Der Altar unseres Herzens

YHWH gab uns die Torah als Gleichnis für unsichtbare Wahrheiten (Vgl. Psalm 78,1-2). Jedes Gebot und jedes beschriebene Detail klärt uns auch über geistliche Zusammenhänge auf. Und so kann auch das Gebot zum Bau eines Altars als Gleichnis verstanden werden – ein Gleichnis für den Altar unseres Herzens.
Der Altar und die Erde
Die Heilige Schrift klärt uns über einige wichtige Aspekte eines Altars für YHWH auf.
Einen Altar aus Erde sollst du mir machen und darauf deine Brandopfer und deine Friedensopfer, deine Schafe und deine Rinder darbringen; an jedem Ort, wo ich meines Namens gedenken lasse, dort will ich zu dir kommen und dich segnen. (2. Mose 20,24)
Eine Aspekt war, wie die Schlachter 2000 übersetzt, den Altar aus Erde zu fertigen. Hier stellt sich die Frage, ob die hebräische Formulierung, dass der Altar aus Erde bestehen sollte, richtig übersetzt ist. Oder ob sie nicht besser damit wiedergegeben wäre, dass er mit der Erde (adamah) verbunden sein sollte.
Letzteres erscheint wahrscheinlich, da der tatsächliche Brandopferaltar in der Stiftshütte ja aus Bronze (bzw. je nach Übersetzung Kupfer oder Erz) bestand. Dennoch war er mit dem Erdboden verbunden.
Auch im Tempel Salomos sehen wir, dass der Altar aus Bronze war, aber auf einem Boden von Quadersteinen und Zedernbalken stand (Vgl. 1. Könige 6,36; 2. Chronik 7,7).
Doch die entsprechende Formulierung (adamah), welche mit Erde übersetzt wird, kann im Hebräischen auch eine andere Bedeutung haben. Es könnte auch mit „zum Menschen hin“ oder auch im Sinne von „verbunden mit dem Menschen“ übersetzt werden.
Da der Mensch (adam) aus dem Selben Material besteht wie der Erdboden (adamah), da er von ihm genommen ist (Vgl. 1. Mose 2,7), können wir auch schlussfolgern, dass der Mensch das Fundament für Gottes Altar ist.
Mit anderen Worten: So wie der physische Altar des Tempels den Erdboden braucht, um darauf zu stehen, so braucht auch der geistliche Altar den Menschen, um bestehen zu können.
Doch wie können wir diesen Altar identifizieren? Wir finden ihn als Altar unseres Herzens.
Der Altar aus Stein
Neben dem Fundament des Altars wird auch ein mögliches Material formuliert.
Und wenn du mir einen steinernen Altar machen willst, sollst du ihn nicht aus behauenen Steinen bauen; denn wenn du deinen Meißel darüber schwingen würdest, so würdest du ihn entweihen. (2. Mose 20,25)
Eine Opferstätte für YHWH kann auch aus Stein bestehen. Doch sollten diese Steine naturbelassen sein und nicht mit Eisen bearbeitet werden (Vgl. 5. Mose 27,5). Dies hatte unter anderem den Hintergrund, dass durch die Bearbeitung des Steines, die Vorstellungen von Menschen in das Material hineingearbeitet wird. Des Weiteren tendieren Künstler auch dazu, ihr Initialen in ihr Kunstwerk zu arbeiten, womit es zu ihrem Werk wird. Im Falle des Tempels würde dieses Vorgehen eindeutig von YHWH ablenken.
Hinzu kommt, dass der „Meißel“ aus obigem Vers aus der hebräischen Schrift viel besser mit „Schwert“ übersetzt wird. Das Material Eisen, womit der Altar ausdrücklich nicht bearbeitet werden sollte, fand auch an keiner anderen Stelle Verwendung am Tempel oder in der Stiftshütte.
Dies hat den Hintergrund, dass Eisen als Metall zur Waffenanfertigung diente und damit mit Krieg in Verbindung stand. Auch wenn YHWH als Kriegsmann beschrieben wird (Vgl. 2. Mose 15,3), liegt ihm doch der Frieden am Herzen. Ja der Tempel sollte ein Haus des Friedens sein.
