#48 Ki Tetze – „Wenn Du ziehst“
Ki Tetze
5. Mose 21,10-25,19
Jesaja 54,1-10; Matthäus 24,29-42
Wir leben in einer Welt, die maßgeblich durch Egoismus und Selbstsucht geprägt ist. Die Menschen n denken zunächst an sich und vielleicht noch an andere, wenn für sie etwas dabei herausspringt. Selbstlose Liebe ist kaum noch anzutreffen. Dabei gibt uns unsere aktuelle Lesung Ki Tetze einen Eindruck davon, wie es auch anders gehen kann.
Achtsamkeit gegenüber dem Nächsten
In Ki Tetze lesen wir folgendes Gebot:
Du sollst nicht zusehen, wie das Rind oder Schaf deines Bruders irregeht, und du sollst dich ihnen nicht entziehen; sondern du sollst sie deinem Bruder unbedingt wieder zurückbringen. (5. Mose 22,1)
Die Torah weist uns hier darauf hin, dass das Eigentum unserer Mitmenschen für uns heilig sein soll. Es gehört nicht einfach uns, wenn wir es finden. Wir sollen es absondern und schauen, dass den ursprünglichen Besitzer finden und es ihm zurückbringen.
Natürlich stehen Rinder oder Schafe im Text als Synonyme für alle Gegenstände von Wert. Allerdings ist bei den Tieren der Besitzer leichter auszumachen, da sie entweder gekennzeichnet sind oder aber entsprechend auf den eigenen Halter reagieren.
Gottes Gebot geht sogar noch weiter. Sollten wir den Besitzer der Fundsache oder des Tieres nicht kennen, sollen wir das Verlorene bei uns aufnehmen, bis wir den rechtmäßigen Besitzer gefunden haben (Vgl. 5. Mose 22,2). Im Falle eines Rindes bedeutet dieses Gebot zusätzliche Kosten für uns. Allerdings können wir Milch der Kühe oder die Schur der Schafe für uns nutzen, denn gemolken oder geschoren werden müssen die Tiere sowieso.
Dennoch, wir sind verpflichtet, auf das Eigentum anderer zu achten. Das heißt grundsätzlich, dass wir auch dafür Sorge tragen sollen, dass unsere Nächsten keinen ungerechten Schaden nehmen.
Was für eine Welt
Wir stellen uns einmal eine Welt vor, in der wir sicher sein können, dass verlorene Gegenstände oder Lebewesen sicher sind. Sollten wir Gegenstände, Tiere oder sogar Angehörige verlieren, können wir sicher sein, dass es jemanden geben wird, der sich ihrer annimmt und versuchen wird, sie nach Hause zu bringen.
Eine Welt, in der niemand stiehlt, niemand veruntreut und jeder achtsam und wertschätzend mit dem Nächsten umgeht. Das ist Gottes Reich und darauf bewegen wir uns zu.
Wie sich die Gebote aus Ki Tetze tatsächlich auswirken und wie sie sich anfühlen, können wir aber heute schon erfahren, indem wir sie leben. Und damit bringen wir das Reich Gottes auch für andere erlebbar auf die Erde.
Bildquelle: Pixabay.com
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