Wir schlagen nun die letzten beiden Kapitel, und damit den krönenden Höhepunkt, in dieser Themenreihe auf. Mit Ephraim und (im nächsten Teil) Juda betrachten wir die beiden Stämme, die die Stellvertreter der beiden Häuser sind: Das Haus Israel und das Haus Juda.
In vielen Bibelversen treten Juda und Ephraim nebeneinander auf. Oft wird sich dabei auf die beiden Häuser bezogen. So zum Beispiel auch hier:
Hes 37,19: So spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will den Holzstab Josephs nehmen, der in der Hand Ephraims und der Stämme Israels, seiner Mitverbundenen, ist, und will ihn zu dem Holzstab Judas hinzufügen und sie zu einem einzigen Holzstab machen, und sie sollen eins werden in meiner Hand!
Wir haben bereits gesehen, dass Ephraim und Juda herausragende Segnungen erhalten haben und für die zwei großen Aufgaben Israels Verantwortung tragen: Das Erforschen der Schrift (Juda) und das Verbreiten des Glaubens (Ephraim). Wie es dazu kam, haben wir in
Teil 9 gelesen.
Ephraim
In diesem Teil nehmen wir uns also Ephraim vor. Ephraim war eigentlich ein Enkel Jakobs, wurde aber von Jakob sozusagen adoptiert. Jakob stellte somit sicher, dass das Erstgeburtsrecht (der doppelte Segen) an seinen Lieblingssohn Joseph ging. Denn da dessen Söhne, Manasse und Ephraim, jeweils ein Erbteil erhielten, bekam Joseph den doppelten Segen.
Doch wir haben gesehen, dass Ephraim nicht nur einen gewöhnlichen Teil des Segens erhielt, sondern eine ganze Fülle von Segnungen.
5.Mo 33,13-17: Von Joseph aber sagte er: »Sein Land sei vom Herrn gesegnet mit dem Köstlichsten des Himmels, mit Tau, und mit der Flut, die drunten ruht; mit der köstlichen Frucht, die in der Sonne reift, und mit den köstlichen Früchten, welche die Monde sprossen lassen; mit dem Besten der uralten Berge und vom Köstlichsten der ewigen Hügel und vom Kostbarsten des Landes und seiner Fülle; und das Wohlgefallen dessen, der im Dornbusch wohnt, es komme auf das Haupt Josephs und auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern! Prächtig ist er wie sein erstgeborener Stier, Hörner hat er wie ein Büffel; damit stößt er die Völker nieder, sie alle, [bis an] die Enden der Erde. Das sind die Zehntausende von Ephraim, und das sind die Tausende von Manasse!«
Ephraim bekam ein riesiges Potential zugewiesen. Er erhielt materiellen Segen, besondere Gaben, kriegerische Fähigkeiten und ebenso einen Leitungsauftrag in der Familie Israel.
Die militärische Kraft wird nicht nur in den obigen Versen erwähnt. Wir finden sie auch in den prophetischen Segnungen Jakobs:
1.Mo 49,23-24: Und wiewohl ihn die Schützen erzürnen und gegen ihn kämpfen und ihn verfolgen, so bleibt doch sein Bogen fest und seine Arme und Hände stark.
Ebenso sticht der Segen um die vielen Nachkommen heraus:
1.Mo 48,19: Auch er [Manasse] soll zu einem Volk werden, und auch er soll groß sein; aber doch soll sein jüngerer Bruder [Ephraim] größer werden, und sein Same wird eine Menge von Völkern sein!
Der bunte Mantel Josephs könnte ein Hinweis auf diese vielen verschiedenen Völker sein.
Ephraim – so haben wir bereits gelesen – erhielt einen wichtigen Leitungsauftrag in der Welt (allerdings weniger innerhalb Israels). So ist es zum Beispiel kein Zufall, dass Joseph selbst über Ägypten herrschte (und dieser Herrschaft musste sich die Familie beugen), doch innerhalb der Familie Israel leitete Juda.
Interessant ist in diesem Sinne auch der Zusammenhang zum Königreich England, das sehr wahrscheinlich primär von Nachkommen Ephraims abstammt. Denn auch diese waren für eine lange Zeit DIE Weltmacht.
