#07 Wajetze – „Und er zog aus“
Wajetze
1. Mose 28,10-32,3
Hosea 12,13-14,10; Johannes 1,41-51
Einer der Hauptprotagonisten der Lesung Wajetze ist Jakob. Er war der Stammvater eines ganzen Volkes und durch ihn entstanden die 12 Stämme Israels. Vor diesem Hintergrund war er ein besonderer Charakter in Gottes Plan, was sich auch an seinem Leben zeigte.
In diesem Kommentar zu Wajetze wollen wir uns eine Besonderheit in Jakobs Leben anschauen, die sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Ist sie aber erst einmal sichtbar, spricht sie von der Vollkommenheit des göttlichen Plans.
Jakobs Lebenszyklen
Jakobs Leben war durch mehrere Etappen geprägt.
- Zunächst lebte er mit seinem Bruder Esau im Haus seines Vaters Isaak.
- Danach zog er zu Laban, um sich eine Frau zu suchen. Dort blieb er für 20 Jahre.
- Anschließend kehrte er nach Kanaan zurück, kaufte ein Grundstück in der Nähe von Sichem (Vgl. 1. Mose 33,17-20) und machte sich im Land sesshaft.
- Im Zuge einer Hungersnot verließ er Kanaan jedoch wieder und verbrachte seinen Lebensabend in Ägypten.
- Im Alter von 147 Jahren starb Jakob in Ägypten und wurde im Land seiner Väter begraben.
Was mir besonders auffiel, war das Alter von Jakob. 147 geteilt durch 3 sind 49. In Jakobs Leben konnten sich theoretisch 3 volle Zyklen, bestehend aus 7 Schabbatjahren entfalten. War dem auch so? Und gab es in den entsprechenden Jahren auch besondere Ereignisse, die in die Prophetie eines Schabbatjahres passen?
Die Schabbat und Jubeljahre Jakobs
Wodurch ein Schabbatjahr (auch Schmitta genannt) konkret geprägt war, haben wir an anderen Stellen bereits behandelt. Dieses Wissen setze ich in diesem Text voraus. Das Jubeljahr folgte immer auf die siebente Schmitta und läutete gleichzeitig als erstes Jahr einen neuen Zyklus von 7×7 ein.
Im Jubeljahr selbst sollten alle Hebräer wieder zu ihren Familien und zu ihrem Grundbesitz zurückkehren (Vgl. 3. Mose 25,10).
Um die Zyklen in Jakobs Leben zu erkennen, schauen wir uns zunächst einmal sein Geburtsjahr an. Dies können wir wie folgt ermitteln.
- Abrahams Geburt war im Jahr 1948 nach Adam. Dies ergibt sich aus dem Geschlechtsregister in 1. Mose 11,10-26
- Er war 100 Jahre alt, als Isaak zur Welt kam (Vgl. 1. Mose 21,5), was uns ins Jahr 2048 bringt.
- Jakob wurde geboren, als Isaak 60 Jahre alt war (Vgl. 1. Mose 25,26). Damit haben wir das Geburtsjahr von Jakob ermittelt. Es ist das Jahr 2108 von Adam.
Nun fällt auf, dass das Jahr 2107 durch 49 teilbar ist (2107/49 = 43). Das bedeutet, dass Jakob tatsächlich an einem Jubeljahr geboren wurde.
Das heißt aber auch, dass sein Todesjahr eine Schmitta war (nochmal zur Erinnerung: Jakob wurde 147 Jahre alt – 3×49) und er im ersten vollen Jahr seines Todes (einem Jubeljahr) im Land Kanaan begraben lag.
Wir sehen also, dass Jakobs Leben von je einem Jubeljahr am Anfang und am Ende umschlossen war. Doch gibt es noch andere signifikante Punkte?
Jakobs Rückkehr von Laban
Tatsächlich gibt es noch ein signifikantes Jubeljahr in Jakobs Leben, welches wir auch in Wajetze sehen. Als Jakob vor Esau zu Laban floh, war er 77 Jahre alt. Dies lässt sich aus der Bibel anhand des Alters von Joseph leicht berechnen und ist auch in der jüdischen Überlieferung commonsense.
Jakob arbeitete 20 Jahre für Laban (Vgl. 1. Mose 31,41). Er war also 97 Jahre alt, als er den Dienst bei seinem Onkel seine vollendete. Nach dieser Zeit sprach Gott zu ihm:
Da sprach YHWH zu Jakob: Kehre zurück in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft, und ich will mit dir sein! (1. Mose 31,3)
Tatsächlich entsprach dieser Auftrag der Prophetie des Jubeljahres. Rechnen wir es kurz durch:
Das zwanzigste Jahr bei Laban war das 97. Lebensjahr von Jakob. Sein 98. Jahr war gleichzeitig eine Schmitta (2×49 = 98). Jakob wurde aus der Sklaverei entlassen und zog mit einer großen Habe los – so wie es für die Schmitta geboten ist (Vgl. 5. Mose 15,12-14).
Tatsächlich ging er nicht direkt zu seinem Vater. Er suchte zuvor die Begegnung mit Esau, um sich mit seiner Familie versöhnen zu können, was dem Sinn des Jubeljahres entspricht. Letztlich konnte er wohl in seinem 99. Lebensjahr (einem Jubeljahr) wieder in Frieden in seinem Land in der Nähe von Sichem wohnen.
Fazit
Wir sehen, dass Gott mit seinen Kindern seine Wege geht. Ob Jakob die Führung Gottes entlang der Schmitta- und Jubeljahrzyklen bewusst war, wissen wir nicht.
Doch wir können uns darauf verlassen, dass kein Ereignis in unserem Leben reiner Zufall ist, sondern dass Gott sich durch seine Führung verherrlicht. Er hat alles unter Kontrolle.
Bildquelle: Sweet Publishing / FreeBibleimages.org (CC BY-SA 3.0)
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