#30 Bamidbar – „In der Wüste“
Bamidbar
4. Mose 1,1-4,20
Hosea 2,1-22; Matthäus 4,1-17
Die Schöpfung ist nach ganz klaren Mustern aufgebaut, die Gott immer wieder verwendet. Hinter allem Geschaffenen stehen universelle Prinzipien. In der Lesung Bamidbar sehen wir, wie sich ein bereits bekanntes Prinzip, in der Ordnung des Lagers der Kinder Israels widerspiegelt.
In diesem Kommentar schauen wir uns das Prinzip und die dahinter liegende geistliche Botschaft für uns an.
Die drei Lager
Wir hatten im letzten Kommentar zu Metzora schon einmal festgestellt, dass das Lager in der Wüste aus drei Lagern bestand. Diese waren:
- die Stiftshütte im Zentrum
- das Lager der Leviten um die Stiftshütte herum
- das Lager der restlichen Stämme Israels, welches die anderen beiden umschloss
Das Prinzip der Dreigliedrigkeit kennen wir auch aus anderen Zusammenhängen. Die folgende Liste zeigt einige Beispiele dazu:
- die Stiftshütte/der Tempel: Allerheiligstes – Heiligtum – Vorhof
- Garten Eden: Baum des Lebens – Garten Eden – Bereich außerhalb des Gartens
- der Mensch: Geist – Seele – Leib
Zurück zu den Lagern in der Wüste, denn die drei Lager hatten bestimmte Ordnungen, wie wir sie in Bamidbar kennenlernen.
Das Lager der Stämme Israels
Das äußere Lager sollte nach den Stämmen Israels geordnet sein.
Die Kinder Israels sollen sich jeder bei seinem Banner und bei den Zeichen ihrer Vaterhäuser lagern; der Stiftshütte zugewandt sollen sie sich ringsum lagern. (4. Mose 2,2)
Jeder Hebräer sollte sich bei seinem Banner lagern. Diese Banner zeigten einerseits die Vaterhäuser bzw. den Stamm an, andererseits dienten sie aber auch als Feldzeichen. Banner waren typische Signale für Heere, die Aufschluss darüber gaben, welche Abteilung sich wo zu lagern hatte.
Und tatsächlich ließ YHWH sein Volk vor dem Hinblick der Wehrtauglichkeit mustern.
Ermittelt die Summe der ganzen Gemeinde der Kinder Israels, nach ihren Geschlechtern und ihren Vaterhäusern, unter Aufzählung der Namen; alles, was männlich ist, Kopf für Kopf, von 20 Jahren an und darüber, alle kriegstauglichen Männer in Israel; und zählt sie nach ihren Heerscharen, du und Aaron. (4. Mose 1,2-3)
Wir könnten festhalten, dass das äußere Lager tatsächlich so etwas wie die Wachabteilung für die inneren Lager darstellte. Denn nur im äußeren Lager waren die Soldaten. Die Leviten im mittleren Bereich waren von der Musterung der kriegstauglichen ausgenommen (Vgl. 4. Mose 1,47).
Das Lager der Leviten
Die Leviten dienten nicht als Soldaten, Sie waren vielmehr damit betraut, den Dienst an der Stiftshütte zu versehen. Das bedeutete einerseits dafür zu sorgen, dass Gott sich unter dem Volk wohlfühlte. Andererseits aber auch, dass das Volk seinen Gott kennenlernte und ihm diente.
Aufgabe der Leviten war es, durch ihren Dienst das Bindeglied zwischen Gott und dem Volk Israel zu bilden. Man könnte auch sagen, sie waren die „Matchmaker“ zwischen dem Allmächtigen und seiner Braut.
Die Leviten sollten dafür sorgen, dass die Beziehung zwischen den Israeliten und Jeschua intakt bleiben konnte und Braut und Bräutigam als Einheit zusammenblieben. So ist es auch kein Zufall, dass das hebräische Wort für Levi von einer Wurzel abgleitet wird, die anhängen bedeutet (Vgl. 1. Mose 29,34).
Das geistliche Bild für uns
Nun wollen wir den Versuch wagen, das Bild, welches uns mit der Lagerordnung aus Bamidbar gegeben wird, zu deuten. Zu bedenken ist dabei, dass die hebräische Bibel verschiedene Deutungsmöglichkeiten zulässt, weshalb ich hier nur einen von vielen Vorschlägen liefern kann und will.
Wir können die Aufteilung des Lagers durchaus als Bild auf unser Leben sehen. Im Zentrum stehen wir, als Wohnung Gottes. In diesem Bereich findet unsere intime Beziehung mit Gott statt. Auf dieser Ebene sind wir im Gebet und bewegen unsere Gedanken und Herzenswünsche. Wir ringen mit Gott, wir trauern, wir jubeln und wir flehen.
Der zweite Bereich – das Lager Levis – das ist der befriedete Bereich unseres Lebens. Hier begegnen wir unseren Familien, engsten Freunden und Glaubensgeschwistern. Hier findet kein Kampf statt, sondern ein gemeinsamer Dienst an Gott.
Der äußere Bereich spiegelt unsere Kontakte mit der Welt wider. Hier befinden wir uns im Bereich des Teufels und kämpfen für das Reich Gottes. Das können ganz verschiedene Lebenswelten sein, etwa im Arbeits- und Geschäftsbereich, in der Auseinandersetzung mit Behörden oder aber auch bei alltäglichen Begegnungen. Im manchen Fällen erstreckt sich dieser Bereich auch auf unsere Familien.
Tatsächlich ist die Kampfbereitschaft im äußeren Bereich elementar, um den inneren zu schützen. Auch wenn so manche Schlacht kräftezehrend ist und wir sie am liebsten umgehen würden, so ist sie doch oft notwendig, um den inneren Ring nicht zu gefährden.
Es handelt sich hierbei nur um einen Deutungsvorschlag, doch empfinde ich, dass uns dieses Modell helfen kann, unser Leben besser zu strukturieren. Außerdem unterstützt es das Verständnis, in welchem der drei Bereiche wir uns in bestimmten Situationen befinden.
Möge Gott uns viel Kraft, Weisheit und Übersicht geben, unser Leben seinem Willen entsprechend zu ordnen.
Bildquelle: Pixabay.com
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