Das Problem mit dem König
Gottes Plan war es von Anfang an, dass Israel niemals durch menschliche Herrscher regiert werden sollte. YHWH allein sollte der König über Israel sein und niemand anderes sonst.
Doch wusste der Allmächtige sehr wohl, dass irgendwann der Zeitpunkt kommen würde, an dem sein Volk sich ebenfalls einen König wie alle anderen Nationen wünschen würde. Deshalb erließ er Gebote, die für diesen König gelten sollten (Vgl. 5. Mose 17,14-20). Diese Mitzwot sollten den Schaden, den menschliche Herrscher über das Volk bringen würden, begrenzen.
Dennoch würde sich Israel keinen Gefallen damit tun, sich von Gott ab- und einem König zuzuwenden.
Im Folgenden wollen wir die Warnungen, die Gott seinem Volk diesbezüglich gegeben hatte, anschauen. Dies soll uns helfen, herauszufinden, wo wir persönlich gerade stehen.
Der Wunsch Israels nach einem König
Nachdem Israel das Land Kanaan erobert hatte, war die Gesellschaft sehr freiheitlich aufgebaut. Es gab ein Gesetz, die Torah, an die sich alle zu halten hatten. Der göttliche König wurde in der Stiftshütte verehrt und seine Diener, die Priester, sorgten dafür, dass Israel die Worte des Allmächtigen nicht vergaß.
Für Ordnung hatten die Richter zu sorgen, die in jeder Stadt eingesetzt waren und zum Teil Einfluss auf ganze Regionen hatten. Natürlich war damals nicht alles perfekt und Israel rebellierte oft genug gegen YHWH. Aber in der äußeren Form war das genauso aufgestellt, wie Gott es sich gedacht hatte.
Doch als der Richter Samuel alt geworden war und absehbar wurde, dass seine Söhne nicht in den Wegen Gottes gehen würden, forderte das Volk einen König. Hinzu kam, dass es in der Richterzeit immer wieder Perioden gab, in denen die Grenzen des hebräischen Territoriums sehr unruhig waren.
Zur Zeit Samuels waren es die Philister, die Israel das Leben schwer machten. In den Augen des Volkes schien es dann nur folgerichtig, einen König zu erwählen, der es führen konnte.
Da versammelten sich alle Ältesten von Israel und kamen zu Samuel nach Rama; und sie sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen; so setze nun einen König über uns, der uns richten soll, nach der Weise aller Heidenvölker! (1. Samuel 8,4-5)
Doch Gottes Einschätzung dazu war sehr klar. Israel hatte ihn mit dieser Forderung verworfen (Vgl. 1. Samuel 8,7-8). Dennoch ließ er sich darauf ein und wies Samuel an, dem Volk zu gehorchen. Allerdings sollte Samuel dem Volk noch einmal klarmachen, was es erwarten würde, wenn es durch einen menschlichen König beherrscht wird.
Danach sollte Israel seine endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit treffen.
Gottes Warnung
Die Warnung, die YHWH durch Samuel dem Volk zukommen ließ, lässt sich auf jede menschliche Herrschaftsform übertragen. Schließlich handelte es sich um das Recht des Königs, welches Gott ihm einräumte.
Neben Königen werden aber auch Präsidenten, Kanzler, Abgeordnete, Ministerpräsidenten oder Kaiser genauso agieren, wie es der Allmächtige vorhersagt.
Schauen wir uns also die Warnungen bzw. das Königsrecht genauer an.
- Der König wird die Söhne des Volkes für den Krieg gebrauchen. Grundsätzlich hatte Israel die Berufung, das Heer Gottes zu sein (Vgl. 2. Mose 7,4). Damit bestand das Volk aus Kämpfern für die Wahrheit. Ein König würde den Kampfeswillen und die Kampfkraft der Männer aber für seine eigenen egoistischen Zwecke einsetzen.
- Ein König wird das Volk (Männer und Frauen) zur Arbeit verpflichten. Dieses Prinzip kennen wir aus Ägypten. Der Pharao versklavte die Hebräer und zwang sie dazu, Vorratsstädte zu bauen, die jedoch nicht für ihre Versorgung vorgesehen waren.
- Ein König wird Eigentum umverteilen. Darüber hinaus würde ein König dem Volk das Eigentum streitig zu machen. Er würde Äcker, Weinberge und andere Besitztümer enteignen und es denen geben, die ihm treu (und zusätzlich noch korrupt?) sind.
- Ein König wird Steuern und Abgaben erheben. Wer einen menschlichen Herrscher wählt, ist nicht mehr frei. Er verliert nicht nur Eigentum und eventuell seine Söhne und Töchter, sondern muss den Herrscher auch durch Abgaben unterhalten, die ihm nicht mehr zur Deckung der eigenen Bedürfnisse zur Verfügung stehen.
Diese Entwicklungen beginnen zunächst in kleinen Schritten. Es werden nur wenige Abgaben erhoben oder nur sehr wohlhabende Menschen enteignet. Doch nehmen die Ausmaße immer weiter zu, weil eine Herrscherstruktur dazu neigt, immer weiter zu expandieren.
