, so wird er den Fluch geben. Doch er wird sein Auge und seine Hand über Israel halten.
Und selbst wenn es Israel so weit treibt, dass YHWH sich gänzlich vor ihnen verbergen muss, so hat er Mose ein Lied mitgegeben, was Israel in dieser Situation helfen und auf den rechten Weg zurück führen soll.
In Wajelech lesen wir Folgendes:
Ich aber werde zu jener Zeit mein Angesicht gänzlich verbergen um all des Bösen willen, das es getan hat, weil sie sich anderen Göttern zugewandt haben. So schreibt euch nun dieses Lied auf, und du sollst es die Kinder Israels lehren; lege es in ihren Mund, damit mir dieses Lied ein Zeuge sei gegen die Kinder Israels. Denn ich werde sie in das Land bringen, das ich ihren Vätern zugeschworen habe, in dem Milch und Honig fließt, und sie werden essen und satt und fett werden, und sie werden sich anderen Göttern zuwenden und ihnen dienen, und mich werden sie verachten und meinen Bund brechen. Und wenn sie dann viele Übel und Drangsale getroffen haben, soll dieses Lied gegen sie Zeugnis ablegen; denn es soll nicht vergessen werden im Mund ihrer Nachkommen; denn ich kenne ihre Gedanken, mit denen sie jetzt schon umgehen, ehe ich sie in das Land bringe, das ich [ihnen] zugeschworen habe! (5. Mose 31,18-21)
Die Barmherzigkeit Gottes, wie sie in Wajelech offenbart wird
Trotz seiner Gewissheit, dass Israel vom Weg des Lebens abirren wird – ja, dass das Volk so schlimme Gräuel verüben wird, dass sich YHWH gänzlich vor ihnen verbergen will – bleibt der Allmächtige seinem Volk und seinen Verheißungen treu.
Er hat keinen Gefallen am Tod von Gottlosen (Vgl. Hesekiel 33,11). Und so möchte er, dass jeder vor dem Tod gerettet wird.
Wir wollen einmal versuchen, uns in die Situation eines Vaters hineinzuversetzen, der alles für seine Kinder gibt, um sie optimal auf das Leben vorzubereiten. Doch letztlich weiß er ganz genau, dass seine Kinder sich von seinen Ratschlägen distanzieren werden. Vielleicht verleumden sie ihn sogar und machen „seine schlechten Erziehungsmethoden“ für die Probleme in ihrem Leben verantwortlich.
Wie fühlt es sich an, zu wissen, dass die eigenen Kinder sich abwenden werden? Ist es schmerzlich? Enttäuschend? Verleitet es zur Resignation?
Doch ist das nicht die Liebe, die wir von Jeschua lernen? Geht es nicht genau darum, sogar unseren Feinden Gutes zu tun? Wie viel mehr unseren Kindern? Es ist unsere Verantwortung, ein gutes Vorbild zu sein, damit die nächste Generation auch die Chance hat, den rechten Weg zu lernen.
Und so ist es auch mit Gott. Wenn er seine Fürsorge und sein Engagement um uns einstellen würde, so bliebe uns kein Vorbild und kein Erretter mehr. Allein aus Liebe sorgt er sich um uns und wartet darauf, dass wir umkehren.
Es ist allein an uns, sein Angebot jeden Tag zu erwidern und uns für die Nachfolge Jeschuas zu entscheiden! Und nur so werden wir auch ein gutes Vorbild für andere – insbesondere für unsere Kinder.
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