Vom Lamm zum Retter: Einblicke in den Dienst Jeschuas
Zu Pessach sollte Israel ein einjähriges Lamm schlachten, das fehlerlos war und dem kein Knochen gebrochen wurde (vgl. 2. Mose 12,5). Jeschua wurde von Johannes dem Täufer als das Lamm Gottes bezeichnet (vgl. Johannes 1,29). Jeschua erfüllte die Prophezeiung, als Pessachlamm zu sterben, denn sein Tod geschah am Pessachfest. Dass sein Knochen nicht gebrochen wurde, wissen wir aus den Evangelien. So heißt es zum Beispiel bei Johannes:
Als sie aber zu Jeschua kamen und sahen, dass er schon gestorben war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, (Johannes 19,33)
Dass er makellos war, prüften die Pharisäer einige Tage vor seinem Tod, indem sie ihm verschiedene Fragen stellten, die er richtig beantworten sollte. Dabei verblüffte Jeschua seine Zuhörer immer wieder mit seiner Weisheit. Aber wie passt es zusammen, dass das Lamm zu Pessach ein einjähriges Lamm sein musste, Jeschua aber schon etwa 30 Jahre alt war, als er sein Wirken begann?
Das einjährige Lamm
Wir wissen also, dass Jeschua bereits 30 Jahre alt war, als er getauft wurde und damit seinen Dienst auf der Erde begann.
Und Jeschua war ungefähr 30 Jahre alt, als er begann; er war, wie man meinte, ein Sohn Josephs, (Lukas 3,23)
Diese 30 Jahre entsprechen dem Alter der Leviten und Priester, an dem diese voll in ihren Dienst eintreten konnten (Vgl. 4. Mose 4,3).
Nun sind aber 30 nicht gleich 1. Wie erfüllte Jeschua also die Prophezeiung des einjährigen Pessachlamms? Der Blick auf sein Alter hilft uns hier nicht weiter. Aber vielleicht finden wir einen Hinweis, wenn wir auf die Zeitspanne von seiner Taufe bis zu seinem Tod schauen.
Die geläufige Meinung dazu ist, dass Jeschuas Dienst dreieinhalb Jahre lang war. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass sein Dienst tatsächlich nur ein Jahr lang gewesen ist und er somit die Prophezeiung erfüllt hat.
Im Folgenden einige Gedanken dazu:
- Markus, Lukas und Matthäus erwähnen in ihren Evangelien nur ein Pessachfest. Es ist das Fest, an dem Jeschua starb. Der Aufbau dieser drei Evangelien deutet auf einen Dienst von ca. 1 Jahr hin.
- Johannes hingegen benennt mehrere Feste.
a) Das 1. Pessachfest (Johannes 2,13)
b) Ein weiteres Fest, wahrscheinlich Schavuot (Johannes 5,1)
c) Das 2. Pessachfest (Johannes 6,4)
d) Das Laubhüttenfest (Johannes 7,2)
e) Das Fest der Tempelweihe, Chanukka (Johannes 10,22)
f) Das dritte und letzte Pessach, an dem Jeschua gestorben ist (Johannes 18,39)
Wenn wir uns die Abfolge von Johannes ansehen, scheint dies für einen Dienst von etwa 3 Jahren zu sprechen.
Doch es gibt ein Problem, welches das zweite Pessachfest im Johannesevangelium betrifft.
Ein erfundenes Pessachfest?
Innerhalb der Theologen und textkritischen Gelehrten gibt es eine kontroverse Diskussion über Johannes 6 Vers 4. Dabei steht die Frage im Raum, ob der Vers tatsächlich Teil des ursprünglichen Evangeliums war oder später hinzukam.
Die meisten griechischen Manuskripte enthalten den Vers. In manchen Manuskripten ist er mit einem Asterisk versehen. Ein Asterisk wurde immer dann in Texten platziert, wenn sich ein Schreiber der Authentizität eines Textes nicht sicher war.
Es gibt mehrere Punkte, die dafür sprechen, dass Johannes 6 Vers 4 tatsächlich erst später in den Text eingefügt wurde.
- Der Vers passt nicht in den Kontext. Er wirkt wie ein künstlicher Einschub in die Geschichte Speisung der Fünftausend. Der Einschub hat aber keinen Bezug zum Rest der Geschichte.
- Da der Vers im Kontext der Brotvermehrung steht, wirkt er aus einem weiteren Grund fehlplatziert. Das griechische Wort ἄρτος (artos) für Brot findet lediglich bei gesäuerten Borten Verwendung. Zu Pessach sollten aber ungesäuerte Brote gegessen werden.
- Zu Pessach wäre Jeschua verpflichtet gewesen, nach Jerusalem zu gehen (Vgl. 2. Mose 23,15). Wir lesen aber nicht, dass er sich auf den Weg machte.
- Verschiedene Gelehrte sowie einige Kirchenväter sahen ebenfalls keinen Zusammenhang zu Pessach in Johannes 6,4. Es könnte sich bei dem Fest der Juden auch um das Laubhüttenfest gehandelt haben.
Nehemia Gordon gibt in dem folgenden Video einige interessante Einblicke zum Thema (leider nur auf Englisch):
Fazit
Wenn wir davon ausgehen, dass es sich bei Johannes 6,4 um einen Einschub handelt, der später von einem Schreiber hinzugefügt worden ist, scheint ein einjähriger Dienst von Jeschua möglich. Dann diente er von Pessach bis Pessach.
Damit kann der Messias die Prophezeiung des einjährigen Lammes erfüllen. Und da Jeschua selbst ankündigte, dass er gekommen sei, um das Gesetz und die Propheten zu erfüllen (Vgl. Matthäus 5,17), sollten wir davon ausgehen, dass er auch den Bedingungen des Pessachlammes vollständig entsprach.
Bildquelle: Pixabay.com
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