Mit der Zeit braucht es mehr Berater, Verwalter oder einfach mehr Prunk. Doch da dies alles finanziert werden muss, wird immer mehr Leistung vom Volk abgezogen. Am Ende dieser Entwicklung steht ein mittelloses, unfreies und ausgeplündertes Volk.
Als Israel dies alles hörte, entschied es sich dennoch für einen König.
Aber das Volk weigerte sich, auf die Stimme Samuels zu hören, und sprach: Das macht nichts, es soll dennoch ein König über uns sein, damit auch wir seien wie alle Heidenvölker! Unser König soll uns richten und vor uns herziehen und unsere Kriege führen! (1. Samuel 8,19-20)
Die Fehlannahme des Volkes
Warum wollte das Volk trotz all der negativen Folgen dennoch einen König?
In der Antwort: „Wir wollen sein, wie alle anderen Heidenvölker.“, steckt womöglich der entscheidende Hinweis.
Israel hatte sich damals an den äußeren Geschehnissen orientiert. Sie sahen die Philister, welche groß und stark waren. Sie konnten sich ihnen kaum erwehren. Und so dachten sie, dass sie bessere Chancen hätten, wenn sie sich genauso strukturieren würden wie ihre Feinde.
Doch das Problem lag nicht in der Struktur des Volkes. Das Problem lag in den Herzen. Durch seine Bosheit wurde das Volk gerichtet, denn so hatte es Gott auch verheißen.
Dennoch scheute sich das Volk, nach Innen zu schauen und die eigenen Herzen zu überprüfen. Es suchte die Errettung im Außen. Ein König sollte es richten.
Gottes Plan
Doch YHWH wollte sein Volk nicht in diesem Zustand belassen. Er erwählte einen Mann, der es führen sollte. Zunächst war es Saul, welcher später von David abgelöst wurde.
Doch mit Einsetzung des ersten Königs gab Gott seinen Kindern auch eine kleine Hilfestellung, damit Israel ihn nicht vergessen würde.
Als Samuel sein Richteramt niederlegte und Saul zum König machte, versammelte er das Volk in Gilgal. Dort sprach er:
Jetzt aber tretet herzu und seht, was für eine große Sache YHWH vor euren Augen tun wird! Ist nicht jetzt die Weizenernte? Ich aber will YHWH anrufen, dass er es donnern und regnen lässt, damit ihr erkennt und einseht, dass eure Bosheit groß ist, die ihr vor den Augen YHWHs habt, indem ihr für euch einen König begehrt habt! (1. Samuel 12,16-17)
Samuel kündigte einen starken Regen zur Zeit der Weizenernte an, der dann auch augenblicklich kam (Vgl. 1. Samuel 12,18). Kein Bauer hatte mehr die Möglichkeit, seine Ernte vor dem Regen zu schützen. Das bedeutete, dass der gesamte Weizen auf dem Feld verloren war. Nasses Getreide konnte nicht geerntet werden. Es würde Schimmeln und verderben.
Die Hebräer erwiderten darauf:
Und das ganze Volk sprach zu Samuel: Bitte YHWH, deinen Gott, für deine Knechte, damit wir nicht sterben; denn zu allen unseren Sünden haben wir noch die Bosheit hinzugefügt, dass wir für uns einen König begehrten! (1. Samuel 12,19)
Dem Volk wurde die Sünde und die Abhängigkeit von YHWH mit diesem Gericht schlagartig bewusst. Und genau das war Gottes Ziel. Trotz des Königs sollte das Volk seinen Schöpfer nicht vergessen und weiter in Ehren halten.
Fazit
Es stellt sich nun aber die Frage, wo wir persönlich stehen. Natürlich leben wir in einer Welt, die von Menschen beherrscht wird. Es gibt kein Land, welches sich tatsächlich nach der Torah ausrichtet.
Doch wie verhalten wir uns? Folgen wir den Regierungen und Herrschern in allem, was sie von uns verlangen, auch wenn es deutlich der Torah widerspricht? Haben wir Angst vor dem König? Erleben wir die Folgen von Enteignung und übermäßiger Belastung durch Steuern und Abgaben? Haben wir weiterhin Kontakt und Bezug zu unseren Kindern oder drohen wir sie an ein System zu verlieren, welches feindlich gegenüber Gott eingestellt ist?
Lasst uns unsere Herzen noch einmal ernsthaft auf den Prüfstand stellen und ehrlich untersuchen, wo wir gerade stehen.
Denn wenn wir uns den menschlichen Herrschaften zuwenden und dienen, so werden sie auch Macht über uns bekommen. Und das wird insbesondere dann schwierig, wenn sie uns zu einem Leben außerhalb des göttlichen Segens verleiten oder nötigen wollen.
Möge Jeschua, der König der Könige, uns in allen Belangen in die Freiheit führen!
Bildquelle: Pixabay.com
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