Ebenso erscheinen dann die Kriege gegen Frankreich (Ruben) in einem ganz neuen Licht, da Ephraim das Erstgeburtsrecht von Ruben erhalten hat:
1.Mo 48,5: So sollen nun deine beiden Söhne, die dir im Land Ägypten geboren wurden, ehe ich zu dir nach Ägypten gekommen bin, mir angehören; Ephraim und Manasse sollen mir angehören wie Ruben und Simeon!
Sind die Kriege zwischen Frankreich und England also im Kern israelische Kämpfe um Macht?
Denn was bei England herauskommt ist ein Charakterzug Ephraims, um den es in diesem Teil noch häufiger gehen wird: Das Streben nach Macht und Herrschaft!
Ephraim und sein Auftrag
Ephraim hat einen Auftrag in der Welt. Sie sollten nach außen gehen und den Glauben an den einen Gott in die Welt bringen. Von den Zeiten von König David und König Salomo ist überliefert, wie das tatsächlich geschah.
Israel prägte in dieser Epoche die damals bekannte Welt (und sogar darüber hinaus). Unterstützt durch die Phönizier hatten sie die Herrschaft über die Weltmeere und übten Einfluss auf viele andere Völker aus.
Es wäre extrem spannend zu wissen, was passiert wäre, wäre Israel in den folgenden Jahrhunderten nicht von den Wegen Gottes abgewichen. Man kann sich nur im Ansatz ausmalen, wie Israel die Welt mit kostbaren Wissen und dem wahren Glauben geprägt hätte.
Doch es sollte anders kommen. Denn es kam nicht nur Teilung vom Königreich Israel, sondern auch zum Abfall. Und dadurch konnte Ephraim seinen Auftrag nicht so ausfüllen, wie er sollte.
Leider war Ephraim zudem in beiden Prozessen entscheidend beteiligt.
Ephraim und die Macht
Ephraim hat eine Leitungsfunktion für außerhalb Israels – doch weniger für innerhalb. Dort besitzt Juda die Führungsrolle. Und das macht es nicht nur kompliziert, sondern auch ungemein herausfordernd.
Man kann an einigen Begebenheiten in der Geschichte Israels sehen, dass Ephraim und die Stämme, die ihm folgten, damit das ein oder andere Problem hatten.
Zum Beispiel war es das Bestreben König Davids, die Stämme unter sich zu vereinen. Doch das wollte nicht sofort klappen. Während es zunächst das Königshaus Benjamins war, das die übrigen Stämme überwiegend davon abhielt, sich Juda und König David anzuschließen, lässt sich auch in späteren Jahren noch eine innere Teilung des Volkes beobachten:
2. Sam 19,42-44: Und siehe, da kamen alle Männer von Israel zum König, und sie sprachen zum König: Warum haben dich unsere Brüder, die Männer von Juda, weggestohlen und haben den König und sein Haus über den Jordan geführt, und alle Männer Davids mit ihm? Da antworteten alle Männer von Juda denen von Israel: Weil der König uns näher steht! Und was zürnt ihr wegen dieser Sache? Haben wir etwa auf Kosten des Königs gegessen, oder hat er uns irgend ein Geschenk gemacht? Aber die Männer von Israel antworteten den Männern von Juda und sprachen: Wir haben zehn Anteile am König und gelten auch bei David mehr als ihr! Warum habt ihr uns denn so gering geachtet? Haben wir nicht zuerst gesagt, wir wollten unseren König wieder holen? Aber die Männer von Juda redeten noch härter als die Männer von Israel.
In dieser Begebenheit – König David kehrt gerade von seiner Flucht vor Absalom zurück – herrscht ein Streit zwischen 10 Stämmen und dem Stamm Juda.
Direkt nach dieser Begebenheit ist es nochmals ein Benjaminiter (Scheba), der versucht, das Volk (schon jetzt) zu spalten.
