#08 Wajischlach – „Und er sandte“
Wajischlach
1. Mose 32,4-36,43
Obadja 1,1-21; Matthäus 2,13-23
Nachdem Jakob 20 Jahre bei Laban im Exil zubrachte, lesen wir in Wajischlach, wie er sich auf den Weg zurück in seine Heimat machte. Dieser Weg führte ihn unweigerlich in eine Begegnung mit Esau.
Der Ursprung des Bruderzwists
Wir erinnern uns daran, dass Jakob und Esau sich im Streit miteinander trennten. Grund dafür war, ihr Kampf um das Erstgeburtsrecht, welcher bereits im Mutterleib tobte und letztlich bis in die heutige Zeit reicht.
Als Jakob und Esau noch im Leib ihrer Mutter waren, erhielt Rebekka eine klare Prophetie:
Und YHWH sprach zu ihr: Zwei Völker sind in deinem Leib, und zwei Stämme werden sich aus deinem Schoß scheiden; und ein Volk wird dem anderen überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen. (1. Mose 25,23)
YHWH legte sich bereist früh fest, dass der Jüngere der beiden Brüder letztlich derjenige sein würde, der die Familie als Erstgeborener weiterführen sollte. Wir wissen nun, dass Esau als erster den Mutterschoß durchbrach (Vgl. 1. Mose 25,25). Folglich war er zwar formal der Erstgeborene, Gottes Wahl fiel aber von Anfang an auf Jakob.
Dies bedeutet auch, dass Esaus Anspruch auf das Erstgeburtsrecht und dem damit verbundenen Segen, keine echte Legitimation hatte, denn der Schöpfer von Himmel und Erde hatte dies bereits prophezeit. Und natürlich sollte ER recht behalten, als Esau bei der nächstbesten Gelegenheit sein Erstgeburtsrecht um einen Teller Linsen verkaufte (Vgl. 1. Mose 25,27-34).
Nun nahm Esau dieses Geschäft aber nicht so ernst und erwartete dennoch den Segen des Erstgeborenen von seinem Vater Isaak. Und dieser wollte ihn auch bereitwillig segnen, wenn da nicht das Komplott von Jakob und Rebekka dazwischen gekommen wäre.
In der Folge schwor sich Esau, seinen Bruder zu töten:
Und Esau wurde dem Jakob feind wegen des Segens, womit sein Vater ihn gesegnet hatte; und Esau sprach in seinem Herzen: Die Zeit, da man um meinen Vater trauern wird, ist nicht mehr weit; dann will ich meinen Bruder Jakob umbringen! (1. Mose 27,41)
Als Rebekka dies bemerkte, sorgte sie dafür, dass Jakob zu ihrer Familie fliehen konnte, wo er zunächst in Sicherheit war.
Jakobs Rückkehr aus dem Exil
In Wajischlach erfahren wir nun, dass Jakob nach 20 Jahren heimkehren drufte. Gott schickte ihn zurück nach Hause.
Da sprach YHWH zu Jakob: Kehre zurück in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft, und ich will mit dir sein! (1. Mose 31,3)
Da Jakob dachte, dass er zuerst versuchen sollte, sich mit Esau auszusöhnen, ging er eben erst diesen Weg.
Und Jakob sandte Boten vor sich her zu seinem Bruder Esau ins Land Seir, in das Gebiet von Edom. Diesen gebot er und sprach: So sollt ihr zu meinem Herrn Esau sagen: So spricht dein Knecht Jakob: Ich bin bei Laban in der Fremde gewesen und habe mich bisher bei ihm aufgehalten, und ich habe Rinder, Esel und Schafe, Knechte und Mägde erworben; und ich sende nun Boten, um es meinem Herrn zu berichten, damit ich Gnade finde vor deinen Augen! (1. Mose 32,4-6)
Jakob Zeigte sich Esau gegenüber unterwürfig und demütig. Ja es scheint, als wollte er den Handel um das Erstgeburtsrecht rückgängig machen oder Esau zumindest das Gefühl geben, dass es so sei.
Auch wenn Jakob sich durchaus geschämt haben mochte um der Art und Weise, wie er zu seiner Bestimmung kam, war Esau nicht sonderlich beeindruckt davon. Und tatsächlich konnte Jakob nichts rückgängig machen. Isaak hatte den Segen gesprochen, Gott hatte ihn bestätigt. Nur Jakobs Tod hätte Esau noch zum Erbe des Erstgeborenen verholfen.
Der einzige Weg für Frieden zwischen den Brüdern, bestand darin, dass Esau seinen im Grunde illegitimen Anspruch auf das Erstgeburtsrecht aufgeben und Jakob vergeben würde.
Die Prophetie von Jakob und Esau
Jakob wusste, dass Esau dies nie tun wurde. Und so versprach er Esau zwar, zu ihm nach Seir zu kommen, doch lesen wir nirgends, dass er auch wirklich jemals wieder dort ankam (Vgl. 1. Mose 33,14).
Jakob würde in der Gegenwart von Esau nie mehr sicher sein. Der einzig sichere Ort vor ihm lag in der Distanz zu seinem Zwillingsbruder.
Und so ist es überall, wo Esau herrscht. Jakob ist im Einfluss von Esau nicht sicher. Das war früher so – wie wir in Wajischlach lesen – und hat sich bis heute nicht verändert. Der einzige Weg für Jakob/Israel ist es, sich von Esau/Edom zu distanzieren. Wie ist das möglich?
Indem Israel sich soweit es geht dem Einfluss von Esau entzieht. Denn Esaus Absicht ist der Tod Jakobs.
Doch woran erkennen wir Esau?
Esau wird als Jäger beschrieben (Vgl. 1. Mose 25,27). Ein Jäger operiert in der Tarnung, versteckt sich und pirscht sich an seine Beute heran, bis er sich sicher ist, dass er diese erlegen kann. Alternativ stellt der Jäger Fallen. Wann immer wir also ein solches Verhalten erkennen – das Operieren aus dem Hinterhalt, im Dickicht der Lüge – sollten wir sehen, dass wir uns dem Einfluss der entsprechenden Akteure entziehen.
Wir wissen, dass der Zeitpunkt der Gerechtigkeit für Jakob kommen wird. Halten wir uns jetzt besser in größtmöglicher Distanz zur Lüge auf, denn die Lügner werden, genau wie Esau, nicht nachgeben! YHWH warnt uns unter anderem durch Wajischlach davor.
Bildquelle: Pixabay.de
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