Jerusalem und ihr Weg zur Braut – Teil 2
Ausgehend von Hesekiel Kapitel 16 schauen wir uns in dieser Reihe den Weg Jerusalems als Braut Gottes an. Im ersten Teil haben wir festgestellt, dass Jerusalem im Grunde eine andere Bezeichnung für Israel ist. Damit sind wir zu dem Schluss gekommen, dass Hesekiels Beschreibungen über Jerusalem im Kern Gottes Sicht auf unser aller Lebensweg ist.
Durch die vielfältigen (Ur-)Bilder in diesem Gleichnis macht Gott es uns einfach, unsere Beziehung zu ihm zu verstehen.
Noch einmal eine kurze Zusammenfassung des ersten Teils: Wir haben gesehen, dass der himmlische Vater das neugeborene Jerusalem vor dem sicheren Tod bewahrte. Er hat es aufgenommen und umsorgt. Das junge Mädchen wuchs zu einer schönen Frau heran, wodurch die Liebe des Sohnes, Jeschua, über sie entbrannte.
Er kümmerte sich um ihre Wunden. Er wusch ihr Blut von ihr ab und kümmerte sich um sie. Doch wie ging es weiter?
Jerusalems Schmuck
Der Sohn kümmerte sich nicht nur um die Wunden seiner Braut. Er sah in ihr auch etwas ganz Besonderes und wollte sie einer Königin würdig kleiden. So erhielt sie von ihm allerlei Schmuck und kostbare Kleider (Vgl. Hesekiel 16,10-13).
Schließlich stellte der Sohn fest:
Und dein Ruhm verbreitete sich unter den Heidenvölkern wegen deiner Schönheit; denn sie war vollkommen durch meinen Schmuck, den ich dir angelegt hatte, spricht GOTT, der Herr. (Hesekiel 16,14)
Die Schönheit Jerusalems kam durch den Schmuck Gottes erst wahrlich zur Geltung. Doch was war dieser Schmuck? Wie können wir dieses Bild deuten?
Das hebräische Wort für Schmuck an dieser Stelle lautet הָדָר (hadar). Wenn wir auf Spurensuche in der Schrift gehen, finden wir eine Stelle, die uns recht klar darlegt, worin der Schmuck Jerusalems bestand.
Die Stimme YHWHs ist stark, die Stimme YHWHs ist herrlich. (Psalm 29,4)
Es ist die Stimme YHWHs, die herrlich (hadar) ist. Diese Formulierung lässt den Schluss zu, dass es der Gehorsam der Braut war, der ihr die Herrlichkeit verlieh. Somit ist der Schmuck, den der Bräutigam seiner Braut anlegte, gleichbedeutend mit den Geboten.
Durch den Gehorsam Jerusalems gegenüber den Geboten Gottes, wurde ihr Ruhm allen Heidenvölkern bekannt. So steht es auch in der Torah geschrieben:
So bewahrt sie nun und tut sie; denn darin besteht eure Weisheit und euer Verstand vor den Augen der Völker. Wenn sie alle diese Gebote hören, werden sie sagen: Wie ist doch dieses große Volk ein so weises und verständiges Volk! (5. Mose 4,6)
Der Abfall Jerusalems
Doch Jerusalem fiel in dieselbe Falle zum Opfer wie einst HaSatan. Über ihn heißt es im Buch Hesekiel, einige Kapitel später:
Dein Herz hat sich überhoben wegen deiner Schönheit; du hast deine Weisheit um deines Glanzes willen verderbt. So habe ich dich auf die Erde geworfen und dich vor den Königen zum Schauspiel gemacht. (Hesekiel 28,17)
So steht auch über Jerusalem geschrieben:
Du aber hast dich auf deine Schönheit verlassen und auf deine Berühmtheit hin gehurt und hast deine Hurerei über jeden ausgegossen, der vorüberging; er bekam sie. (Hesekiel 16,15)
Wir sehen, dass sich mit Jerusalem ein Zyklus wiederholt, der bereits im Himmel mit dem schützenden Cherub begann (Vgl. Hesekiel 28,14).
Wir werden noch sehen, dass die Hurerei Jerusalems, also ihr Abfall, alles bisher Gesehene überstieg und völlig irrationale Züge annahm. Letztlich kam es so weit, dass sie ihren Schöpfer und Eheherren völlig vergaß. Jerusalem war so berauscht von ihrer Sünde, dass es ihr schwerfiel, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Sie vergaß komplett, wem sie ihr Leben eigentlich zu verdanken hatte.
Und bei allen deinen Gräueln und deinen Hurereien hast du nicht an die Tage deiner Jugend gedacht, wie du damals nackt und bloß dalagst und in deinem Blut zappeltest! (Hesekiel 16,22)
Fazit
Als Fazit dieses Teils wollen wir uns zu Herzen nehmen, dass wir, als die Braut Jeschuas, ebenfalls aus einer Hurerei kommen, die für den Allmächtigen unerträglich gewesen sein muss.
Auch wir waren und sind vielleicht auch noch in einem Zustand, in dem wir unsere tatsächliche Herkunft und unseren Schöpfer vergessen haben oder ihn gar nicht richtig kennen. Die Sünde hat unseren Geist benebelt und wir müssen diesen Nebel überwinden, um wieder klar sehen zu können.
Wie stark die Hurerei Jerusalems sich tatsächlich ausspielte, sehen wir uns im nächsten Teil an. Wir werden sehen, in welchem Dilemma wir uns tatsächlich befinden. Die Prophetie in Hesekiel zeigt uns aber auch die Lösung dafür.
Bildquelle: Pixabay.com
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