Gedanken über das Spannungsfeld zwischen dem ungeheilten Idealbild unseres Lebens und unserer himmlichen Berufung im Mashiach Yeshua.
Zurzeit besucht meine Schabbatgruppe gemeinsam einen offline-Kurs über “Die zerbrochene Seele” von Bob Strachan. Jede Woche lernen, wachsen und verstehen wir mehr über “Zerbrochenheit” oder was es heißt, ein “gebrochenes Herz” zu haben. (Die Seele beinhaltet Herz, Wille und Denkweise; all diese Teil können fragmentiert sein.)
Wir lernen auch etwas über die Ursache und die Symptome von Zerbrochenheit. Wir lernen, dass Zerbrochenheit und Zersplitterung der Seele als vorübergehender Schutzmechanismus dient, um den Rest der Seele zu schützen. Irgendwann in unserem Leben sind wir alle mit einer Form von Trauma und Gebrochenheit konfrontiert worden. Wir können auch die Zerbrochenheit der Menschen um uns herum wahrnehmen. Die Bibel ist voll von gebrochenen Herzen und enthält Heilungstechniken aus biblischer Sicht.
Die Quintessenz ist, dass wir jeden Tag von gebrochenen Herzen und zerbrochenen Seelen umgeben sind, die man auf einem Spektrum von geringerem bis höherem Grad einordnen kann. Dieses Verständnis wiederum bestimmt, wann Heilung und wann Befreiung und wann manchmal beides nötig ist.
Unser Bewusstsein und unser Verständnis für dieses sehr wichtige Thema ist von wesentlicher Bedeutung. Schließlich war es ein sehr wichtiger Teil von Yeshuas Dienst, die Menschen mit gebrochenem Herzen zu heilen und ihre Wunden zu verbinden. Wir sehen, nur YHWH kann unser gebrochenes Herz heilen und wieder in die richtige Ordnung bringen. Andere mögen versuchen, eine “Bypass-Operation” durchzuführen, aber das ist nur ein Pflaster, das man aufkleben kann, aber keine echte Heilung herbeiführt. Da die wahre Heilung des gebrochenen Herzens für YHWH von so großer Bedeutung war, sollte sie auch für uns von so großer Bedeutung sein. Derjenige, der unser Herz geschaffen hat, ist am besten geeignet, unser Herz zu heilen.
Die englischsprachige Serie ist nicht gelistet auf Youtube, kann aber über diesen Link erreicht werden:
In dem Prozess, sich den inneren Anteilen zu stellen, wird jedem einzelnen Teilnehmer immer klarer, wie wichtig es für uns als Israel ist, wieder GANZ zu werden, um wirklich mit GANZEN Herzen den Vater anzubeten und zum anderen auch, um GANZ in unsere Bestimmung hineinzuwachsen, um GANZ unser Geburtsrecht ausfüllen zu können. Auch als Teil der Melchizedek-Priesterschaft ist es für den Einzelnen wie auch für Israel als Ganzes wesentlich zu verstehen, was es bedeutet, aus dieser Gebrochenheit/Fragmentierung und Zerteilung herauszukommen.
Nicht nur Israel, bestehend aus den 12 Stämmen, ist fragmentiert, sondern auch jede einzelne Person (sowie jeder Stamm). Das ist sozusagen in der DNA als Erbe enthalten (Stichwort: Epigenetik). Alleine die Reichsteilung in Nord- und Südreich ist eine starke Fragmentierung, später folgten weitere Zerteilungen bis hin zur Gebrochenheit des einzelnen Gläubigen.
Parallel kam ich gerade auf eine Tages-Andacht von F. B. Meyer, die mir einen Punkt noch deutlicher werden ließ. Es ging um unser persönliches Idealbild und das, wozu der Vater uns geschaffen hat und was unser Ziel sein sollte. Folgende Bibelstelle ist die Grundlage.
Philipper 3,13: Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe; eines aber [tue ich]: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Elohims im Messias Yeshua.
Ein Ideal ist eine geistige Vorstellung vom Charakter oder der Art und Weise, nach der wir unser Leben gestalten wollen. Es ist das Fresko, das wir an die Wände unserer Seele malen und das wir uns in unseren einsamen Stunden immer wieder ansehen. Und da das Herz durch das Auge erzogen wird, gleichen wir uns mehr und mehr dem an, was wir bewundern.
