#19 Terumah – „Hebegabe“
Terumah
2. Mose 25,1-27,19
1. Könige 5,26-6,13; Markus 12,35-44
In unserer Reihe „Auf die Details kommt es an“ sind wir schon einmal auf eine alternative runde Form der Stiftshütte eingegangen. Da Terumah sowie Tetzaveh sich ausgiebig mit der Stiftshütte beschäftigen, wird uns diese alternative Form erneut begegnen.
Genauer gesagt wollen wir uns die Frage nach dem Sinn der Materialwahl stellen. Warum ließ Gott die Hütte mit Stoffbahnen von Leinen und Wolle behängen? Insbesondere, wo er doch das Vermischen von Leinen und Wolle ablehnt (Vgl. 5. Mose 22,11). Doch dafür sollten wir einen Blick auf die Arbeit von Andrew Hoy werfen.
Terumah und die wahrscheinliche Form der Stiftshütte
Andrew Hoy stellt mit seinem Project314 eine alternative Form der Stiftshütte vor. Diese hat einen kreisförmigen Grundriss.
An dieser Stelle möchte ich nicht zu tief in seine Arbeit eintauchen, da das den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde. Ich habe aber seine Baupläne, welche er an Hand der hebräischen Beschreibungen aus Terumah und Tetzaveh erstellt hat, vorliegen. Aus meiner Sicht sind seine Ausführungen schlüssig und wahrscheinlicher als jedes rechteckige Modell, das ich kenne.
Ich kann die Auseinandersetzung mit seiner Arbeit deshalb nur sehr empfehlen.
Andrew fügt in seinem Modell die zehn leinen Zeltbahnen jeweils an den kurzen 4 Ellen langen Seiten zusammen, sodass eine lange Bahn von 10x 28 Ellen entsteht. Diese lange Bahn wird zu einem Kreis zusammengefügt und bildet dann die Wand des Zeltes (Vgl. 2. Mose 26,1-6).
Die Bahnen aus Ziegenhaar fügt er in ähnlicher Weise zusammen. Doch legt er sie nicht über das Zelt, sondern nutzt sie als Begrenzung des Vorhofs. Grundlage dafür ist folgender Vers:
Du sollst auch Zeltbahnen aus Ziegenhaar machen, als Zeltdach über die Wohnung; elf solche Zeltbahnen sollst du herstellen. (2. Mose 26,7)
Andrew geht davon aus, dass die Formulierung לאהל על־המשׁכן (leohel al-hamischkan) auch als „Bedeckung um die Wohnung“ o.Ä. übersetzt werden kann. Damit hätten die Wollbahnen auch eine sinnvolle Verwendung und sind nicht einfach oben auf das Zelt gelegt. Darüber hinaus sind die Bahnen aus Leinen auch äußerlich sichtbar.
Schließlich nutzt er noch die Behänge aus Leinen für den Eingangsbereich des Vorhofs (Vgl. 2. Mose 27,9-19).
Für die weiteren Ausführungen in diesem Beitrag werde ich mich am Stiftshüttenmodell von Andrew Hoy orientieren. Wer mit seiner Arbeit noch nicht vertraut ist, kann sich dazu gern einen Eindruck auf seiner Webseite verschaffen.
Die Materialien der Zeltbahnen – Leinen
Neben den verwendeten Farben hatte auch das Material besondere Eigenschaften, die geistliche Lehren für uns breit halten. Schließlich war die Stiftshütte immer auch als ein Bild auf uns selbst und unseren Tempel gemeint.
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? (1. Korinther 6,19)
Leinenfasern sind sehr reißfest und robust. Sie sind belastbar und können es gut überstehen, wenn man an ihnen reißt, zerrt oder zieht. Sie gehen daran nicht so schnell kaputt.
Darüber hinaus sind sie antistatisch, wodurch sie Schmutz abweisen und ihn kaum aufnehmen. Dasselbe gilt für Bakterien, die mit Krankheiten in Verbindung stehen. Auch diese fühlen sich in Leinenfasern nicht besonders wohl.
Zu guter Letzt nimmt Leinen bis zu 35% der Luftfeuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab. Der Stoff ist damit eine Art natürlicher Luftfilter. Negative oder krankmachende Bestandteile kann Leinen durch die Luftfeuchtigkeit aufnehmen und die Luft davon in gewissem Maße reinigen.
Die Materialien der Stiftshütte – Ziegenwolle
Ziegenwolle zählt heute noch zu einem der edelsten Stoffe in der Textilherstellung. Das liegt daran, dass auch Ziegenwolle die Luftfeuchtigkeit ableitet und eine Art Luftfilter sein kann.
Darüber hinaus ist der Stoff sehr elastisch und langlebig und weist einen hohen Tragekomfort auf. Gestrickte Stoffe aus Ziegenwolle knittern und verfilzen kaum und bleiben somit nach außen immer in Form.
In der Bibel hat der Ziegenbock allerdings eine prominente Rolle in Form des Azazel – des Sündenbocks – an Jom Kippur.
Und Aaron soll Lose werfen über die beiden Böcke, ein Los »Für YHWH« und ein Los »Für die Verwendung als Sündenbock«. (3. Mose 16,8)
Über diesen Bock sollten an Jom Kippur alle Sünden der Israeliten bekannt werden. Anschließend wurde er mit diesen Sünden in die Wüste geschickt, wo er sein Ende finden sollte.
Allein durch die Wahl der des Ziegenhaars als Material für die Zeltbahnen zeigt uns Gott, dass wir nur durch den Tod des Ziegenbocks, der sinnbildlich für Jeschua steht, Zugang zur Stiftshütte bekommen. Nur mit dem richtigen Opfer, welches unsere Sünden tilgt, werden überhaupt erst in die Lage versetzt, zu sehen, was wirklich im Inneren des Vorhofs und der Stiftshütte auf uns wartet.
Unsere Lehre aus Terumah
Nicht nur die physischen Materialeigenschaften waren für den Bau eines solch gewaltigen Zeltes wie der Stiftshütte optimal. Tatsächlich ist jedes einzelne Material auch geeignet eine geistliche Botschaft zu kommunizieren.
So sehen wir am Leinen, dass wir stark sind, auch wenn wir unter Druck geraten. Wir werden nicht einknicken oder zerreißen, weil Jeschua uns die Kraft gibt, allem Stand zu halten.
Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Messias. (Philipper 4,13)
Gleichzeitig erwartet YHWH aber auch, dass wir als Friedensstifter und Botschafter seines Reiches die Atmosphäre dort reinigen, wo wir hingehen. Wir bringen dadurch, dass wir seinen Geist aufnehmen, das Reich Gottes überall da hin, wo wir uns aufhalten. Negative Schwingungen haben in unsere Gegenwart keinen Platz, weil Gott sie durch seinen Geist vertreibt.
Doch wir sind uns auch bewusst, dass wir nur durch das Opfer Jeschuas in unsere Rolle als himmlische Botschafter versetzt sind. Nur durch seinen Tod haben wir die Freiheit, wieder in seiner Kraft und in seinem Geist auf der Erde zu wandeln. Und diese gute Botschaft tragen wir in die Welt – durch Wort und Tat!
- #25 Tzav – “Gebiete!” - 24. März 2024
- Purim und die Offenbarung der Braut - 19. März 2024
- 24 Wajikra – “Und er rief” - 17. März 2024