#42 Re’eh – „Siehe!“
Re’eh
5. Mose 11,26-16,17
Jesaja 66,1-24; Johannes 6,35-51
Die Lesung Re’eh zeigt uns ganz deutlich, dass Götzendienst YHWH ein Gräuel ist. Der Allmächtige duldet keine Götzen neben sich oder innerhalb seines Volkes. Er will, dass Israel rein davon bleibt.
Doch was sollte passieren, wenn sich doch jemand aufmachte, um die Anbetung anderer Götter in Israel zu etablieren?
Israel, die Nation ohne Geheimgesellschaften
In Re’eh lesen wir folgende Anweisung:
Wenn dich dein Bruder, der Sohn deiner Mutter oder dein Sohn oder deine Tochter oder deine Ehefrau oder dein Freund, der dir [so lieb] wie deine Seele ist, heimlich anstiftet und sagt: »Lasst uns hingehen und anderen Göttern dienen!« — die du nicht gekannt hast, weder du noch deine Väter, von den Göttern der Völker, die um euch her sind, sie seien nahe bei dir oder fern von dir, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde —, so sollst du nicht einwilligen und nicht auf ihn hören; du sollst ihn nicht verschonen, und du sollst kein Mitleid [mit ihm] haben, noch ihn verbergen, sondern du sollst ihn unbedingt umbringen; deine Hand soll als erste an ihm sein, um ihn zu töten, und danach die Hand des ganzen Volkes. (5. Mose 13,7-10)
Wenn es also in Israel einen Menschen gibt, der andere dazu anstiften will, fremde Götter anzubeten, so soll er getötet werden. Interessant ist dabei, dass jeder Israelit dazu aufgefordert ist, den Götzendiener zu töten. Es spielt keine Rolle in welchem Verhältnis er zu ihm steht. Auch wenn es der eigene Ehepartner ist, so muss er getötet werden.
Doch die Voraussetzung dafür ist, dass der Götzendiener sein Werk heimlich tut, was bedeutet, dass ihm sein Unrecht bewusst ist. Es handelt sich in dem Fall also um bewusste Rebellion gegen Gott.
Die heimliche Anstiftung kommt einer geheimen Unterwanderung Israels gleich. YHWH schließt damit aus, dass es in seinem Reich irgendeine Art von Geheimgesellschaft geben soll. Sein Reich soll von öffentlicher und transparenter Anbetung des Schöpfers von Himmel und Erde geprägt sein.
Der innere Konflikt
Diese Gedanken, die wir aus dem Vers in Re’eh gezogen haben, sind uns in der Theorie vollkommen klar. Doch wollen wir uns noch einmal in die Situation eines Israeliten hinein versetzen, der einen nahe stehenden Verwandten als heimlichen Götzendiener vorfindet.
Für YHWH wiegt der Götzendienst so schwer, dass er auch keine Rücksicht auf familiäre Beziehungen nimmt. Einerseits soll der Götzendiener die Todesstrafe erhalten. Andererseits testet der Allmächtige aber auch, ob wir ihn mehr lieben als irgendeinen Menschen.
Jeschua erwartet genau diese Liebe von uns, denn er sagt:
Und jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meines Namens willen, der wird es hundertfältig empfangen und das ewige Leben erben. (Matthäus 19,29)
Indem er den Segen für diejenigen in Aussicht stellt, die Häuser, Äcker, Väter, Kinder oder Frauen verlassen haben, bestätigt Jeschua auch, dass diese Opfer zum Leben eines Gläubigen gehören können.
Ein anderes gutes Beispiel dafür ist Abraham, der bereit war seinen einzigen Sohn für Gott zu opfern (Vgl. 1. Mose 22,1-19).
Es stellte sich also für jeden Israeliten, der einen Götzendiener kannte, die Frage, ob er Gott wirklich über alles liebte oder selbst einen Götzen in seinem Leben hatte – nämlich diesen rebellischen Menschen. Liebte er Gott mehr als die Menschen? War ihm die Gerechtigkeit nach der Torah wichtiger als die Beziehung zu einem Menschen?
Die Botschaft aus Re’eh an uns
Das Gleiche gilt für uns heute. In manchen Situationen müssen wir uns entscheiden, ob wir die Beziehung zu einem Menschen aufgeben, weil sie die Beziehung zu Gott gefährden würde.
Für einen solchen Schritt benötigen wir viel Weisheit und eingehende Prüfung, bevor wir ihn gehen. Doch manchmal ist es tatsächlich unumgänglich.
YHWH gibt uns die Verantwortung unser Umfeld immer wieder neu zu prüfen. Mit wem umgeben wir uns? Welche Beziehungen bringen uns unserem geistlichen Ziel wirklich weiter? Welche behindern uns dabei?
Möge Jeschua uns dabei leiten, dass wir vor ihm wohlgefällig wandeln und uns seine Gerechtigkeit wichtiger ist, als alles andere in dieser Welt.
- Vom Lamm zum Retter: Einblicke in den Dienst Jeschuas - 17. April 2024
- #28 Metzora – „Aussätziger“ - 14. April 2024
- #27 Tazria – “Sie empfängt” - 7. April 2024