Schavuot und die Bedeutung der 50
Die Heilige Schrift weist uns an, nach dem Tag der Erstlingsfrucht 7 Schabbate oder 50 Tage zu zählen. Dieser 50. Tag sei dann das Wochenfest.
Danach sollt ihr euch vom Tag nach dem Sabbat, von dem Tag, da ihr die Webegarbe darbringt, sieben volle Wochen abzählen, bis zu dem Tag, der auf den siebten Sabbat folgt, nämlich 50 Tage sollt ihr zählen, und dann YHWH ein neues Speisopfer darbringen. (3. Mose 23,15-16)
Im Folgenden wollen wir uns mit diesen 50 Tagen etwas genauer ansehen.
Der Weg zum Sinai
In der Erzählung der Torah sehen wir, dass die 50 Tage den Weg vom Auszug aus Ägypten bis hin zum Berg Sinai beschreiben. Im Grunde wird hierbei ein Kreislauf offengelegt, vom Bundesschluss im Land Ägypten durch das Blut des Lammes zum Bundesschluss am Berg Sinai.
In beiden Fällen ist der Bündnispartner Gott.
Israel zog aus Ägypten aus, ging immer der Wolke, in der der Engel Gottes war, hinterher und kam letztlich am Sinai an, um dort dem Allmächtigen zu begegnen.
Auf dem Weg dorthin hatte das Volk aber viele weitere Begegnungen mit dem Schöpfer. Allerdings stellte sich Gott immer wieder in anderen Rollen dar, weshalb die Kinder Israels auch immer wieder andere Aspekte von ihm kennenlernten.
- Der Erretter – durch die Errettung aus Ägypten
- Der Kriegsmann – als er die Ägypter im Meer versenkte
- Der Versorger – als er Manna vom Himmel und Wasser aus dem Felsen kommen ließ
- Der Verteidiger – als er Israel vor Amalek verteidigte
- Der Heiler – als er sich bei Massa als Arzt vorstellte
- Der Vater – der seinen Sohn durch die Wüste trug
- Der Eheherr und König – zum Bundesschluss am Sinai
Die Liste ist wahrscheinlich lange nicht vollständig. Doch können wir festhalten, dass der Weg von Ägypten zum Berg Sinai (Schavuot) ein Weg der Erkenntnis war. Das Volk Israel durfte den Allmächtigen in all seinen Facetten kennenlernen, um am Berg ein aufrichtiges JA zum Bündnisangebot geben zu können.
Dass dieser Weg 50 Tage dauerte, war sicher kein Zufall.
Die Zahl 50 in der Bibel
Wir kennen die 50 nicht nur von Schavuot. Auch das Jubeljahr sollte im 50. Jahr gehalten werden. Wir sehen dabei ein ähnliches Muster. Jedes siebente Jahr war ein Sabbatjahr, doch nach 7×7 Jahren, im 50. Jahr, sollte jeder Israelit wieder zu seinem Besitz und zu seiner Familie zurückkehren (Vgl. 3. Mose 25,1-14).
Im Grunde war das Jubeljahr eine Art Reset. Alles ging wieder auf Anfang. Die Grundstücke gingen an ihre ursprünglichen Besitzer zurück, die Schulden waren komplett erlassen und die Sklaven kamen frei. Jeder hatte wieder seine Ausgangssituation und konnte neu anfangen.
Somit steht die 50 auch für einen Neuanfang oder einen Durchgang in eine neue Zeit oder einen anderen Raum. Wenn wir uns die folgenden Verwendungen der Zahl 50 im biblischen Text ansehen, dann sehen wir Hinweise auf diese Botschaft.
- 50 Schleifen und 50 Klammern, die die Stiftshütte zu einem Ganzen zusammenfügen sollten (Vgl. 2. Mose 26). Dabei war die Stiftshütte ein Raum, der von der Außenwelt separiert war, ein Ort, an dem man Gott begegnen konnte.
- Der Dienst der Leviten, welcher mit 50 Jahren endete (Vgl. 4. Mose 4,35). Mit dem Alter von 50 Jahren ging der Dienst der Leviten an der irdischen Stiftshütte zu Ende, es begann ein euer Abschnitt.
Wenn wir nun die Zahlen 1 und 50 in Buchstaben ausdrücken wollen, dann fallen die zuvor genannten Prinzipien wieder auf.
Von Alef zu Nun
Jeder hebräische Buchstabe kann in einem Zahlenwert ausgedrückt werden. Dabei können die Zahlen 1 bis 10 in den ersten zehn Buchstaben des Alphabets wiedergegeben werden. Danach geht es in Zehnschritten weiter.
Dabei entspricht die 1 dem Buchstaben Alef, welcher gleichzeitig für Stärke, aber auch für Gott steht.
Die Zahl 50 entspricht dem 14. Buchstaben des Alphabets, dem Nun. Der Buchstabe Nun hat aber auch die Bedeutung von Leben. Wenn wir dies mit den Worten Jeschuas in Verbindung bringen:
Jeschua spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich! (Johannes 14,6),
… dann sehen wir, dass der Ausgangspunkt Alef bei Gott ist; das Ende aber auch. Auf dem Weg zwischen Alef und Nun begegnen wir vielen weiteren Eigenschaften von Gott.
- Lamed – der Lehrer
- Daleth – die Tür
- Beth – das Haus bzw. der Tempel
- Chet – die Mauer oder der Zaun, auch im Sinne einer Festung
- He – der Geist oder auch die Freude
Fazit
Der Weg von der 1 zur 50, von der Erstlingsfrucht zu Schavuot, von Alef zu Nun oder von Jubeljahr zu Jubeljahr beschriebt unseren Lebensweg. Wir gingen von Gott aus in diese Welt, um unseren himmlischen Vater in all seinen Facetten kennenzulernen.
Am Ende gehen wir aber zu Gott zurück, dann allerdings nicht mehr als Kind bzw. Tochter, sondern als Braut. Dieser Weg ist unsere Wüstenwanderung, in der wir unseren zukünftigen Bräutigam intensiv erleben dürfen.
Und am Ende dieses Weges wollen wir als überzeugte und gereifte Braut vor ihm stehen, die einfach sagt: Ja, ich will!
Tipp: Für ein intensiveres Studium hat Rivkah eine Ausarbeitung zu den Wanderzügen Israels bereitgestellt.
Bilquelle: Moody Publishers / FreeBibleimages.org
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