2.Sam 20,1-2: Es traf sich aber, dass dort ein nichtswürdiger Mensch namens Scheba war, ein Sohn Bichris, eines Mannes von Benjamin, der stieß in das Schopharhorn und sprach: Wir haben keinen Anteil an David, noch ein Erbe an dem Sohn Isais; jeder von euch gehe zu seinen Zelten, Israel! Da zogen alle Israeliten von David weg und folgten Scheba, dem Sohn Bichris. Aber die Männer von Juda hingen ihrem König an, vom Jordan bis nach Jerusalem.
Doch diese Rebellion wird schnell niedergeschlagen.
Allerdings ist nur wenige Jahrzehnte später Ephraim in dieser Hinsicht „erfolgreicher“ und zettelt tatsächlich eine Rebellion an, die die Teilung Israels zur Folge hat.
Interessant ist, dass dabei die gleichen Worte benutzt werden, die auch schon Scheba benutzte:
1.Kö 12,16: Als nun ganz Israel sah, dass der König ihnen kein Gehör schenkte, antwortete das Volk dem König und sprach: Was haben wir für einen Anteil an David? Wir haben kein Erbteil an dem Sohn Isais! Auf, Israel, zu deinen Zelten! Sorge du nun für dein Haus, David! — So ging Israel zu seinen Zelten.
Der Leiter dieser Rebellion ist Jerobeam, ein Ephraimit.
Manch einer mag einwenden, dass diese Teilung ja von Gott bestimmt und gewollt war, da man in 1.Könige 11 liest, wie ein Prophet aus Shilo Jerobeam diese Teilung verheißt.
Ja, natürlich war die Teilung von Gott gewollt (sonst wäre sie nicht passiert). Sie war eine Strafe für die Sünden Salomos. Doch das ändert nichts daran, dass Jerobeam eine Rebellion gegen den König Israels angezettelt hat.
Nur weil ein Prophet etwas verheißt, heißt das nicht, dass die Aktionen die dazu folgen auch gut sind!
Jes 7,17: Der Herr aber wird über dich, über dein Volk und über das Haus deines Vaters Tage bringen, wie sie niemals gekommen sind, seitdem Ephraim von Juda abgefallen ist — nämlich den König von Assyrien.
Ephraim ist von Juda abgefallen. Und mit Ephraim neun weitere Stämme, die sich an Ephraim orientierten.
Wir sehen, wie Ephraim an dieser Stelle seine Leitungsbegabung innerhalb der Familie Israels missbraucht. Und das ist eine Erkenntnis, die sehr kritisch ist, da vieles auf dem Spiel steht.
Israel hat einen großen Auftrag für die Welt und dieser ist nur zu erreichen, wenn jeder seinen Aufgaben nachkommt und Israel als Gemeinschaft agiert.
Ephraim wurde so stark gesegnet wie fast kein anderer Stamm. Und mit diesen großen Segnungen und Gaben geht eine große Verantwortung einher! Und das gilt auch gegenüber den anderen Stämmen, die Ephraim mehr nachgefolgt sind, als Juda, dem eigentlichen Leiter der Familie.
Ephraim und die Götzen
Neben diesem Macht-Problem gibt es ein weiteres, mit dem Ephraim stark konfrontiert (und herausgefordert) ist: Götzendienst!
Folgen wir der Geschichte Jerobeams, stoßen wir schnell auf diese Problematik. Denn Jerobeam hat nur kurz nach seiner Machtübernahme Entscheidungen getroffen, die die Zukunft überaus stark prägen sollte (vgl. 1.Kö 12):
- Er führte neue heilige Orte ein.
- Er führte neue Priester ein.
- Er führte neue Festtage ein.
- Er führte zwei goldene Kälber ein.
Es ist beinahe offensichtlich, wie sich diese Dinge im späteren Christentum wiederholten.
