Nachtrag zu: #26 Metzora – „Aussätziger“
Metzora
3. Mose 14,1-15,33
Maleachi 3,4-24; Matthäus 17,9-13
Wir hatten uns bereits im Kommentar zu Tazria mit der Unreinheit der Frau nach der Entbindung beschäftigt. Wir hatten dort auch festgehalten, dass mit diesem Thema gerade in Ehen und Familien viel Schaden und Leid verursacht werden kann, wenn es missverstanden wird.
In diesem Kommentar zu Metzora wollen wir noch einmal genauer auf die Unreinheit der Frau eingehen und versuchen, einen praktischen Umgang am Vorbild Jeschuas für uns zu erarbeiten.
Doch schauen wir uns zunächst den Text aus Metzora an.
Die monatliche Unreinheit der Frau
Die Heilige Schrift adressiert in der Torahportion Metzora eine biologische Funktion, der die meisten Frauen in einem bestimmten Alter unterliegen. Es handelt sich dabei um den monatlichen Blutfluss.
Während dieser Zeit gelten die betroffenen Frauen als unrein.
Wenn eine Frau ihren Blutfluss hat, so soll sie sieben Tage für unrein gelten. Wer sie anrührt, der wird unrein bis zum Abend. (3. Mose 15,19)
Gott legte also eine Periode von sieben Tagen Unreinheit fest. In dieser Zeit würde auch jeder und alles, was mit der Frau in Berührung kam, unrein sein bis zum Abend. Das Lager, auf dem sie lag, würde unrein werden. Die Menschen, die mit ihr in Berührung kamen, würden unrein werden. Und auch jeder sonstige Gegenstand sowie ihre Kleidung würde unrein werden (Vgl. 3. Mose 15,20-24).
Doch was bedeutete die Unreinheit ganz praktisch für die Frau? Die Bibel spricht von einer Absonderung:
So sollt ihr die Kinder Israels von ihrer Unreinheit absondern, damit sie nicht wegen ihrer Unreinheit sterben, wenn sie meine Wohnung verunreinigen, die in ihrer Mitte ist. (3. Mose 15,31)
Hierbei ist der Vers aber ganz genau zu lesen! Die Absonderung bezog sich ausschließlich auf den Bereich Wohnung Gottes – also den Tempel oder die Stiftshütte.
Die drei Lager
In der jüdischen Überlieferung begegnet uns unter anderem im Talmud-Traktat Pesachim 67a der Gedanke, dass es drei verschiedene Lager gegeben hat. Ich werde dies genauer erklären.
Der nachfolgende Vers bildet die Grundlage für die Annahme der drei Lager.
Gebiete den Kindern Israels, dass sie jeden Aussätzigen aus dem Lager hinausschicken, und jeden, der einen Ausfluss hat, und jeden, der an einem Toten unrein geworden ist! (4. Mose 5,2)
Gott gebot in diesem Vers, dass alle Unreinen aus dem Lager hinausgeschickt werden sollten. Und er hätte dies auch mit diesem einfachen Satz sagen können: “Schickt alle Unreinen aus dem Lager!”.
Doch stattdessen zählte er drei verschiedene Fälle auf, was darauf hindeutet, dass diese drei auch unterschiedlich behandelt werden sollten.
In der jüdischen Überlieferung wird nun diskutiert, dass es auch drei Lager gegeben haben muss, aus dem sich die Betroffen fernzuhalten hatten. Dieser Gedanke macht unter anderem deshalb Sinn, da der Aussätzige seinen Zustand durch Sünde verursachte, wobei hingegen die Frau mit ihrer monatlichen Periode lediglich einer biologischen Funktion unterlag. Weshalb sollten beide gleich behandelt werden? Und warum sollte man Frauen isolieren und mit aussätzigen Rebellen zusammenstecken?
Nach dem Midrasch aus dem Talmud gibt es also die folgenden drei Lager:
- die Stiftshütte: Hiervon sollten sich alle Unreinen fern halten.
- das Camp der Leviten um die Stiftshütte herum: Dieses durften diejenigen, die sich an einem Toten verunreinigt hatten, betreten.
- das restliche Lager der Israeliten: Hier durften sich auch die Ausflüssigen aufhalten.
Wir sehen also, dass lediglich die Aussätzigen aus der Gemeinschaft komplett verbannt wurden. Die unreinen Frauen bleiben bei ihren Männern und Familien.
Unreinheit in der Ehe
Wir sehen also, dass eine komplette Separierung von Mann und Frau nicht der vordergründige Wille Gottes war. Zwar ist der Geschlechtsverkehr innerhalb der Zeit der monatlichen Unreinheit tabu (Vgl. 3. Mose 20,18), doch darüber hinaus dürfen sich Ehepartner durchaus nahekommen.
In der Zeit der irdischen Tempel bzw. der Stiftshütte hatte der Mann lediglich darauf zu achten, dass er rein war, wenn er aus irgendeinem Grund zum Heiligtum gehen wollte. Darüber hinaus waren er und seine Frau sehr wohl berechtigt, Gemeinschaften und Versammlungen aufzusuchen.
Heute haben wir den Tempel nicht und die Unreinheit der Frau verbietet uns keine Gemeinschaft – weder in der Ehe noch in der Gemeinde.
Tatsächlich wäre eine räumliche Trennung innerhalb der Ehe aufgrund der Unreinheit der Frau sogar ein Verstoß gegen Gottes Wille. Er hat Mann und Frau zu einem Fleisch gemacht. Wie sollten beide diesen Zustand erfüllen, wenn sie sich voneinander fernhielten?
Somit erleben die Ehepartner die Zeit der Unreinheit gemeinsam.
Jeschuas Umgang mit Unreinheit
Tatsächlich können wir an Jeschua sehen, dass auch er die Menschen nicht deshalb mied, weil sie technisch als unrein galten. Im Gegenteil, er suchte auch ihre Nähe, was ihm oft zum Vorwurf gemacht wurde.
Nachfolgend einige Beispiele:
- Jeschua heilte eine blutflüssige Frau und machte ihr auch keinen Vorwurf, als sie ihn berührte (Vgl. Matthäus 9,18-22).
- Jeschua heilte Aussätzige, indem er sie berührte (Vgl. Markus 1,40-45).
- Jeschua ließ sich von einer Hure die Füße salben (Vgl. Lukas 7,36-50).
Tatsächlich verließ Jeschua den heiligen Bereich im Himmel an der Seite seines Vaters, um in diese unreine Welt zu kommen und Gemeinschaft mit seiner Braut zu haben. Dies sollte unser Vorbild sein im Umgang mit Unreinheit, insbesondere in unseren Ehen. Das sollte unsere Lehre aus Metzora für diese Woche sein.
Bildquelle: Pixabay.com
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