Pessach und der zehnte Tag
Als die Kinder Israels die Anweisungen für das Pessach in Ägypten erhielten, trug ihnen YHWH durch Mose auf, sich ein Lamm für jedes Haus zu nehmen. Dieses Lamm sollte am zehnten Tag des ersten Monats ausgesucht und am 14. Tag geschlachtet werden.
Was hatte aber damit auf sich? Warum sollte das Lamm noch vier Tage im Haus des Vaters verbringen?
Das Pessachopfer im Kontext von Ägypten
Als Gott die Kinder Israels anwies, ein einjähriges Lamm von Schafen oder Ziegen zu opfern (Vgl. 2. Mose 12,5), stellte dies eine besondere Herausforderung dar. Widder und Ziegenböcke galten den Ägyptern als heilige Tiere. Das einfache Volk durfte sie nicht schlachten oder essen.
Mit anderen Worten, wies Gott sein Volk an, ganz offen gegen den Götzenkult Ägyptens Stellung zu beziehen. Das Symbol einer der wichtigsten Götter zu töten und sein Blut demonstrativ an die eigene Tür zu schmieren, war ein klares Statement, welches wohl kein Ägypter missverstehen konnte.
In diesem Kontext gibt es eine interessante Perspektive innerhalb der jüdischen Überlieferung, die eine Erklärung liefert, weshalb die Lämmer vor ihrem Tod noch vier Tage in den Häusern der Israeliten bleiben sollten.
Nachdem also die Kinder Israels die Lämmer in ihre Häuser genommen hatten, kamen Ägypter herzu, die erfahren wollten, was es damit auf sich hatte. Die Kinder Israels erklärten ihnen, dass dies das Pessachopfer sei und in der Nacht des 14. Aviv sämtliche Erstgeburt erschlagen werden würde.
Nun sammelten sich einige ägyptische Erstgeborene und versuchten, die anderen Ägypter zu überzeugen, die Israeliten doch noch gehen zu lassen. Doch diese verweigerten diese Bitte.
In dieser Variante sehen wir, dass es durchaus noch vier Tage der Gnade für die Ägypter gab. Bei der zehnten Plage ging es für jeden Erstgeborenen um Leben und Tod. In dieser Nacht würde es keine Familie in Ägypten geben, in der nicht ein Toter war. Folglich sorgte Gott mit den vier Tagen, in denen die Lämmer in den Häusern der Familien blieb, für ein letztes Zeitfenster der Umkehr.
Die Untersuchung des Pessach-Lammes
Es gibt aber weitere mögliche Gründe für die Wahl des Lammes am zehnten und dessen Schlachtung am 14. Tag des Monats Aviv. Das Lamm sollte makellos sein.
Dieses Lamm aber soll makellos sein, männlich und einjährig. Von den Schafen oder Ziegen sollt ihr es nehmen, und ihr sollt es aufbewahren bis zum vierzehnten Tag dieses Monats. Und die ganze Versammlung der Gemeinde Israels soll es zur Abendzeit schächten. (2. Mose 12,5-6)
Jede Familie hatte also vier Tage Zeit, um den Zustand des Lammes zu überprüfen. Sollte sie nach der Inspektion doch einen Fehler gefunden haben, gab es noch genug Zeit, einen Ersatz zu finden.
Im Grunde ist dies ein prophetischer Vorschatten auf Jeschua, welcher ebenfalls vier Tage von den Priestern und Schriftgelehrten im Tempel auf die Probe gestellt wurde. Sie stellten ihm verschiedene Fragen zur Auferstehung, zum Zahlen der Steuer, nach seiner Vollmacht oder nach dem größten Gebot (Vgl. Matthäus 22).
Doch auf all diese Fragen wusste Jeschua eine adäquate und schriftgemäße Antwort. Somit wies das Pessachlamm in Ägypten auf das viele Jahrhunderte später in Erscheinung tretende Lamm Gottes (Vgl. Johannes 1,29) in Form des Messias hin.
Die Zahlen 10 und 4
Eine weitere Ebene, die wir uns ansehen können, ist die Bedeutung der involvierten Zahlen.
Die zehnte Plage sollte am zehnten Tag damit eingeleitet werden, dass sich jedes hebräische Haus ein Lamm nahm. Die Zahl zehn drängt sich hier förmlich auf.
Dabei handelt es sich um eine Zahl, die die perfekte göttliche Ordnung widerspiegelt. Dies lässt sich daran erkennen, dass
- Gott zehn Worte vom Berg Sinai sprach,
- Gott in der Schöpfungswoche zehnmal sagte: „Es werde…“, also mit zehn Geboten die Welt schuf,
- Noah der zehnte seiner Generation war und mit ihm das Gericht der Sintflut über die Erde kam oder
- Israel zehnmal in der Wüste rebellierte, bis Gott der Vätergeneration verbot, ins Land zu kommen.
Die Zahl zehn deutet also darauf hin, dass mit dem Tod der Erstgeburt in Ägypten etwas vollendet wird. Der göttliche Plan fand hierin seinen Klimax und seine Vollendung im Hinblick auf Mizraim.
Die Zahl vier hingegen steht für die Schöpfung. Innerhalb der geschaffenen Welt begegnen uns immer wieder Vierheiten:
- 4 Himmelsrichtungen
- 4 Jahreszeiten
- 4 Flüsse im Garten Eden
- 4 Weltreiche aus Daniels Visionen
- 4 lebendige Wesen um den Thron Gottes
Mit der Wahl der Daten, an denen das Pessachlamm gewählt bzw. geschlachtet werden sollte, erzählt uns Gott eine Geschichte. Das Tier, welches sich jeder Hausvater aussuchte, stand stellvertretend für ein göttliches Dekret, welches sich über die gesamte Schöpfung erstrecken würde.
Der Tod des Lammes, Jeschuas, würde Konsequenzen für die ganze Welt haben. Jeder Mensch hat heute die Wahl, ob er auf der Seite der Ägypter oder auf der Seite der Hebräer steht. Das ist eine ewig gültige Ordnung. Lasst uns weise wählen!
Chag Pessach Sameach!
Bildquelle: Pixabay.com
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