Leben auf der neuen Erde
Die Bibel steckt voller Verheißungen auf ein zukünftiges Friedensreich auf einer neuen Erde. Unsere Hoffnung in dieser gefallenen Welt besteht darin, dass der Messias Jeschua eines Tages zurückkommen und die Erde wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen wird.
Dann werden wir hier wieder Zustände haben, die denen des Garten Edens gleichen.
Die Verheißung der neuen Erde
Im Buch der Offenbarung erfahren wir durch den Apostel Johannes, was Gott mit der Erde vorhat.
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer gibt es nicht mehr. (Offenbarung 21,1)
Auch der Apostel Petrus sprach davon, dass die Erde komplett erneuert werden wird (Vgl. 2. Petrus 3,13). Woher aber haben die beiden Nachfolger Jeschuas diese Verheißung? Woher wussten sie von der neuen Erde?
Um das herauszufinden, müssen wir in unserer Bibel etwas zurückblättern. Wenn wir beim Propheten Jesaja im Kapitel 65 angelangt sind, finden eine fast identische Formulierung.
Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, sodass man an die früheren nicht mehr gedenkt und sie nicht mehr in den Sinn kommen werden; (Jesaja 65,17)
Wir wollen diesen Vers etwas genauer analysieren. Oft finden wir im hebräischen Text Formulierungen, die nicht korrekt in andere Sprachen übersetzt werden können. Und so sind auch die griechischen Texte des Neuen Testaments nicht in der Lage, die exakte Bedeutung der Prophezeiung von Jesaja wiederzugeben.
Die neue Erde – Jetzt oder später?
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass die hebräische Grammatik die typischen Zeitformen des Präsens, Präteritum oder Futurs nicht kennt. Die hebräische Sprache kommt im Wesentlichen mit zwei Zeitformen aus: Perfekt und Imperfekt. Hinzu kommt das Partizip eines Verbs.
Ich möchte diese Zeitformen kurz erklären.
- Perfekt: Diese Zeitform beschreibt eine abgeschlossene Handlung. Dies kann Formulierungen wie „ich bin Zuhause angekommen“ umfassen. Das Subjekt „Ich“ war auf dem Weg nach Hause und hat diesen Weg nun abgeschlossen.
- Imperfekt: Anders als das Perfekt beschreibt das Imperfekt Handlungen, die bislang nicht abgeschlossen sind. „Ich gehe nach Hause“ ist eine nicht abgeschlossene Handlung und würde in der hebräischen Grammatik im Perfekt ausgedrückt werden.
- Partizip: Das Partizip drückt eine Handlung der Gegenwart aus, die parallel zu einem Geschehen passiert. „Ich gehe nach Hause“ kann auch als Partizip ausgedrückt werden und beschreibt dann gegenwärtiges Geschehen.
Deutsche oder englische Übersetzer finden in ihren Sprachen keine treffenden Äquivalente für diese Grammatik. Sie müssen bei der Übersetzung dieser Zeitformen einen Kompromiss eingehen. Und dieser Kompromiss lautet oft, dass das Perfekt in Form des Präteritums, das Imperfekt in Form des Futurs und in das Partizip mit dem Präsens übersetzt werden.
Ganz falsch ist dieser Kompromiss natürlich nicht, da abgeschlossene Handlungen in der Regel in der Vergangenheit liegen und nicht abgeschlossene in der Zukunft. Dennoch geht ein Teil des eigentlichen Sinnes einer hebräischen Textstelle verloren.
Werfen wir mit diesem Wissen einen Blick auf den hebräischen Text von Jesaja 65,17:
יז כי הנני בורא שמים חדשים וארץ חדשה ולא תזכרנה הראשנות ולא תעלינה על לב (Jesaja 65,17, Aleppo Kodex)
Der unterstrichene Teil entspricht der Formulierung „… ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde …“. Welche Zeitform finden wir vor? Das Verb steht in einem Partizip, was auf die Gegenwart hindeutet.
Mit anderen Worten: Die neue Erde wird nicht erst in der Zukunft geschaffen. Gott schafft die Realität der neuen Erde in der Gegenwart aller Generationen und damit auch heute für uns. Neben der Grammatik des Verses können wir diese Tatsache auch aus der Beschreibung der neuen Erde schließen.
Die Eigenschaften der neuen Erde
Freude
Lesen wir Jesajas Prophezeiung ein wenig weiter. Dort heißt es:
… sondern ihr sollt euch allezeit freuen und frohlocken über das, was ich erschaffe; denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zum Jubel und sein Volk zur Freude. Und ich selbst werde frohlocken über Jerusalem und mich freuen über mein Volk, und es soll kein Klagelaut und kein Wehgeschrei mehr darin vernommen werden. (Jesaja 65,18-19)
Ein Kennzeichen der neuen Erde ist die Freude des Volkes über das Werk Gottes. Zudem wird sich Gott selbst über sein Volk freuen können. Ist diese Freude heute schon erreichbar?