Manchmal sind solche Vorstellungen jedoch verborgen und laufen unbewusst wie ein roter Faden durch unser Leben. Das kann mitunter hinderlich sein, wenn wir versuchen, in unserer Bestimmung zu funktionieren. Manchmal sind es Erwartungen der Familie, die unausgesprochen wie ein Joch auf uns liegen. Manchmal sind es eigene Träume oder Vorstellungen. Manchmal sind es auch Anteile von einem abgespaltenen Traumafragment, von einem Teil unserer Gebrochenheit.
Gerade die Fragmentierung unserer Seele durch Trauma kann diesen Prozess, sich nach dem richtigen Ideal auszustrecken, verwirren und behindern. Da kann man noch so sehr seinen Platz oder sein Geburtsrecht einnehmen wollen, wenn wir innerlich zerbrochen sind, funktioniert das nicht.
Manchmal ist es gut, sich hinzusetzen und mit sich selbst ins Gespräch zu gehen, wie es David auch oft tat, und mal aufzuschreiben, welches Idealbild man hat, welches vielleicht von außen auf uns liegt. Vielleicht sind es sogar mehrere Ideale, die gar nicht kongruent sind. Es ist ohnehin gut, eine Journal zu führen und solche Dinge aufzuschreiben. Das ist auch Teil von dem genannten Kurs.
Es gibt wohl eine Spannung zwischen dem inneren ungeheilten Idealbild, was aus einer ungeheilten gebrochenen/fragmentierten Seele kommt, und dem, wo wir hinwollen, einmal als einzelner Gläubiger mit ganz individueller Bestimmung. Aber es geht auch um das grundsätzliche Ideal bzw. Ziel, Yeshua ähnlicher zu werden. Ich denke, sich alleine das bewusst zu machen, wäre schon ein wichtiger Schritt. Die gebrochene ungeheilte Seele ist wie eine Hürde, die uns dabei im Weg stehen kann.
Unser wahres Ideal (der Plan YHWHs) sollte generell deutlich über unserer persönlichen (fleischlichen/seelischen) Vorstellung unseres Lebens stehen. Wir müssen bereit sein, unsere „Muskeln“ anzustrengen und unsere Kräfte einzusetzen, um etwas zu wagen. Diesen Prozess zu gehen, ist eine Herausforderung, es ist aber nötig, es lohnt sich.
Wie Paulus müssen wir die gewöhnlichen Ambitionen der Menschen für „Dreck“ halten, müssen die Dinge vergessen, die hinter uns liegen, und zu den Dingen vordringen, die vor uns liegen. Um jedoch Dinge hinter uns lassen zu können, müssen wir erst einmal aufdecken, was verborgen ist, was noch gärt, wo Gebrochenheit/Verletzungen nach eigener Gerechtigkeit schreien, wo Unvergebenheit ist usw. Es gibt vieles, was da verborgen ist bzw. was uns nicht so recht bewusst ist.
In Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je, sich die Frage zu stellen, ob wir wirklich der himmlischen Berufung nachjagen können, ob wir dazu überhaupt mit GANZEM Herzen fähig sind, oder ob uns etwas ausbremst.
Wie der Apostel sagt: “Ich jage dem nach, wofür ich im Messias Yeshua ergriffen worden bin“ – und nicht dem, was meine Seele will oder andere von mir erwarten. Seid sicher, dass YHWH euch für ein bestimmtes Ziel geschaffen und erlöst hat. Es geht also darum, diesen Zweck, diese Bestimmung zu entdecken und sich mit aller Kraft dafür einzusetzen, damit es zur Wirklichkeit in unserem Leben wird. Und es geht darum, die Hürden (Blockierungen, Verletzungen, Unvergebenheit usw.), die das verhindern zu identifizieren, mit Yeshuas Hilfe und Heilung zu überwinden.
Aber das funktioniert nur mit uns. Wir dürfen unseren Teil dazu beitragen, indem wir uns unserer inneren Realität, unser Gebrochenheit stellen und mit Yeshuas Hilfe den Heilungsprozess beginnen. Eine sehr gute Möglichkeit ist dieses Online-Seminar für die unter uns, die Englisch verstehen.
Mein Beitrag hier mag unzureichend klingen. Und ja, es ist tatsächlich für jeden Einzelnen ein individueller Prozess, eine individuelle Angelegenheit zwischen ihm und YHWH. Es gibt keine pauschale Anleitung, keine Patentlösung. Aber ich hoffe, ich kann für die, die dieses Thema betrifft, einen Gedankenanstoß geben …
Shalom Rivkah
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