Doch die Geschichte der zehn Stämme verschlimmerte sich. Man blieb nicht nur bei diesen „Sünden Jerobeams“, sondern unter Ahab kamen abscheuliche Gräueltaten hinzu:
1.Kö 16,29-33: Im achtunddreißigsten Jahr [der Regierung] Asas, des Königs von Juda, wurde Ahab, der Sohn Omris, König über Israel, und er regierte 22 Jahre lang in Samaria über Israel. Und Ahab, der Sohn Omris, tat, was böse war in den Augen des Herrn, mehr als alle, die vor ihm gewesen waren. War es nicht genug, dass er in den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, wandelte? Denn es geschah, dass er sogar Isebel zur Frau nahm, die Tochter Et-Baals, des Königs der Zidonier; und er ging hin und diente dem Baal und betete ihn an. Und er errichtete dem Baal einen Altar im Haus Baals, das er in Samaria baute. Ahab machte auch ein Aschera-Standbild, so dass Ahab mehr tat, was den Herrn, den Gott Israels, erzürnte, als alle Könige von Israel, die vor ihm gewesen waren.
Unter Ahab ließ das Nordreich (unter der Führung Ephraims!) den Gott Israels hinter sich und diente nun anderen Göttern. Das sollte sich bis zum Exil durch die Assyrer nur noch zwischenzeitlich und für kurze Zeit ändern.
Letzten Endes blieb das vernichtende Urteil übrig:
2.Kö 17,16-17: Und sie verließen alle Gebote des Herrn, ihres Gottes, und machten sich Bilder, zwei gegossene Kälber, und machten ein Aschera-Standbild und beteten das ganze Heer des Himmels an und dienten dem Baal. Und sie ließen ihre Söhne und ihre Töchter durchs Feuer gehen und trieben Wahrsagerei und Zauberei und verkauften sich, zu tun, was böse ist in den Augen des Herrn, um ihn zu erzürnen.
Man könnte diese Zeit, in der Ephraim als Stamm über die übrigen neun leitete, mit der Erkenntnis zusammenfassen, dass kein Segen darauf liegt, wenn Ephraim (alleine!?) über Israel herrscht. Man erkennt deutlich, in welche Richtung dies verlief.
Noch mehr Götzengeschichten
Vielleicht denkt der ein oder andere, dass dieser Verlauf einmalig in der Geschichte Ephraims ist. Doch leider ist es das nicht.
Eine der schlimmsten Begebenheiten in der israelischen Geschichte finden wir in Richter 17 und den anschließenden Kapiteln.
Dort begegnet uns ein Mann, Micha, aus den Bergen Ephraims, der sich einen Hausgötzen anfertigt und für diesen Götzendienst einen eigen Leviten anstellt. Der Überlieferung zufolge ließen sich von diesem Götzendienst viele, viele Israeliten „anstecken“.
Ri 17,1-12: Und es war ein Mann vom Bergland Ephraim namens Micha. […]Da nahm seine Mutter 200 Silberlinge und gab sie dem Goldschmied; der machte ihr daraus ein Bildnis und ein gegossenes Bild; das kam in Michas Haus. So hatte also Micha ein Gotteshaus, und er machte ein Ephod und Teraphim und weihte einen seiner Söhne, damit er ihm als Priester diente. Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen. Es war aber ein junger Mann aus Bethlehem-Juda, vom Geschlecht Judas, der war ein Levit und hielt sich dort als Fremdling auf. […] Da sprach Micha zu ihm: Bleibe bei mir! Du sollst mir Vater und Priester sein; ich will dir jährlich zehn Silberlinge und Bekleidung und deinen Unterhalt geben! Und der Levit ging hinein. […] Und Micha weihte den Leviten, damit der junge Mann ihm als Priester diente; und er blieb in Michas Haus.
Erneut also erkennen wir hier einen Zusammenhang zwischen Ephraim und Götzendienst.
Doch auch im christlichen Zeitalter lässt sich dies beobachten. Viele Elemente aus heidnischem Götzendienst haben bei unzähligen (wahrscheinlichen) Nachkommen der Zehn Stämme – zum Beispiel
in Form von Weihnachten und Ostern – Einzug erhalten.
Und das kommt nicht von ungefähr. Schon Jahrhunderte zuvor hat es Gott angedroht, dass das Volk Israel Götzen anbeten würde, wenn es vom Leben mit der Torah abkommen sollte. Und genau so kam es.
5.Mo 28,64: Denn der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen von einem Ende der Erde bis zum anderen; und du wirst dort anderen Göttern dienen, die dir und deinen Vätern unbekannt waren, [Göttern aus] Holz und Stein.
