#30 Bamidbar – „In der Wüste“

Bamidbar
4. Mose 1,1-4,20
Hosea 2,1-22; Matthäus 4,1-17
Die Lesung Bamidbar beginnt mit der Zählung der Kinder Israels in der Wüste. Nachdem das Volk mit Ältesten und Vorstehern versehen, die Stiftshütte gebaut und eingeweiht und die Torah vom Berg Sinai gegeben worden war, wurde es Zeit weiterzuziehen.
Israel sollte nicht in der Wüste bleiben. Der Sinai war nur ein Teilabschnitt auf dem Weg in die Freiheit im verheißenen Land. Doch um den Rest des Weges erfolgreich gehen zu können, brauchte es ein Heer.
Ermittelt die Summe der ganzen Gemeinde der Kinder Israels, nach ihren Geschlechtern und ihren Vaterhäusern, unter Aufzählung der Namen; alles, was männlich ist, Kopf für Kopf, von 20 Jahren an und darüber, alle kriegstauglichen Männer in Israel; und zählt sie nach ihren Heerscharen, du und Aaron. (4. Mose 1,2-3)
Israel war nicht nur das Volk Gottes, sondern auch das Heer Gottes (Vgl. 2. Mose 7,4). YHWH wusste das natürlich, hatte er es doch von Anfang an so geplant. Doch war Israel die eigene Bestimmung klar?
Das Problem mit der Sklavenmentalität
Die Hebräer waren es ihr Leben lang gewohnt, dem Pharao als Sklaven zu dienen. In dieser Rolle waren ihre persönliche Meinung oder ihr Mut nicht gefragt. Sie sollten funktionieren und das tun, was der Pharao ihnen befahl. Darüber hinaus waren sie auf den Gehorsam gegenüber dem Pharao getrimmt. Und dieser Gehorsam wurde vom Pharao mit Drohungen oder Misshandlungen eingefordert (Vgl. 2. Mose 1,9-14). Er verfolgte das Ziel, dass die Israeliten ihn allein fürchteten.
Angst war ein typisches Merkmal der Sklaven. Sie hatten Angst vor ihrem Herren, dem Pharao, und vor dessen Strafen (Vgl. 2. Mose 14,10-12). Doch wie sollte ein so furchtsames Volk zu einem Heer werden?
Die Musterung aus Bamidbar
Mose und Aaron war aufgetragen, die Musterung der kriegstauglichen Männer ab 20 Jahren durchzuführen. Doch sie sollten mit dieser Aufgabe nicht allein gelassen werden. Bamidbar verrät uns noch ein weiteres Detail.
Und je ein Mann von jedem Stamm soll euch beistehen, ein Mann, der das Oberhaupt seines Vaterhauses ist. (4. Mose 1,4)
Die Ältesten jedes Stammes sollten Mose und Aaron bei der Musterung unterstützen. So konnte sichergestellt werden, dass auch jeder kriegstaugliche Mann aus jedem Stamm gemustert wurde.
Doch könnte es sein, dass die Ältesten nicht vordergründig Mose und Aaron unterstützten, sondern die jungen furchtsamen Männer, die nun als Krieger ihrem Volk vorangehen sollten?
Könnte es sein, dass Gott die Ältesten als Beistand für die jungen Krieger gedacht hatte? Schließlich kannte er die Herzen der Israeliten und wusste, dass viele sich äußerst unwohl damit fühlten, Teil eines Heeres zu sein.
Die Aufgabe der Ältesten
Wie könnte also die Aufgabe der Ältesten ausgesehen haben?
Vielleicht haben sie einen Segen für ihre Männer gehabt. Oder ein ermutigendes Wort, indem sie ihre Stärken hervorhoben. Vielleicht sprachen sie auch Trost aus. Oder sie organisierten innerhalb des Stammes verschiedene Hilfsleistungen für schlechter gestellte.
Wir wissen es nicht genau, aber es erscheint gut möglich, dass die Ältesten eines jeden Stammes einen besseren und vertrauensvolleren Zugang zu den Jüngeren hatten als Mose und Aaron, die als Leviten ja gar nicht in dieser Musterung inbegriffen waren.
Und so können wir annehmen, dass YHWH sich sogar in diesem Fall der Sorgen und Ängste seiner Krieger angenommen hatte und ihnen Mut zusprechen ließ.
Anders als der Pharao in Ägypten war YHWH durchaus um das Wohl seiner Leute besorgt. Er hatte große Aufgaben für sie, aber er sorgte auch dafür, dass sie an diesen Aufgaben nicht zerbrachen. Sie sollten daran wachsen und ihre Ängste überwinden.
Und so können auch wir uns sicher sein, dass Gott auch uns an den Aufgaben, die er uns stellt, nicht zerbrechen lässt. Wir sind sein Heer und er weiß, dass er mutige und kraftvolle Krieger braucht. Lasst uns also nach unserem Fürsprecher und Ältesten Ausschau halten und uns nicht von den Lasten des Pharaos einschüchtern lassen!
Bildquelle: Pixabay.de
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