Jerusalem und ihr Weg zur Braut – Teil 5
Nachdem wir uns in den vorangegangenen Teilen ausführlich mit der Genese der Braut Jerusalem vom hilflosen und dem Tod geweihten Baby zu einer bildhübschen Frau, die sich aber in der Hurerei verlor, beschäftigt haben, wollen wir in diesem finalen Beitrag das Rezept untersuchen, welches Gott für ihre Heilung bereithält.
Die Heilung vom Wahn
Wir hatten bereits festgehalten, dass Jerusalem unter einer Art Wahn litt, da sie nicht mehr erkennen konnte, welche Beziehungen ihr guttaten und welche nicht. Wir hatten festgestellt, dass die Hure offensichtlich in einer Traumabindung zu ihren Freiern lebte.
Sie war somit nicht mehr in der Lage, ihre missliche Situation auch als solche zu realisieren. Wer die Realität nicht mehr klar wahrnehmen kann, lebt in einem Wahn. Die einzige Möglichkeit einen Patienten aus diesem Wahn zu befreien, ist es, ihn in die Wirklichkeit zurückzuholen.
Doch dies gelingt nicht mehr mit Logik oder Argumenten. Es kann nur noch über das Erleben funktionieren. Meist ist dies mit Schmerz verbunden. Und genau diesen Weg geht Gott mit seiner Braut.
Das Gericht über Jerusalem
Nachdem sich Jerusalem nun der Hurerei und ihren Freiern hingegeben hat, wird Gott ihr das Urteil sprechen. Doch gleichzeitig wird er versuchen, sie aus ihrem Wahn zu befreien.
Er verheißt durch den Prophet Hesekiel:
So spricht GOTT, der Herr: Weil du dein Geld so verschwendet hast und mit deiner Hurerei deine Blöße gegen alle deine Liebhaber aufgedeckt und gegen alle deine gräuelhaften Götzen entblößt hast, und wegen des Blutes deiner Kinder, die du ihnen geopfert hast, darum siehe, will ich alle deine Liebhaber versammeln, denen du gefallen hast, alle, die du geliebt, und alle, die du gehasst hast: Ja, ich will sie von allen Seiten ringsum gegen dich versammeln und deine Blöße vor ihnen aufdecken, dass sie deine ganze Blöße sehen sollen. (Hesekiel 16,36-37)
In der Vergangenheit hat Jerusalem ihre Liebhaber mit Geld angelockt, um mit ihnen Hurerei zu treiben. Doch Gott wird sie die bittere Realität ihres Treibens spüren lasen. Die Liebhaber entwickeln sich zu Freiern und Zuhältern, die das junge Mädchen wie ein Objekt missbrauchen, wann immer sie wollen. Letztlich werden sie Jerusalem sogar töten wollen, wenn sie keinen Gefallen mehr an ihr haben.
Und ich will dich in ihre Gewalt geben, und sie werden deine Götzenkapellen abbrechen und deine Höhen umreißen; sie werden dir deine Kleider ausziehen; sie werden dir allen deinen kostbaren Schmuck nehmen und dich nackt und bloß liegen lassen. Sie werden auch eine Versammlung gegen dich aufbieten; sie werden dich steinigen und dich mit ihren Schwertern erschlagen. (Hesekiel 16,39-40)
Die Gräuel Jerusalems fallen auf sie selbst zurück. Der Zorn Gottes gießt sich über sie in Form der Raserei ihrer Freier aus.
Doch es wird der Zeitpunkt kommen, an dem auch Gott sich beruhigen wird und versuchen will, seine Braut zu retten.
Und ich will meinen grimmigen Zorn an dir stillen; und dann wird sich mein Eifer von dir abwenden, und ich werde Ruhe finden und nicht mehr zornig sein. (Hesekiel 16,42)
Die Heilung
Die Heilung der Braut wird wie folgt geschehen:
Ich will aber ihr Geschick wenden, das Geschick Sodoms und ihrer Töchter und das Geschick Samarias und ihrer Töchter; auch das Geschick deiner Gefangenschaft in ihrer Mitte will ich wenden, damit du deine Schande trägst und dich alles dessen schämst, was du getan hast, wodurch du ihnen zum Trost dientest. (Hesekiel 16,53-54)
In dem Alptraum, in dem sich Jerusalem befindet, wird Gott seine Gnade zeigen. Er wird sie trotz all ihrer Verfehlungen retten und wieder annehmen.
In diesem Moment werden ihr ihre Gräuel bewusst werden und sie wird sich in Grund und Boden schämen. Gleichzeitig erwacht sie aus ihrem Wahn und kann sich aus der Bindung zu ihren Peinigern lösen. Erst durch die Gnade und Vergebung des Allmächtigen ist sie in der Lage klar zu sehen und zu erkennen, was sie getan hat und wie sie sich mit ihrem Tun vor allem selbst geschadet hat.
Gottes Ziel ist es aber, den alten Bund, die Verlobung Jeschuas, wiederherzustellen und in eine Ehe münden zu lassen.
Aber ich will meinen Bund mit dir aufrichten, und du sollst erkennen, dass ich YHWH bin, damit du daran denkst und dich schämst und vor Scham den Mund nicht auftust, wenn ich dir alles vergebe, was du getan hast, spricht GOTT, der Herr. (Hesekiel 16,62-63)
Erst durch die tatsächliche Sündenvergebung erkennt Jerusalem, wer YHWH tatsächlich ist. Erst dann erkennt sie die Ewigkeit.
Fazit
Auch in unserem Leben wird Gott sich in unseren vielzähligen Verfehlungen, Schmerzen, Sünden und Traumata verherrlichen. Ja, er nutzt gerade unsere dunklen Seiten, um sich herrlich zu erweisen.
Er ist das Licht der Welt. Das Licht wäre aber bedeutungslos, wenn es den Schatten nicht gäbe. Nur im Kontrast zur Dunkelheit hebt sich das Licht als etwas Besonderes ab. Und genau deshalb gibt Gott auch zu erkennen, dass die Dunkelheit seine Sukka ist.
Er machte Finsternis zu seiner Hülle, dunkle Wasser, dichte Wolken zu seinem Zelt [Sukka] um sich her. (Psalm 18,12)
Die Sukka ist das Äquivalent zum hebräischen Hochzeitsbaldachin. Dieser ist der intimste Ort für das Brautpaar während einer siebentägigen Hochzeitszeremonie.
In der Finsternis, also in den dunklen Zeiten oder Facetten unseres Lebens, können wir die Gnade Gottes erst richtig erkennen. Erst dort erfahren wir, wie groß und gütig er tatsächlich ist. Manchmal ist dieser Prozess schmerzhaft, aber er ist heilsam.
Und so dürfen wir in freudiger Erwartung darauf sein, dass der Allmächtige all unsere (geistlich) dunklen Ecken mit Licht erfüllen will.
Es bleibt dann nur noch eine Frage zu klären: Sind wir bereit dazu, uns ihm zu öffnen und uns der möglichen Scham und dem Schmerz zu stellen?
Bildquelle: Pixabay.com
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