Man erkennt hier auch die große Gefahr, die die Aufgabe Ephraims beinhaltet. Er war berufen dazu, Einfluss in der Welt auszuüben. Doch wenn man nach außen hin aktiv ist, kann es leicht passieren, dass man auch von der Welt zu stark beeinflusst wird – vor allem dann, wenn man die Wege der Torah nicht klar vor Augen hat. (Waren das die Auswirkungen durch die fehlenden Leviten, die für das Torah-lehren verantwortlich waren?!)
Und so wurde es nicht nur für Ephraim prophezeit, sondern es geschah auch tatsächlich so:
Hos 7,8a: Ephraim hat sich mit den anderen Völkern vermischt.
Hos 8,8: Verschlungen wird Israel! Schon sind sie unter den Heiden geworden wie ein Gefäß, an dem man kein Wohlgefallen hat.
Hos 8,12: Wenn ich ihm mein Gesetz auch noch so oft vorschreiben würde, so halten sie es doch für etwas Fremdes!
Es beschleicht einen das Gefühl, dass Ephraim in dieser Geschichte nicht sonderlich gut wegkommt. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass aufgrund der enormen Segnungen Ephraims auch der Anspruch riesig ist.
Zudem dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass die Zehn Stämme definitiv einen großen Einfluss auf die westliche Welt genommen hat. Und der war mitnichten ausschließlich negativ. Doch wir werden später noch erkennen, welche wunderbare Rolle Ephraim noch in der Geschichte einnehmen wird.
Bevor wir uns weiter auf Ephraims Rolle konzentrieren, schließen wir zunächst die Geschichte um den Götzendienst ab. Denn eines ist in dieser Hinsicht wichtig:
Auf dem Weg zurück ins Land – den auch die zehn verlorenen Stämme eines Tages gehen werden – wird die Aufforderung kommen,
alle restlichen Götzen abzulegen. Interessant ist, dass die
Prophetische Reise ins Verheißene Land dahingehend unterstützend wirkt.
Ephraim und Juda
Als nächstes kommen wir auf die Beziehung zwischen Ephraim und Juda zu sprechen. Denn – und das klang schon in einigen Abschnitten an – diese ist aufgrund der Erlebnisse und der speziellen Konstellation alles andere als entspannt.
Sicherlich geht es hierbei stark um das schon erwähnte Streben nach Macht und Herrschaft von Ephraim!
An vielen Geschehnissen – vor allem bei der Teilung von Israel – wird deutlich, dass Ephraim Schwierigkeiten hat, die Leitungsrolle Judas zu akzeptieren. Man kann dies mit Eifersucht und Neid betiteln:
Jes 11,13: Und die Eifersucht Ephraims soll weichen, und die Widersacher Judas sollen ausgerottet werden; Ephraim wird Juda nicht mehr beneiden, und Juda wird Ephraim nicht mehr bedrängen.
Doch es wird nicht nur in dieser Prophetie deutlich, dass es eine Wiederherstellung in dieser Beziehung geben wird.
Interessant ist auf jeden Fall, dass es damals (wie heute) aus dem Stamm Ephraim Menschen gab, die erkannt haben, welch riesiges Potential in einer gemeinsamen Beziehung von Juda von Ephraim liegt. Aus diesem Grund wechselten einige Ephraimiten ins Südreich, um die Rebellion gegen Juda nicht mitzumachen:
2.Chr 15,9: Und er versammelte ganz Juda und Benjamin und die Fremdlinge bei ihnen aus Ephraim, Manasse und Simeon; denn eine große Zahl von Leuten lief aus Israel zu ihm über, als sie sahen, dass der Herr, sein Gott, mit ihm war.
1.Chr 9,1-3: Und ganz Israel wurde nach seinen Geschlechtern verzeichnet, und siehe, sie sind eingeschrieben im Buch der Könige von Israel. Und Juda wurde nach Babel weggeführt um seiner Untreue willen. Und die früheren Einwohner, die in ihrem Eigentum, in ihren Städten wohnten, waren Israeliten, die Priester, die Leviten und die Tempeldiener. Und in Jerusalem wohnten von den Kindern Judas und von den Kindern Benjamins und von den Kindern Ephraims und Manasses.