Die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste, spricht YHWH der Heerscharen; und an diesem Ort will ich Frieden geben!, spricht YHWH der Heerscharen. (Haggai 2,9)
Das Schwert wiederum steht mit Esau in Verbindung, denn es heißt über Esau:
Von deinem Schwert wirst du leben und deinem Bruder dienen. Es wird aber geschehen, wenn du dich befreien kannst, wirst du sein Joch von deinem Hals reißen. (1. Mose 27,40)
Wir wissen, dass YHWH Esau hasst (Vgl. Maleachi 1,3).
Der steinerne Altar unseres Herzens
Von Esau wissen wir außerdem, dass er ein Jäger war. Als Jäger operierte er in der Dämmerung und in der Tarnung, wollte nicht erkannt werden, bis er seine Beute erlegt hatte. Esau war ein Meister des falschen Spiels und der Inbegriff der Rebellion gegen Gott.
Doch diese Rebellion wird auch anders beschrieben.
Wir kennen die Formulierung eines verstockten Herzens. Ein anderer Ausdruck dafür ist ein versteinertes Herz. Und genau so beschreibt YHWH unser aller Herzen.
Und ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen; ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; (Hesekiel 36,26)
Könnte es sein, dass YHWH mit der Beschreibung des Altars, welcher auf dem Boden stehen und aus unbehauenem Stein gefertigt werden soll, eigentlich eine Beschreibung des Altars unseres Herzens gibt?
Der Altar unseres Herzens und die Opfer
Tatsächlich betont YHWH in der Heiligen Schrift immer wieder, dass es ihm nicht darum geht, dass sein Volk ihm Tiere opfert.
Denn an Schlachtopfern hast du kein Wohlgefallen, sonst wollte ich sie dir geben; Brandopfer gefallen dir nicht. (Psalm 51,18)
Sondern was möchte YHWH?
Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz Wirst du, o Gott, nicht verachten. (Psalm 51,19)
YHWH ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und er hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind. (Psalm 34,19)
Was hat das nun mit dem Altar zu tun?
Ich glaube, dass wir in der Beschreibung der Beschaffenheit des Altars eine Aufforderung sehen, authentisch zu sein. Wir müssen uns nicht wie Esau verstecken und tarnen, sondern sollten so wie wir sind vor YHWH treten. Ja, wir haben in seinen Augen ein Herz aus Stein. Gott überrascht das nicht, denn er hat bereits seine Absicht formuliert, dieses auszutauschen.
Doch wir sollten diese Realität vor uns und vor ihm bekennen und annehmen. Und dann sind wir auf einem guten Weg in Richtung Heiligung.
So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch; naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch! Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid! Fühlt euer Elend, trauert und heult! Euer Lachen verwandle sich in Trauer und eure Freude in Niedergeschlagenheit! Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen. (Jakobus 4,6-10)
Gott hat uns mit einem Alter ausgestattet – dem Altar unseres Herzens. Lasst uns ihm wohlgefällige Opfer darauf bringen!
Bildquelle: Pixabay.de
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Alex
18. Februar 2021 @ 21:21
Das ist ein sehr schöner Artikel. Ich bin erst seit kurzem hier, aber bin jetzt schon begeistert.
Noch ein Gedanke:
„Da ihr zu ihm gekommen seid, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist, so lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“
1. Petrus 2:4-5 SCH2000
Der alte Dienst war ein Typus auf den neuen Dienst. Einen Dienst im Geist. Früher haben die Menschen die Steine gewählt und daraus Gott einen Altar, also eine Anbetungsstätte gemacht. Im neuen Dienst baut Gott persönlich ein geistliches Haus auf mit geistlichen Steinen.
Und Gott bearbeitet diese Steine, denn wir, die Natursteine, sind im unbehauenen Zustand wertlos. Doch Gottes Gnade kann aus uns brauchbare Kinder Gottes machen.
Was für eine Liebe
Naphtali
19. Februar 2021 @ 10:31
Schalom Alex und herzlich Willkommen auf der Seite.
Vielen Dank für Deine Ergänzung. Ja, es ist wirklich schön, wie Gott sich um uns und unser Herz kümmert. Sei gesegnet und Schabbat Schalom.
Naphtali