#31 Nasso – „Erhebe!“
Nasso
4. Mose 4,21-7,89
Richter 13,2-25; Lukas 1,11-20
In der Lesung Nasso lernen wir das Eifersuchtsopfer kennen. Dabei wird ein bestimmtes Ritual beschrieben, welches als letzte Instanz gedacht war, den Vorwurf des Ehebruchs gegenüber einer Frau zu bestätigen oder aus der Welt zu schaffen. In diesem Kommentar schauen wir uns den Hintergrund dieses Gebots genauer an.
Das Problem des Ehebruchs
Grundsätzlich ist Ehebruch laut der Torah eine schlimme Sünde. Das Verbot, die Ehe zu brechen, befindet sich ausdrücklich unter den zehn Worten, die Gott vom Sinai zum Volk sprach.
Du sollst nicht ehebrechen (2. Mose 20,14)
Geschah es dennoch und wurden die Ehebrecher miteinander ertappt, so sollten beide sterben.
Wenn jemand ertappt wird, dass er bei einer verheirateten Frau liegt, so sollen beide zusammen sterben, der Mann, der bei der Frau gelegen hat, und die Frau. So sollst du das Böse aus Israel ausrotten. (5. Mose 22,22)
In diesem Fall war der Ehebruch im Grunde bewiesen, denn es gab Zeugen, die sie auf frischer Tat ertappt hatten. Doch was war, wenn es diese Zeugen nicht gab?
Grundsätzlich war allein der Verdacht des Ehebruchs, eine Schande für eine Frau im alten Israel. Dies sollte es auch heute sein, doch unsere Gesellschaft ist inzwischen so abgestumpft, dass noch viel schlimmere Gräuel toleriert werden.
Wurde also eine Frau des Ehebruchs verdächtigt, so war es ihr Todesurteil, sollte sich der Verdacht bestätigen. Auf der anderen Seite müsste dann aber noch ein weiterer Mann in derselben Schuld stehen.
Diese Situation musste deshalb dringend aufgeklärt werden.
Das Eifersuchtsopfer
Das Eifersuchtsopfer, von welchem wir in Nasso lesen, zeigt den Ausweg aus der Misere. Es heißt dort:
Sage den Kindern Israels und sprich zu ihnen: Wenn die Frau irgendeines Mannes sich vergeht und ihm untreu wird, und es liegt jemand zur Begattung bei ihr, aber es bleibt vor den Augen ihres Mannes verborgen, weil sie sich im Geheimen verunreinigt hat, und es ist weder ein Zeuge gegen sie da noch ist sie ertappt worden; wenn dann der Geist der Eifersucht über ihn kommt, sodass er auf seine Frau eifersüchtig wird, weil sie sich [tatsächlich] verunreinigt hat — oder wenn der Geist der Eifersucht über ihn kommt, sodass er auf seine Frau eifersüchtig wird, obwohl sie sich nicht verunreinigt hat —, (4. Mose 5,12-14)
Es gab also zwei Fälle, für die das Opfer vorgesehen war.
- Die Frau hat die Ehe gebrochen, doch es gibt keinen Zeugen dafür.
- Die Frau hat die Ehe nicht gebrochen, doch der Mann verdächtigt sie dessen.
In beiden Fällen war es aber die Frau, die durch die Prozedur gehen musste.
Dabei sollte sie vor den Priester geführt werden. Dieser sollte Wasser mit dem Staub des Bodens der Wohnung vermengen. Die Frau sollte dann, mit einem Speisopfer ihres Mannes auf den Armen, einen Fluch sprechen, für den Fall, dass sie doch ehebrüchig geworden war und das Wasser anschließend trinken (Vgl. 4. Mose 5,16-24).
Stimmte der Vorwurf gegen sie, sollte ihr Bauch anschwellen und ihre Hüften sollten schwinden. War sie jedoch unschuldig, würde nichts passieren.
Was aber war der Sinn dieses Opfers?
Fazit
Sowohl Ehebruch als auch krankhafte Eifersucht können eine Ehe kaputt machen. Zudem wiegt der Vorwurf des Ehebruchs in einer Gesellschaft, in der Gottes Wort geachtet wird, entsprechend schwerer, weil darauf laut der Torah die Todesstrafe steht. Der Konflikt in einer Ehe muss also aufgelöst werden.
Das Eifersuchtsopfer konnte in Hinblick auf eine Ehe aber nur das letzte Mittel sein, denn einer der beiden Ehepartner würde mindestens stark beschädigt aus dem Ritual hervorgehen.
Entweder würde die Frau sterben oder der Mann sein Ansehen öffentlich verlieren, da er es so weit getrieben hatte, seine Frau der öffentlichen Demütigung preiszugeben, ohne einen tatsächlichen Grund dafür gehabt zu haben.
Insofern ist das Gebot für beide Parteien auch als Recht zu verstehen. Einerseits konnte der Mann seinen Verdacht darin bestätigen lassen und rechtliche Klarheit erlangen.
Andererseits konnte aber auch die Frau dieses Ritual verlangen, um ihren Ruf wiederherstellen zu lassen. Schließlich konnte eine unschuldige Frau den Schwur bzw. Fluch frei und ohne Furcht sprechen.
So sind manche Konflikte tatsächlich nur durch die Intervention Gottes zu beenden. Doch sollten wir uns immer gut überlegen, ob es nicht besser wäre, wenn wir uns um unsere Streitigkeiten nicht einfach selbst kümmern und haltlose Vorurteile oder Verdächtigungen fallen lassen. Es könnte sonst nämlich sein, dass unsere Vorwürfe auf uns selbst zurückfallen, sollten sie haltlos sein.
Nehmen wir dies als Lehre aus Nasso mit!
Bildquelle: Pixabay.com
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