#45 Nitzavim/Wajelech – „Ihr steht/Und er ging“

Nitzavim
5. Mose 29,9-31,30
Jesaja 61,10-63,9; Johannes 12,41-50; Matthäus 21,9-17
Die Lesung Nitzavim beinhaltet einen wichtigen Satz für uns.
[Darum hütet euch,] dass nicht etwa ein Mann oder eine Frau, eine Sippe oder ein Stamm unter euch sei, dessen Herz sich heute von dem HERRN, unserem Gott, abwendet, und der hingeht, den Göttern jener Nationen zu dienen; dass nicht etwa eine Wurzel unter euch sei, die Gift und Wermut trägt; und dass keiner, wenn er die Worte dieser Eidverpflichtung hört, sich dennoch in seinem Herzen glücklich preist und spricht: »Ich werde Frieden haben, wenn ich auch in der Verstocktheit meines Herzens wandle!« — sodass dann das bewässerte Land mitsamt dem trockenen hinweggerafft würde. (5. Mose 29,17-18)
Die Verstocktheit des Herzens
YHWH ermahnt uns in Nitzavim, dass wir auf unser Herz aufpassen sollen. Auf keinen Fall möchte er ein verstocktes Herz sehen. Doch was hat es mit diesem verstockten Herzen auf sich? Was heißt es, ein verstocktes Herz zu haben? Und was ist das Gegenteil davon?
Im hebräischen Text des oben zitierten Verses wird das Wort Verstocktheit aus dem hebräischen Begriff שְׁרִירוּת übersetzt. Dessen Wurzel ist das hebräische Wort שָׁרַר. Diese Wurzel wird ausschließlich mit Feind übersetzt. Unten sei ein Beispiel angeführt.
YHWH, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen; ebne deinen Weg vor mir! (Psalm 5,8)
Ein verstocktes Herz hat also mit Feindschaft zu tun.
Feindschaft in der Bibel
Paulus betont im Römerbrief, was die Feindschaft gegen Gott ausmacht.
weil nämlich das Trachten des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist; denn es unterwirft sich dem Gesetz Gottes nicht, und kann es auch nicht; (Römer 8,7)
Das Trachten des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott. Doch wie drückt sich dieses Trachten aus?
Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche sind: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit; Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen; Neid, Mord, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, wovon ich euch voraussage, wie ich schon zuvor gesagt habe, dass die, welche solche Dinge tun, das Reich Gottes nicht erben werden. (Galater 5,19-21)
Insbesondere möchte ich an dieser Stelle den Punkte Parteiungen und Zwietracht hervorheben. Wie leicht lassen wir uns in ein Verhalten verführen, in dem wir den anderen Menschen klar machen wollen, dass wir die Wahrheit gefunden hätten? Schließlich halten wir Schabbat, feiern die Feste und essen kein Schweinefleisch. Und darüber hinaus glauben wir auch an Jeschua.
Und jeder, mit dem wir Gemeinschaft haben, müsste das Selbe Glauben und tun? Könnte es nicht sein, dass wir einfach alle auf unterschieldichen Stationen auf unserem Weg zurück zum Schöpfer stehen?
Was benötigen Menschen insebsondere in schweren Zeiten? Liebe oder Belehrung? Trennung oder Gemeinschaft?
Lieben wir doch einfach die Menschen um uns herum und nehmen sie so an, wie sie sind. Nichts anderes tat Jeschua und wurde dafür von den Eliten seiner Zeit gescholten (Vgl. Matthäus 9,9-12).
Das heißt nicht, dass wir unseren Glauben verraten oder die Gebote Gottes fallen lassen sollen. Vielmehr erfüllen wir sie, wenn wir den anderen lieben und sein Vertrauen gewinnen. Und schon dadurch ist unser Gegenüber mit Gott – mit der Liebe – in Berührung gekommen. Von diesem Ausgangsüunkt können wir demütige Wegbegleiter sein – Begleiter eines verlorenen Sohnes auf dem Weg zurück nach Hause.
So fordert uns Nitzavim auch dazu auf, unseren Fokus auf das Wesentliche zu lenken – nämlich auf unser Herz. Denn nur mit einem reinen und liebenden Herzen können wir echte Botschafter für Jeschuas Reich sein!
Bildquelle: Pixabay.de
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