Unser Weg zum Priestertum (Teil 3) – Die Gaben
Im zweiten Teil der Reihe zum biblischen Priestertum haben wir einen Blick auf die Priesterkleidung geworfen. Diese sollte den Priestern zur Ehre und zur Zierde sein. Somit waren sie ein wichtiger Bestandteil für ihren Dienst.
Doch bevor Aaron und seine Söhne ihre Kleider anlegen konnten, sollten sie zur Stiftshütte kommen. Und dort warteten bereits einige Gaben auf sie, die im Laufe der Zeremonie ihrer Weihung auf dem Altar dargebracht werden sollten.
Im Folgenden werden wir uns die einzelnen Gaben ansehen und die geistliche Bedeutung für uns daraus ziehen.
Von Tieren und von Broten
In der Heiligen Schrift heißt es:
Das ist aber die Verordnung, die du befolgen sollst, um sie zu heiligen, damit sie mir als Priester dienen: Nimm einen Jungstier und zwei makellose Widder, sowie ungesäuertes Brot und ungesäuerte Kuchen, mit Öl gemischt, und ungesäuerte Fladen, mit Öl gesalbt; aus Feinmehl vom Weizen sollst du alles machen; und lege es in einen Korb und bringe es in dem Korb dar zusammen mit dem Jungstier und den beiden Widdern. (2. Mose 29,1-3)
Um Aaron und seine Söhne zu Priestern weihen zu können, sollte Mose verschiedene Dinge zum Eingang der Stiftshütte bringen. Diese waren:
- ein Jungstier
- zwei makellose Widder
- ein ungesäuertes Brot
- einen ungesäuerten Kuchen und
- einen ungesäuerten Fladen
Alle Gebäcke sollten aus Feinmehl und mit Öl gemischt sein. Das Feinmehl steht dabei für sehr fein gemahlenes, evtl. auch ausgesiebtes Mehl. Der Herstellungsprozess dafür war sehr aufwendig. Das Öl steht für den Heiligen Geist (Vgl. 1. Samuel 16,13).
Auffällig an der Aufzählung ist allerdings, dass es drei verschiedene Backwaren sein sollten, die sich durch die Zutaten nicht voneinander unterschieden. Was hatte es also damit auf sich?
Doch bevor wir uns dieser Frage zuwenden, sehen wir uns erst noch die drei Tiere an, die dargebracht werden sollten.
Der Jungstier und die Widder
Sowohl der Stier als auch der Widder stehen im hebräischen Denken für Stärke, Kraft und Macht.
Stiere wurden als Zugtiere für den Pflug benutzt. Mit dem Pflug wurde die Erde mit Gewalt aufgebrochen und umgewälzt. Priester des Allerhöchsten werden damit rechnen müssen, dass auch sie und ihr Ich durch himmlische Interventionen aufgebrochen und umgewälzt werden. Letztlich sollen sie ja eine neue Kreatur werden (Vgl. 2. Korinther 5,17).
Das hebräische Wort für Widder איל (ail) enthält sogar in der Wurzel die Bedeutung von Stärke, Kraft und Macht. Folgend ein Beispielvers dafür:
Ich werde schon zu denen gerechnet, die in die Grube hinabfahren; ich bin wie ein Mann, der keine Kraft mehr hat. (Psalm 88,5)
Durch die beiden Widder soll auch die eigene Kraft der Priester symbolisch auf dem Altar Gottes geopfert werden, denn Gott ist nur in den Schwachen mächtig (Vgl. 2. Korinther 12,9).
Die ungesäuerten Backwaren
Kommen wir nun zu den Gebäcken, die zur Weihung der Priester dargebracht werden sollten. Wir haben schon gesehen, dass diese ungesäuert und mit Öl gesalbt sein sollten. Gott möchte keine Gaben, die durch Sünde (Sauerteig) verunreinigt werden. Vielmehr sehnt er sich, uns durch seinen Geist (Öl) zu durchtränken.
Jedes Gebäck steht genau wie die Opfertiere für ein bestimmtes Thema, welches Gott mit seinen Priestern bearbeiten möchte.
Das Brot (lechem) steht für die Kämpfe der Priester. Das Wort für Krieg (milchama) kommt von dieser Wurzel. Unser Leben in dieser gefallenen Welt ist geprägt von Kämpfen, die wir im Alltag ausfechten. Doch YHWH möchte für uns durch seinen Geist kämpfen. Als Priester geben wir ihm all unsere Probleme hin und vertreuen auf seine Lösung und seinen Sieg.
Der Kuchen (challah) steht von der Wurzel herkommend für unsere Wunden (chalal), die wir mit uns herumtragen. Auch diese möchte Gott heilen. Doch er kann es nur, wenn wir sie zu seinem Altar bringen.
Die Fladen (raqiq)stehen hingegen für die Dinge, für die wir uns abgrundtief schämen. Das entsprechende Wurzelwort raqaq wird tatsächlich mit spucken übersetzt.
Wenn aber der mit einem Ausfluss Behaftete auf einen Reinen spuckt, so soll dieser seine Kleider waschen und sich im Wasser baden; und er wird unrein sein bis zum Abend. (3. Mose 15,8)
Es gibt Erlebnisse und Erfahrungen in unserem Leben, von denen uns regelrecht übel wird. Es spielt keine Rolle, ob wir sie selbst getan haben oder ob sie uns widerfahren sind. Wir wollen sie am liebsten gut verstecken und nie wieder herausholen. Doch Gottes Priester werden sich auch damit beschäftigen müssen.
Die Transparenz als Schlüssel
Die ersten Priester im Garten Eden – Adam und Eva – waren nackt und schämten sich nicht (Vgl. 1. Mose 2,25). Sie lebten in völliger Transparenz zueinander und mussten nichts verstecken. Erst mit der Sünde kam die Scham und beide fingen an sich zu bedecken. Sie nahmen die Nacktheit als Problem wahr, denn als Segen.
Doch Gottes Priester werden wieder in diese geistliche Transparenz geführt. All die Gaben, die zur Stiftshütte gebracht werden sollten, sprechen diese Sprache.
YHWH wird die harte Kruste der Priester aufbrechen, ihre Verteidigungswälle niederreißen und sich ihrer Kämpfe, Wunden und ihrer Scham annehmen.
Erst wenn sich Gottes Priester diesen Themen stellen, sind sie wirklich in der Lage, dem Allmächtigen zu dienen.
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