#09 Wajeschew – „Und er wohnte“
Wajeschew
1. Mose 37,1-40,23
Amos 2,6-3,8; Matthäus 1,18-25
In Wajeschew lesen wir von Jakobs elften Sohn Joseph. Das Leben dieses jungen Mannes wurde im Grunde über Nacht auf den Kopf gestellt, als seine Brüder ihn töten wollten und es letztlich zuließen, dass er als Sklave nach Ägypten verkauft wurde.
Trotz dieser bitteren Erfahrung war YHWH immer bei ihm. Die Fürsorge Gottes für Joseph ging sogar soweit, dass Er die gesellschaftliche Ordnung auf den Kopf stellte.
Wer war Potiphar?
Joseph landete als Sklave in Ägypten. Sein Herr war Potiphar. Doch wer war dieser Potiphar?
Wajeschew gibt uns folgende Auskunft:
Aber die Midianiter verkauften ihn nach Ägypten, an Potiphar, einen Kämmerer des Pharao, den Obersten der Leibwache. (1. Mose 37,36)
Potiphar war ein hoher Beamter am Hof des Pharao. Er war für die persönliche Leibwache des Königs verantwortlich, ja, er war sogar ihr Oberbefehlshaber. Darüber hinaus war Potiphar für das Gefängnis der Gefangenen des Königs zuständig (Vgl. 1. Mose 39,20; 1. Mose 40,3). Hierbei musste es sich um ein besonderes Gefängnis etwa für Hochverräter oder Attentäter handeln. Dieser Potiphar hatte also eine hohe Stellung am Hof des Königs von Ägypten.
Die Rolle der Hebräer in Ägypten
Joseph hingegen war Hebräer (Vgl. 1. Mose 41,12), was für Potiphar mindestens an der Sprache, evtl. aber auch an anderen Merkmalen wie der Beschneidung sichtbar gewesen sein musste.
Für einen Hebräer in Ägypten war es sichert nicht einfach. Für Ägypter war es gar ein Gräuel, mit den Hebräern zu essen.
Und man trug ihm besonders auf und ihnen besonders und ebenso den Ägyptern, die mit ihm aßen, besonders; denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern zusammen essen, denn das ist für die Ägypter ein Gräuel. (1. Mose 43,32)
Das gemeinsame Essen drückt eine Tischgemeinschaft aus und diese wiederum kann nur zwischen Menschen entstehen, die sich vertrauen, achten und schätzen.
Nun müssen die Ägypter den Hebräern gegenüber äußerst misstrauisch gewesen sein, waren doch den Ägyptern alle Dinge heilig, die den Hebräern ein Gräuel waren und anders herum. Hebräer zum Beispiel schlachteten zu Pessach ein Lamm, den Ägyptern war dieses Tier heilig und das Essen verboten.
Angesichts dieser gesellschaftlichen Vorurteile der Ägypter gegenüber Hebräern ist es doch erstaunlich, welche Rolle Joseph im Haus eines hoch angestellten und wahrscheinlich auch angesehenen Ägypters spielen durfte.
Und YHWH war mit Joseph, und er war ein Mann, dem alles gelang; und so durfte er im Haus seines ägyptischen Herrn bleiben. Und als sein Gebieter sah, dass YHWH mit ihm war und dass YHWH in seiner Hand alles gelingen ließ, was er unternahm, da fand Joseph Gnade in seinen Augen und durfte ihn bedienen; und er setzte ihn zum Aufseher über sein Haus und gab alles, was er hatte, in seine Hand. (1. Mose 39,2-4)
Die Lesung Wajeschew klärt uns darüber auf, dass Joseph eine besondere Stellung innerhalb des Hauses von Potiphar hatte. Tatsächlich war er letztlich der Verwalter des gesamten Besitzes des Obersten der Leibwache des Pharaos.
Der Segen Josephs
Diese grundsätzliche Rolle des Verwalters aller Güter seines Herren begleitete Joseph durch seine Zeit in Ägypten. Sowohl im Gefängnis als auch später unter der Hand des Pharao sollte er diese Rolle inne haben.
Und der Pharao sprach zu Joseph: Nachdem Gott dir dies alles mitgeteilt hat, ist keiner so verständig und weise wie du. Du sollst über mein Haus sein, und deinem Befehl soll mein ganzes Volk gehorchen; nur um den Thron will ich höher sein als du! (1. Mose 41,39-40)
Wir sehen auch immer wieder das Selbe Muster. Die Herren Josephs sahen den Segen Gottes auf ihrem Diener. Diesen Segen wollten sie in ihrem Haus haben. Und aus diesem Grund setzten sie den Botschafter Gottes über ihr Haus.
Wir sehen also, dass Gott durch seinen Segen und durch seine Werke in der Lage ist, gesellschaftliche Dogmen, Vorurteile oder Normen zu durchbrechen. YHWH ist die Wahrheit (Vgl. Johannes 14,6) und diese wird sich am Ende immer durchsetzen.
Insofern können wir getrost sein, auch wenn gesellschaftliche Dogmen den Wegen Gottes entgegen stehen. Er wird dafür sorgen, dass sogar die Großen und Elitären dieser Welt, den Segen Gottes eines Tages anerkennen werden.
Und genau aus diesem Grund wurde Joseph nach Ägypten geschickt. So wie wir es über Joseph in Wajeschew lesen, so möchte YHWH auch uns in den Dunstkreis der großen und kleinen modernen Ägypter bringen, um ihnen seinen Segen und seine Herrlichkeit zu zeigen. Doch lassen wir uns dafür gebrauchen?
Bildquelle: Sweet Publishing / FreeBibleimages.org
(Creative-Commons-Lizenz)
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