#37 Pinchas – „Pinchas“
Pinchas
4. Mose 25,10-30,1
Jeremia 1,1-2,3; Johannes 2,13-22
Im Verlauf der Paraschat Pinchas treffen wir auf eine Begebenheit, die uns in unserem weltlichen Verständnis etwas befremdlich erscheint. Es geht um das Erbrecht der Töchter Zelophchads.
Das Erbrecht in der Bibel
Nach dem weltlichen Erbrecht ist grundsätzlich jeder erbberechtigt. Es spielt in der Welt keine Rolle ob man Mann oder Frau ist, verheiratet ist oder nicht. Grundsätzlich erbt jedes Kind mindestens einen Pflichtteil nach dem Tod der Eltern. Nach biblischer Vorstellung ist das etwas anders.
Wie wir in Pinchas lesen, war es ein echtes Problem, dass Zelophchad keinen männlichen Nachkommen hinterlassen hatte.
Und es kamen herzu die Töchter Zelophchads, des Sohnes Hephers, des Sohnes Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, unter den Geschlechtern Manasses, des Sohnes Josephs; und dies waren die Namen seiner Töchter: Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza. Und sie traten vor Mose und vor Eleasar, den Priester, und vor die Obersten und die ganze Gemeinde an den Eingang der Stiftshütte und sprachen: Unser Vater ist in der Wüste gestorben; er gehörte aber nicht zu der Rotte, die sich in der Rotte Korahs gegen YHWH zusammenschloss; sondern er ist an seiner Sünde gestorben; und er hat keine Söhne gehabt. Warum soll denn der Name unseres Vaters unter seinen Geschlechtern untergehen, weil er keinen Sohn hat? Gib uns auch ein Eigentum unter den Brüdern unseres Vaters! (4. Mose 27,1-4)
Normalerweise wurde das Erbe unter den Söhnen der Familie aufgeteilt (Vgl. 1. Mose 49). Töchter waren entweder unverheiratet und standen nach dem Tod des Vaters unter der Obhut des Erstgeborenen. Oder sie waren verheiratet und wurden dem Haus ihres Mannes zugeordnet. Diese Ordnung geriet durcheinander, wenn die Familie keine Söhne hatte, wie im Fall Zelophchads.
Das Anliegen der Töchter Zelophchads
Als die Töchter Zelophchads vor Mose traten, konnte es ihnen nicht um ein materielles Erbe gehen. Tatsächlich war das Land Kanaan noch gar nicht verteilt. Und sobald sie einen anderen Mann geheiratet hätten, wären sie materiell auch versorgt gewesen.
Vielmehr hatten sie das Anliegen, dass der Name und damit der Stamm ihres Vaters nicht aussterben und in Vergessenheit geraten sollte. Die Frauen wollten vorrangig ihren Vater ehren. Offenbar ging es ihnen nicht um ihr persönliches Erbe. Dies wird auch aus der Fragestellung der Töchter deutlich:
Warum soll denn der Name unseres Vaters unter seinen Geschlechtern untergehen, weil er keinen Sohn hat? Gib uns auch ein Eigentum unter den Brüdern unseres Vaters! (4. Mose 27,4)
Die Verteilung des Erbes
Wir lesen in Pinchas, dass Gott dem Anliegen der Frauen nachkam. Und dies tat er, obwohl die fünf Frauen offen bekannten, dass ihr Vater ein Sünder war.
Unser Vater ist in der Wüste gestorben; er gehörte aber nicht zu der Rotte, die sich in der Rotte Korahs gegen YHWH zusammenschloss; sondern er ist an seiner Sünde gestorben; und er hat keine Söhne gehabt. (4. Mose 27,3)
Ihr Vater war an seiner eigenen Sünde gestorben. Tatsächlich könnte neben seinem Tod auch das Ausbleiben eines männlichen Nachkommens Folge der Sünde gewesen sein.
Doch YHWH zeigte sich einmal mehr vor dem gesamten Volk als Vater, der einen verlorenen Sohn wieder aufnahm, auch wenn er ein Sünder war (Vgl. Lukas 15,11-32).
Indem er den Töchtern Zelophchads ihr Erbteil zusprach, machte er auch deutlich, dass er ihren Vater und sein ganzes Haus nicht verstoßen hatte. Er war kein Rebell, wie Korach einer war. Dennoch war er nicht perfekt.
In dieser Erbsache, die wir in Pinchas lesen können, offenbart sich YHWH als gnädiger, geduldiger und vergebender Gott. Und das war nicht nur für das damalige Volk in der Wüste wichtig. Das ist es auch für uns.
Wir haben einen Vater im Himmel, der uns ein Erbe vorhält und darauf wartet, dass wir es in Anspruch nehmen. Wie können wir das?
Wenn ihr aber Messias angehört, so seid ihr Abrahams Same und nach der Verheißung Erben. (Galater 3,29)
In der innigen Gemeinschaft mit Jeschua, in der wir mit ihm eins werden, haben wir Anspruch auf unser Erbe. Grundlage dafür ist die Verheißung, die Gott dem Abraham gegeben hat (Vgl. 1. Mose 12,7).
Lasst uns auf diese Verheißungen und auf dieses Erbe ausrichten. Denn egal, was in der Welt passiert, unser himmlischer Vater wartet nur darauf, dass wir unser rechtmäßiges Erbe in Besitz nehmen. Er freut sich auf diesen Tag genauso wie wir, denn dann wird sein Name auf der ganzen Erde verherrlicht werden.
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