Abraham, Isaak und Jakob – Helden unseres Glaubens – Teil 11 – Wie durch Debora Israel entsteht
Jakob kommt zurück aus Paddan-Aram (von Laban) ins Land Kanaan. Nach kurzer Zeit folgt ein großes Highlight in seinem Leben: Er kehrt zum Ort zurück, an dem er die Himmelsleiter gesehen hat, um dort Gott einen Altar zu bauen.
1.Mo 35,3: So wollen wir uns aufmachen und nach Bethel hinaufziehen, dass ich dort einen Altar errichte für den Gott, der mir geantwortet hat zur Zeit meiner Not, und der mit mir gewesen ist auf dem Weg, den ich gezogen bin!
Er erhält dort direkt von Gott einen neuen Namen und die wunderbaren und großartigen Verheißungen, die auch schon sein Vater und sein Großvater bekommen haben:
1.Mo 35,10-12: Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob, aber du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein! Und so gab er ihm den Namen Israel. Und Gott sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige, sei fruchtbar und mehre dich! Ein Volk und eine Menge von Völkern soll von dir kommen, und Könige sollen aus deinen Lenden hervorgehen; das Land aber, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, das will ich dir und deinem Samen nach dir geben!
Doch mitten in dieser Erzählung wird uns etwas berichtet, was so gar nicht hinein zu passen scheint:
1.Mo 35,8: Da starb Debora, die Amme der Rebekka, und wurde unterhalb von Bethel begraben, unter der Eiche, die man Klageeiche nennt.
Ist es nicht seltsam, dass der Bericht für diese Bemerkung unterbrochen wird?
Um das zu verstehen, müssen wir zunächst einige andere Fragen klären: Wer ist Debora? Warum wird sie in der Bibel nur dieses eine Mal namentlich erwähnt? Und was macht sie überhaupt bei Jakob, wenn sie die Amme seiner Mutter ist?
Wer ist Debora?
Auch wenn Debora nur einmal namentlich in der Bibel erwähnt wird, tritt sie dennoch ein weiteres Mal in Erscheinung. Und zwar als der Diener Abrahams (höchstwahrscheinlich Eliezer) zu Bethuel kommt und eine Frau für Isaak aussuchen soll.
Er trifft auf Rebekka und nach wenigen Stunden ist diese bereit, mit dem Diener Abrahams nach Kanaan zu Abraham und Isaak zu gehen.
Doch Rebekka geht nicht alleine: „Ihre Amme“ begleitet sie:
1.Mo 24,59: So ließen sie Rebekka, ihre Schwester, ziehen mit ihrer Amme, samt dem Knecht Abrahams und seinen Leuten.
Debora ist also schon lange (oder schon immer) bei Rebekka gewesen und geht nun mit ihr zusammen in ein fremdes Land.
Und an dieser Stelle schließen sich weitere Fragen an:
Rebekka ist rechtschaffen und gottesfürchtig. Wir sehen an ihrer Reaktion gegenüber Eliezer, wie freundlich, einladend, demütig, hilfsbereit und zuvorkommend sie ist. Später wird sie in gewisser Weise sogar mir Sarah verglichen, da sie es schafft, Isaak über den Tod seiner Mutter hinwegzutrösten.
Dagegen ist ihr Elternhaus um Bethuel und Laban herum alles andere als gottesfürchtig und rechtschaffen. Sie sind dem Götzendienst verfallen und an einigen Reaktionen (auch später bei Laban) sehen wir, dass sie kein biblisch ehrenvolles Leben führen.
Wie hat Rebekka nun dieses Verhalten und diesen Glauben gelernt? Ein Verhalten, was man in dieser Zeit nur Abraham und Sarah zuschreiben würde? Und wie kann es sein, dass Rebekka nach wenigen Stunden bereit ist, alles hinter sich zu lassen und diesem Mann zu folgen?
Ein ausgetüftelter Plan?
Rabbi Shalom Gold gibt eine Auslegung, die absolut logisch erscheint:
Abraham und Sarah wohnten in Haran bevor sie nach Kanaan gingen. Haran liegt in in Paddan-Aram, wo auch Abrahams Bruder Nahor sich ansiedelt. (Nahor ist der Vater von Bethuel und Großvater von Laban.)
In der Zeit als Abraham und Sarah dort wohnten waren sie nicht untätig:
1.Mo 12,5: Und Abram nahm seine Frau Sarai und Lot, den Sohn seines Bruders, samt all ihrer Habe, die sie erworben hatten, und den Seelen, die sie in Haran gewonnen hatten; und sie zogen aus, um ins Land Kanaan zu gehen; und sie kamen in das Land Kanaan.
Abraham und Sarah wurden in Haran nicht nur materiell gesegnet, sondern gewannen auch viele Menschen für den Glauben an den einen wahren Gott. Diese Menschen verließen die Wege des Götzentums (das zu der Zeit überall geherrscht hat) und lernten von Abraham Rechtschaffenheit und Gottesfürchtigkeit (also nicht nur Theorie, sondern auch Praxis).
