#29 Behar/Bechukotai – „Auf dem Berg/In meinen Satzungen“
Behar / Bechukotai
3. Mose 25,1-27,34
Jeremia 16,19-17,14; Matthäus 16,20-28; Lukas 4,14-22
In diesem Kommentar wollen wir uns einen Sachverhalt anschauen, der im Text von Bechukotai genau dargestellt wird. Es geht dabei um die Lösegelder für einen Hebräer, der ein besonderes Gelübde abgelegt hatte.
Was hatte es damit auf sich? Und welche Lehre können wir daraus ziehen? Werfen wir einen Blick darauf!
Das Gelübde
Zunächst wollen wir klären, was unter dem besonderen Gelübde zu verstehen war. Es heißt dazu im Text von Bechukotai:
Rede zu den Kindern Israels und sage ihnen: Wenn jemand ein [besonderes] Gelübde tut, so sollst du ihre Seelen folgendermaßen schätzen für YHWH: (3. Mose 27,2)
Was hat es mit diesem Gelübde auf sich? Warum musste daraufhin die Seele geschätzt werden?
Im Kontext der Heiligen Schrift dürfte hier nur ein Gelübde infrage kommen, welches eine Schätzung der Seele erforderlich machte.
Rede zu den Kindern Israels und sage ihnen: Wenn ein Mann oder eine Frau sich weiht, indem er das Gelübde eines Nasiräers gelobt, um als Nasiräer für YHWH zu leben, (4. Mose 6,2)
Das Gelübde des Nasiräers beinhaltete einen ganz besonderen Wandel. In einem Kommentar zu Nasso haben wir den Wandel des Nasiräers bereits einmal mit dem Wandel des Hohepriesters verglichen und festgestellt, dass beide sich sehr ähnlich sind. Wir sind damals zu dem Schluss gekommen, dass der Nasiräer den Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks widerspiegeln könnte.
Dabei gibt uns auch die Bezeichnung Nasiräer einen Hinweis, denn sie leitet sich von der hebräischen Wurzel nasar ab, welche mit “absondern” übersetzt werden kann. Der Nasiräer ist also ein Abgesonderter für Gott.
Das Lösegeld
Das besondere Gelübde, von dem wir in Bechukotai lesen und welches ein Lösegeld erforderte, war also sehr wahrscheinlich der Schwur eines Nasiräers. Jeder Mann oder jede Frau, die zukünftig in diesem besonderen Status leben wollten, mussten ein Lösegeld für ihre Seele zahlen. Dabei waren die Beträge nach den Schätzungen der Priester gestaffelt.
- 50 Schekel für einen Mann zwischen 20 und 50 Jahren
- 30 Schekel für eine Frau zwischen 20 und 50 Jahren
- 20 Schekel für einen Jungen zwischen 5 und 20 Jahren
- 10 Schekel für ein Mädchen zwischen 5 und 20 Jahren
- 5 Schekel für einen Jungen zwischen 1 Monat und 5 Jahren
- 3 Schekel für ein Mädchen zwischen 1 Monat und 5 Jahren
- 15 Schekel für einen Mann ab 60 Jahren
- 10 Schekel für eine Frau ab 60 Jahren
Sollte der Gelobende diese Beträge nicht aufbringen können, erfüllte er das Gelübde dennoch, indem er gab, was er zahlen konnte.
Doch wozu diente das Lösegeld?
Die Auslösung durch die Leviten
Wir sehen an anderer Stelle in der Schrift, dass die Leviten bereits die Erstgeborenen Israels auslösten. Es heißt dazu:
Und nimm die Leviten für mich — für mich, YHWH — anstelle aller Erstgeborenen unter den Kindern Israels, und das Vieh der Leviten anstelle aller Erstgeborenen unter dem Vieh der Kinder Israels! (4. Mose 3,41)
Welchen Hintergrund hatte diese Auslösung? Gott offenbarte einmal, dass alles Erstgeborene ihm gehören sollte (Vgl. 2. Mose 34,19). Indem die Leviten als Lösegeld für die Erstgeborenen in Israel dienten, konnten die bei ihren Familien blieben und waren von ihrer Pflicht befreit.
Allerdings gab es bei der ersten Musterung der Kinder Israels in der Wüste mehr Erstgeborene als Leviten. Für die Überzähligen verfügte Gott, dass sie mit fünf Schekel ausgelöst werden konnten (Vgl. 4. Mose 3,46-51).
Damit wird auch deutlich, dass ursprünglich die Erstgeborenen für den Dienst an der Stiftshütte vorgesehen waren. Die Leviten dienten jedoch als Ersatz.
Doch wozu diente dann noch das Lösegeld für die Nasiräer?
Wenn der Nasiräer gelobte, ein Leben nach der Weise des Hohepriesters nach der Ordnung Melchisedeks zu führen, dann ist es nur naheliegend, dass auch er dafür ein Lösegeld für seien Seele benötigte. Letztlich kann nur Jeschua diese Rolle des Hohepriesters ausfüllen, weil nur er Zugang zum himmlischen Heiligtum hat.
Der Wert eines Nasiräers
Es ist durchaus interessant zu sehen, dass Gott den Nasiräer höher wertet, als einen Erstgeborenen in Israel. Für alle Erstgeborenen galt der Pauschaltarif von 5 Schekel. Der Nasiräer hingegen war Gott bis zu 50 Schekel wert.
Dies liegt sicher darin begründet, dass ein Nasiräer sein Gelübde freiwillig ablegte, wohingegen ein Erstgeborener für seinen Status ja selbst gar nichts konnte. Er erwarb ihn bei Geburt.
Darin erkennen wir, dass Gott es soviel wert ist, wenn wir ihm freiwillig unser Leben geben. Er freut sich daran, wenn wir uns voll und ganz auf ihn ausrichten. Und genau das sollten wir auch tun.
Letztlich ist unser Bund mit Jeschua – genau wie das Leben eines Nasiräers – mit keinem Geld der Welt zu bezahlen und doch das Wertvollste, was wir haben!
Bildquelle: Pixabay.com
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