Es ist kein Zufall, dass zu dem gewaltigen Widerherstellungsprozess auch die Wiedervereinigung von Juda und Ephraim gehört. Denn wenn Juda und Ephraim gemeinsam Hand-in-Hand ihre Aufgaben wahrnehmen, werden sie von Sieg zu Sieg eilen:
Sach 9,13: Denn ich habe mir Juda gespannt, den Bogen mit Ephraim gefüllt, und ich will deine Söhne, o Zion, erwecken gegen deine Söhne, o Griechenland, und will dich machen wie das Schwert eines Helden!
Auch in geistlicher Hinsicht erkennen wir, wie sich die beiden Stämme unterstützen könnten und eigentlich voneinander profitieren sollten.
So forderte Jeremia das Haus Juda mehrfach auf, von Ephraim und den Geschehnissen im Nordreich (nach der Eroberung durch die Assyrer) zu lernen:
Jer 7,12-15: Denn geht doch hin zu meiner Stätte in Silo, wo ich zuerst meinen Namen wohnen ließ, und seht, wie ich mit ihr verfahren bin wegen der Bosheit meines Volkes Israel! Und nun, weil ihr alle diese Werke verübt habt, spricht der Herr, und weil ich zu euch geredet habe, indem ich mich früh aufmachte und [immer wieder] redete, ihr aber nicht hören wolltet; weil ich euch gerufen habe, ihr aber nicht geantwortet habt, so will ich auch mit dem Haus, das nach meinem Namen genannt ist und auf das ihr euch verlasst, und mit dem Ort, den ich euch und euren Vätern gegeben habe, so verfahren, wie ich mit Silo verfahren bin; und ich will auch euch von meinem Angesicht verwerfen, gleichwie ich alle eure Brüder, die ganze Nachkommenschaft Ephraims, verworfen habe!
Shilo (Silo), der Ort an der die Bundeslade für 369 Jahre stand, war einer der wichtigsten Städte im Stammesgebiet von Ephraim. Shilo war die Haupstadt Israels in der Zeit von Josua und der Richter. Doch weil das Volk, immer weniger in den Wegen Gottes lebte, wurde Shilo zerstört.
Juda (Jerusalem) sollte sich dies – so Jeremia – als warnendes Beispiel nehmen und umkehren.
Genauso weist er deutlich auf die Geschehnisse hin, die das Nordreich durch die Assyrer erleben musste:
Jer 3,6-10: Und der Herr sprach zu mir in den Tagen des Königs Josia: Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, getan hat? Sie ist auf jeden hohen Berg und unter jeden grünen Baum gelaufen und hat dort Hurerei getrieben! Und ich dachte, nachdem sie das alles getan hat, wird sie zu mir zurückkehren. Aber sie kehrte nicht zurück. Und ihre treulose Schwester Juda sah dies; ich aber sah, dass, obwohl ich die abtrünnige Israel wegen ihres Ehebruchs entlassen und ihr den Scheidebrief gegeben hatte, sich ihre treulose Schwester Juda nicht fürchtete, hinzugehen und auch Hurerei zu treiben. Und so kam es, dass sie durch ihre leichtfertige Hurerei das Land entweihte; und sie trieb Ehebruch mit Stein und Holz. Trotz alledem ist ihre treulose Schwester Juda nicht von ganzem Herzen zu mir zurückgekehrt, sondern nur zum Schein, spricht der Herr.
Das Haus Juda sollte vom Nordreich lernen: Kehrt um, sonst passiert euch ähnliches wie euern Brüdern im Norden!
Doch Juda war zu stolz und zu sehr verstrickt im Götzendienst, um sich diese Warnung zu Herzen zu nehmen (zumindest die meisten Könige Judas).