Und es ist nur allzu logisch, dass eine dieser Personen die spätere Amme Debora war. Aus einem bestimmten Grund ist sie dort geblieben und später in das Haus Bethuels gekommen. Vielleicht war es „Zufall“, vielleicht war es von Abraham und Sarah ganz bewusst so geplant, da sie wussten, dass ihre Kinder keine Kaanaiterinnen heiraten sollen und sie jemanden aus der eigenen Familie wollten.
Es ist alles andere als abwegig, dass sie schon so weit im Vorhinein geplant haben. Vielleicht haben sie auch – zum Beispiel bei der Beerdigung von Abrahams Vater Terach – die „Heimat“ nochmal besucht und Debora zu diesem Zeitpunkt dort gelassen. Wie auch immer. In jedem Fall macht es Sinn, dass sie von Abraham und Sarah „ausgebildet“ wurde, um eine zukünftige Schwiegertochter großzuziehen.
Man stelle sich jetzt nun vor, wie das Leben der Rebekka ausgesehen haben mag: Sie wuchs in einem Götzendienerischem Umfeld auf. Nicht nur die Nachbarn, sondern sogar die eigene Familie waren darin verwickelt. Und die Amme von Rebekka, Debora, gab nun diesem Mädchen das weiter, was sie selbst gelernt hatte: Den Glauben an Gott.
Rabbi Gold beschreibt, wie Rebekka und Debora mit Sicherheit oftmals Unterhaltungen wie folgt hatten:
„Debora, schau dir die ganzen Männer hier an. Alle glauben nicht an den einen Gott. Sie leben ganz anders als wir. Wen soll ich denn dann mal heiraten?“
„Vertraue nur, Rebekka. Eines Tages wird Gott dir den passenden Mann schenken!“
Und so kam es dann auch. Elieser erscheint und berichtet von Abraham und Isaak. Wie reagiert Rebekka?
1.Mo 24,28: Und die Tochter lief und berichtete dies alles im Haus ihrer Mutter.
Interessant, dass hier „im Haus ihrer Mutter“ steht und nicht „ihrer Mutter“, oder? Denn wer wird mit Sicherheit im Haus (oder Zelt) der Mutter gewesen sein? Natürlich, ihre Amme Debora!
Nun erfüllt sich das, worauf Rebekka ihr Leben lang gewartet hat. Vielleicht hat sie sogar schon gepackte Koffer. Auf jeden Fall ist sie startklar und bereit mit diesem Mann zu gehen. Denn lange hat sie sich innerlich auf diesen Moment vorbereitet.
Und Debora? Die will natürlich auch nicht bei Bethuel und Laban bleiben.
(Manche glauben übrigens, dass Bethuel während dem Essen in Vers 54 starb, da er anschließend nicht mehr im Text auftaucht.)
Debora und Jakob
Wir sehen also, welche großartige und schöne Rolle Debora spielt.
Doch weiterhin ist die Frage offen, was Debora Jahre später bei Jakob macht und warum es mitten im Bericht von Jakob auftaucht.
Die Überlieferung gibt darüber Aufschluss. Jakob ist über 20 Jahre nicht in der Heimat, nachdem er vor seinem Bruder Esau nach Paddan-Aram geflohen ist. Im Hause seines Vater, macht sich Rebekka darüber einige Gedanken. Sie weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Auch ihr Mann, Isaak ist schon alt und kann nicht mehr gut sehen. Sie hat gehört, dass Jakob Kinder bekommen hat und sie spürt, dass sich die Zeit seines persönlichen Exils dem Ende zuneigen soll.
Also trifft sie eine Entscheidung: Sie schickt ihre Amme Debora (die nun auch schon sehr alt ist) nach Paddan-Aram (den Weg kennt sie mittlerweile), um dort Rebekkas Enkel (Ruben, Simeon, Levi,…) ebenso im Glauben zu trainieren, wie sie es bei ihr selbst gemacht hat.
Man sagt, dass Debora diesen Dienst noch einige Zeit tatsächlich ausführte.
Als nun die Familie Jakobs auf den Bergen Jerusalems steht, den Altar baut und Jakob einen neuen Namen erhält, da endet auch die Geschichte Deboras.
Sie hat drei Generationen mit dem Glauben, den Abraham und Sarah gelebt und weitergegeben haben, geprägt. Sie hat die Generationen sozusagen miteinander verbunden. Und als sie ihre riesige Aufgabe erledigt hatte, hat eine ganze Familie, ein ganzes Volk einen Namen erhalten, der bis auf den heutigen Tag in jedermanns Munde ist: Israel!
1.Mo 35,10: Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob, aber du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein!
Jeder kennt die Patriarchen und Matriarchen – die Gründer eines ganzen und einmaligen Volkes. Doch Debora spielt eine wunderbare Rolle darin – obwohl sie stark im Hintergrund wirkt. Und damit steht sie für all die wunderbaren Personen, die im Hintergrund treu und voller Gottesfurcht die Welt prägen und verändern.
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