Und jeden Tag waren sie beständig und einmütig im Tempel und brachen das Brot in den Häusern, nahmen die Speise mit Frohlocken und in Einfalt des Herzens; sie lobten Gott und waren angesehen bei dem ganzen Volk. Der Herr aber tat täglich die zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden. (Apostelgeschichte 2,46-47)
Als die Gemeinde nach dem Tod Jeschuas wuchs, waren alle Apostel zusammen und freuten sich über ihre Gemeinschaft und über das Werk, das Gott mit und unter ihnen vollbrachte. Diese Realität können wir heute auch erleben.
Langes Leben
Zudem sollen die Menschen auf der neuen Erde sehr alt werden (Vgl. Jesaja 65,18). Ist uns dies nicht auch schon verheißen?
Darum sollt ihr das ganze Gebot bewahren, das ich euch heute gebiete, damit ihr stark werdet und hineinkommt und das Land einnehmt, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen; und damit ihr lange lebt in dem Land, von dem YHWH euren Vätern geschworen hat, dass er es ihnen und ihrem Samen geben werde, ein Land, in dem Milch und Honig fließt. (5. Mose 11,8-9)
Wenn wir Gottes Gebote halten, ist uns bereits heute ein langes Leben verheißen und nicht erst in Zukunft auf der neuen Erde.
Grundbesitz
Zudem werden die Kinder Israels auf der neuen Erde ihre eigenen Gärten haben, aus denen sie ernten. Sie werden ihren eigenen Grundbesitz haben und nicht für andere arbeiten müssen (Vgl. Jesaja 65,21-23).
Auch der Prophet Micha nahm auf diesen Zustand Bezug, als er Folgendes äußerte:
… sondern jedermann wird unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen, und niemand wird ihn aufschrecken; denn der Mund YHWHs der Heerscharen hat es geredet! (Micha 4,4)
Beide Propheten sprachen über die neue Erde, auf der jeder unter seinem Weinstock oder seinem Feigenbaum sitzen wird. Nun schauen wir, was Jeschua zu Nathanael sagte:
Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe dich Philippus rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich! (Johannes 1,48)
Auch wenn Nathanael tatsächlich unter einem Feigenbaum gesessen hat, nahm Jeschua wahrscheinlich auch Bezug auf die Prophezeiung von Micha. Er nannte Nathanael einen Israeliten, in dem keine Falschheit war (Vgl. Johannes 1,47). Folglich war er ein Mann, der auch auf der neuen Erde seinen Platz unter seinem Feigenbaum einnehmen würde. Mit seinen Aussagen konstatierte Jeschua Nathanael, dass dieser bereits in der Realität der neuen Erde lebte.
Schnelle Gebetsantworten
Es heißt bei Jesaja, dass Gott auf der neuen Erde antworten wird, bevor wir rufen (Vgl. Jesaja 65,24). Auch diese Realität ist bereits heute für uns erlebbar.
Wir sehen dies am Knecht Abrahams, als dieser auf der Suche nach einer Frau für Isaak war. Er war auf Gottes Hilfe angewiesen und betete darum, die richtige Frau zu finden. Wir lesen im Text dazu:
Und es geschah, ehe er noch ausgeredet hatte, siehe, da kam Rebekka heraus, die Tochter Bethuels, der ein Sohn der Milka, der Frau Nahors, des Bruders Abrahams war; und sie trug einen Krug auf ihrer Schulter. (1. Mose 24,15)
Die zukünftige Frau Isaaks, Rebekka, erschien noch bevor der Knecht sein Gebet überhaupt zu Ende gesprochen hatte. Auch in diesem Fall erlebte der Knecht die Realität der neuen Erde in der Gegenwart. Und so ist es auch für uns möglich.
Die zahmen Tiere
Wir schauen uns noch einen letzten Punkt an. In der Prophezeiung Jesajas heißt es, dass Wolf und Lamm einträchtig beieinander liegen und auch der Löwe Gras fressen wird (Vgl. Jesaja 65,25).
Auf der neuen Erde wird es zahme Wildtiere geben. Kennen wir das nicht auch schon?
Als Daniel aufgrund seines Ungehorsams gegenüber dem Gesetz des persischen Königs in die Löwengrube geworfen wurde, sollte er darin den Tod finden. Wenn sich ein Mensch inmitten eines Rudels hungriger Löwen befindet, ist das auch zu erwarten. Doch als Daniel aus der Grube herausgeholt wurde, sagte er:
Mein Gott hat seinen Engel gesandt und den Rachen der Löwen verschlossen, dass sie mir kein Leid zufügten, weil vor ihm meine Unschuld offenbar war und ich auch dir gegenüber, o König, nichts Böses verübt habe! (Daniel 6,23)
Fazit
Wir haben gesehen, dass die neue Erde nicht erst in Zukunft für uns greifbar ist. Tatsächlich ist die Realität der neuen Erde bereits heute für uns erlebbar. Voraussetzung dafür ist, dass wir in Gottes Geboten wandeln und uns von der Sünde reinigen.
Wenn wir im Bund mit dem Allmächtigen bleiben, unterliegen wir den Gesetzen der neuen Erde. Damit liegt ein großes Potenzial für unser Leben vor uns. Doch wir müssen uns die Frage stellen, ob wir dieses Potenzial auch ausschöpfen.
Lebst du schon auf der neuen Erde?
Bildquelle: Pixabay.com
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