Im Gegenteil! Stattdessen übernahm man Jahre zuvor den Götzendienst, der in Ephraim und den anderen Stämmen praktiziert wurde:
2.Kö 16,2-4: Ahas war 20 Jahre alt, als er König wurde, und er regierte 16 Jahre lang in Jerusalem. Und er tat nicht, was recht war in den Augen des Herrn, seines Gottes, wie sein Vater David. Denn er wandelte auf dem Weg der Könige von Israel; er ließ sogar seinen Sohn durchs Feuer gehen nach den Gräueln der Heidenvölker, die der Herr vor den Kindern Israels vertrieben hatte. Und er opferte und räucherte auf den Höhen und auf den Hügeln und unter allen grünen Bäumen.
Während also in biblischen Zeiten Juda von Ephraim lernen sollte, hat sich das Bild eher gedreht. Wir lesen dazu im Propheten Sacharja über das Ende der Zeiten:
Sach 8,23: So spricht der Herr der Heerscharen: In jenen Tagen [wird es geschehen], dass zehn Männer aus allen Sprachen der Heidenvölker einen Juden beim Rockzipfel festhalten und zu ihm sagen werden: »Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist!«
Zehn aus den Heiden (
zehn als Verweis auf die zehn verlorenen Stämme und
Heiden auf Ephraim, das sich mit den Heiden vermischt hat) ergreifen die Tzitzit der Juden.
Das ist nicht nur ein Hinweis auf „
wir wollen von euch Torah lernen“, sondern es geht sogar noch weiter. Der Vers sagt „
wir wollen mit euch gehen!“
Und was sagt der Prophet Amos über das „
miteinander gehen“:
Am 3,3: Gehen auch zwei miteinander, ohne dass sie übereingekommen sind?
Das Ziel ist das Eins-Werden der beiden Häuser: Das Haus Juda und das Haus Israel unter der Führung von Ephraim. Es ist ein Meilenstein auf dem Weg der Widerherstellung!
Doch leider steht Ephraim auch heute noch sehr häufig ein Hindernis im Weg, um Schritte auf Juda zuzugehen: Die Rebellion, die Eifersucht und der Stolz!
Wenn Ephraim dies allerdings überwindet… dann kann einiges passieren!
Der gewaltige Aufbruch Ephraims!
Wir leben in herausragenden Zeiten. Eine Revolution hat begonnen. Ephraim besinnt sich immer mehr seiner Wurzeln und startet den Weg der Widerherstellung.
Gott reinigt sein Volk, er reinigt die verlorenen Stämme:
Hos 2,19: Und ich werde die Namen der Baale aus ihrem Mund entfernen, dass an ihre Namen nicht mehr gedacht werden soll.
Ephraim lernt das Böse und Gute zu unterschieden:
Amos 5,15: Hasst das Böse und liebt das Gute, und gebt dem Recht seinen Platz im Tor; vielleicht wird der Herr, der Gott der Heerscharen, dem Überrest Josephs gnädig sein.
Und in diesem Prozess öffnet sich auch der Blick Ephraims (und auch der übrigen Stämme) hin zu seinem Bruder Juda. Eifersucht, Rebellion und andere Hindernisse beginnen zu bröckeln. Und damit beginnt eine immer stärker werdende Allianz zweier Stämme (bzw. Häuser/aller Stämme), die bewirken wird, dass sich das vollständige Potential Israels entfalten kann.
Und dann wird auch Ephraim einen seiner großen Aufträge erfüllen können: Die Rückführung der Stämme!
Bitte was?
Ja, genauso wie Ephraim eine große Verantwortung darin trug, dass die zehn Stämme ins Exil mussten, wird Ephraim auch einen riesigen Anteil darin haben, die Stämme zurück zu bringen.
Und – vielleicht ist das der nächste Wachrüttler – es war schon einmal fast soweit! Ephraim war drauf und dran mit Juda gemeinsam die Rückführung einzuläuten und das neue Königreich Israel zu gründen…
Doch leider sollte es anders kommen.
Von was ich spreche?
Das Britische Empire
Das Britische Empire stammt wie wir in
Teil 7 gesehen haben primär vom Stamm Ephraim ab.
Und im frühen 20. Jahrhundert war das Königreich England auf dem Höhepunkt seiner Geschichte. Man beherrschte Länder auf jedem Kontinent der Erde. Man nannte es auch „das Reich, in dem niemals die Sonne untergeht“. Es war ein Weltreich, wie wenige zuvor.
