Unser Weg zum Priestertum (Teil 4) – Die Mikwe und die Salbung
In den vorangegangenen Teilen dieser Reihe haben wir bereits einen kurzen Blick auf die Priesterkleidung und die Gaben geworfen, die den Priestern im Zuge ihrer Weihe zur Stiftshütte gebracht wurden. Bevor wir uns nun tiefer mit den einzelnen Opfern befassen, werfen wir noch einen Blick auf die Mikwe und die Salbung, welche Aaron und seine Söhne empfingen.
Die Mikwe
Nachdem sämtliche Gaben vor den Eingang der Stiftshütte gebracht wurden, erhielt Mose folgenden Auftrag:
Dann sollst du Aaron und seine Söhne vor den Eingang der Stiftshütte führen und sie mit Wasser waschen. (2. Mose 29,4)
Aaron und seine Söhne sollten vor den Eingang der Stiftshütte geführt werden. Mose sollte die Männer dann waschen. Das Wort für „waschen“ an dieser Stelle ist eigentlich besser mit „baden“ oder „eintauchen“ übersetzt.
Somit tauchten die zukünftigen Priester in lebendiges Wasser ein. Im hebräischen Verständnis ist lebendiges Wasser mit fließendem Wasser gleichzusetzen. Das Eintauchen bzw. die Mikwe nennen wir heute auch Taufe. Es stellt sich allerdings die Frage, ob unser Verständnis einer christlichen Taufe oder eines jüdischen Taucbades wirklich die antike Mikwe widerspiegelt.
Grundsätzlich erfahren wir nicht, wie lang Aaron und seine Söhne im Wasser verblieben. Es wäre also durchaus auch möglich, dass es sich bei der Mikwe um eine Art Heilbad gehandelt hat. Hierfür wären Basen- oder Mineralbäder denkbar. In jedem Fall haben solche Bäder immer auch einen positiven, belebenden Einfluss auf den Geist des Badenden.
Stellen wir uns einmal vor, dass Aaron und seine Söhne vielleicht sogar für mehrere Stunden im fließenden Wasser verblieben. Das wäre ein mächtiges Bild: Das Wasser spülte den Schmutz von und aus ihrem Leib, sodass sie gereinigt bzw. erneuert in ihren Priesterdienst starten konnten.
Vor diesem Hintergrund ist möglicherweise auch folgende Formulierung von Paulus zu deuten:
Darum: Ist jemand in Messias, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden! (2. Korinther 5,17)
Wer in Jeschua ist, ist durch die Taufe (Mikwe) dem Tod des Messias gleich geworden und in einem neuen Leben auferstanden (Vgl. Römer 6,1-10). Auch wenn der Vers den Fokus natürlich auf eine veränderte Lebensweise durch die Kraft des Messias legt, könnten wir auch festhalten, dass durch die Mikwe ein Teil unsere physischen Schlacken weggespült wird. Dies hätte auch einen positiven Einfluss auf unseren Geist und unsere Gedanken.
Somit können wir das Bad der Priester symbolisch auch als inneren Reinigungsprozess verstehen.
Die Salbung
Nach dem Eintauchen im Wasser sollten die Priester ihre Kleider anlegen (Vgl. 2. Mose 29,5-6). Daraufhin sollte Mose eine Salbung über Aarons Haupt gießen.
Und du sollst das Salböl nehmen und auf sein Haupt gießen und ihn salben. (2. Mose 29,7)
Bei diesem Salböl handelte es sich um das besondere Öl, welches ausschließlich für die Stiftshütte hergestellt wurde (Vgl. 2. Mose 30,30).
Wir können die Rezeptur dieses Öls in der Bibel nachlesen.
Und YHWH redete mit Mose und sprach: Nimm du dir auserlesene Spezerei: 500 Schekel feinste Myrrhe und halb so viel wohlriechenden Zimt, 250 [Schekel], und wohlriechenden Kalmus, auch 250, dazu 500 [Schekel] Kassia, nach dem Schekel des Heiligtums, und ein Hin Olivenöl; und mache daraus ein heiliges Salböl, eine Mischung von Gewürzsalbe, nach der Kunst des Salbenbereiters gemischt; ein heiliges Salböl soll es sein. (2. Mose 30,22-24)
Auch wenn nicht jeder Bestandteil aus dem hebräischen Text eineindeutig identifizierbar ist, können wir doch festhalten, dass das Öl ein starkes Aroma hatte. Gerade die ätherischen Öle von Myrrhe und Zimt haben neben antibakteriellen Eigenschaft auch beruhigende und öffnende Wirkung auf den Geist.
Jeder, der sich in der Nähe des Hohepriesters aufhielt, atmete dieses Aroma ein und kam in den Genuss der Wirkung der Salbung. Doch am meisten profitierte Aaron natürlich selbst, der die Welt wahrscheinlich durch einen klareren und wacheren Geist wahrnehmen konnte.
Das geistliche Bild hinter der Mikwe und der Salbung
Sowohl das Wasser als auch das Öl stehen in der Bibel für den Heiligen Geist.
Denn ich werde Wasser auf das Durstige gießen und Ströme auf das Dürre; ich werde meinen Geist auf deinen Samen ausgießen und meinen Segen auf deine Sprösslinge, (Jesaja 44,3)
Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist YHWHs kam über David, von diesem Tag an und weiterhin. Samuel aber machte sich auf und ging nach Rama. (1. Samuel 16,13)
Nur durch den Heiligen Geist sind wir tatsächlich in der Lage, unser Priesteramt zu erfüllen. In unserem Fleisch findet sich nichts, was Gott gefallen könnte.
Der Geist Gottes manifestiert sich im Wort Gottes. Wir sehen dies durch Jeschua, denn er ist das Wort Gottes, welches zu Fleisch geworden ist (Vgl. Johannes 1,14). Gezeugt wurde der Messias durch den Heiligen Geist (Vgl. Lukas 1,35).
Es ist unweigerlich so, dass der Geist Gottes in unserem Leben fließt. Er offenbart sich durch die Umstände, die sich in unserem Leben manifestieren, aber auch durch die Impulse und Gedanken, die er uns schenkt.
Unsere Aufgabe als Priester ist es, diesen Fluss zu gewähren. Wir sind Gefäße, in die Gott gute Impulse hineingeben möchte. Diese Impulse sollen wir in der Welt durch konkrete Taten manifestieren. Indem wir dies tun, gehen wir selbst durch den Reinigungsprozess der Priesterweihe.
Und von diesem persönlichen Reinigungsprozess profitieren wiederum die Menschen um uns herum.
Im weiteren Verlauf dieser Reihe werden wir uns die Opfer ansehen, die die Priester darbringen sollten. In diesen werden wir den Reinigungsprozess in konkreten Schritten sehen.
Bildquelle: Pixabay.com (Bild wurde bearbeitet)
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