Eine der englischen Kolonien wurde im Jahre 1917 ein kleines Land, das damals den Namen
Palästina trug. Die Engländer eroberten es von den Türken, so dass die 400jährige Ottomanische Herrschaft über Palästina zu Ende ging.
Doch zu dieser Zeit war schon eine weitere Bewegung im vollen Gange: Der jüdische Zionismus! Aus immer mehr Ländern machten sich Juden auf den Weg zurück ins Verheißene Land. Es fing tröpfchenweise an, doch die Bewegung wurde immer größer.
Während man zu Beginn mit fehlender Arbeit, den widrigen Begebenheiten des Landes und den kulturellen Schwierigkeiten zwischen Türken, Arabern und Juden zu schaffen hatte, gesellte sich schon bald ein weiteres Problem hinzu: Die englische Regulierung der Einwanderung!
Es hätte alles so schön werden können! Die Engländer (Ephraim) beherrschten das Land. Sie hätten gemeinsam mit den Juden (Juda) ein starkes und herrliches Israel aufbauen können.
Das hätte nicht nur ein starkes Land Israel ergeben, sondern auch hunderttausenden von Juden die Schoah ersparen und damit das Leben retten können. Denn es gab extrem viele Juden, die händeringend nach Visa für andere Länder gesucht, aber nicht erhalten haben.
Doch die Zeit dafür war leider noch nicht reif für ein wiederhergestelltes Israel!
Die Engländer suchten das Wohlwollen und die Gunst der Araber (und vor allem arabische Kontakte zu Öl-Lieferanten!) und regulierten aus diesem Grund die jüdische Einwanderung. Viele Schiffe mit tausenden Flüchtlingen wurden abgewiesen, zurück nach Europa gebracht oder nicht an Land gelassen, so dass sie Schiffbruch erlitten.
Es ist das alte Problem Ephraims: Das Streben nach Macht und die fehlende Bereitschaft, sich Juda unterzuordnen, waren die Dinge, die den Engländern hier im Wege standen. Doch es wäre viel weniger nötig gewesen, um eine gute Zusammenarbeit zwischen Juda und Ephraim entstehen zu lassen.
Es sei allerdings auch angemerkt, dass sich viele Engländer natürlich um Juden gekümmert haben und sich für einen israelischen Staat eingesetzt haben! Es war ein nicht ganz so kleiner Überrest, der schon damals die Verantwortung gegenüber Juda erkannte.
In jedem Fall spielte Ephraim schon bei der Staatengründung eine sehr entscheidende Rolle. Und das ist sehr interessant. Genauso ist es bemerkenswert, dass es die Engländer waren (Ephraim), die die Türken aus Palästina vertrieben haben.
Ephraim hat einen großen Auftrag im Zurückbringen der Stämme. Zwar spricht die Bibel nicht viel darüber, wie die Rolle Ephraims in der Rückführung letztendlich exakt aussehen wird. Doch wir haben eine Person in der biblischen Geschichte, die eindrucksvoll zeigt, dass Ephraim entscheidend für diesen riesigen Exodus ist.
Josua Ben Nun
Josua, der Nachfolger Moses, war ein Ephraimit und eine prophetische Figur für unseren Messias.
Er führte das Volk ins Verheißene Land – und das mit vielen Zeichen und Wundern. Er folgte dabei den Stationen der
Prophetischen Reise ins Gelobte Land und brachte jeden Stamm in sein Stammesgebiet.
Josua ist sozusagen der geheiligte Ephraimit. Ein Ephraimiter, der die Berufung des Stammes ausführt.
Und wir erkennen ein wunderbares Zusammenspiel von Levi, Ephraim und Juda:
Levi lehrt im Exil die Torah und verweist auf die Rückkehr ins Land.
Ephraim (insbesondere unser Messias [Ben Joseph]) führt die Stämme zurück ins Land.
Und Juda übernimmt hier im Land die Königsherrschaft – letztendlich dann als der Messias Ben David!
Reichen Segen,
Hosea