Auf die Details kommt es an (Teil 5) – Hat Gott seinen Kalender verändert?
Wir wissen, dass der hebräische Kalender an die Zyklen von Sonne und Mond gebunden ist. Der Schöpfungsbericht gibt uns darüber deutlich Auskunft.
Und Gott sprach: Es sollen Lichter an der Himmelsausdehnung sein, zur Unterscheidung von Tag und Nacht, die sollen als Zeichen dienen und zur Bestimmung der Zeiten und der Tage und Jahre, (1. Mose 1,14)
Dabei ist der Verlauf eines Jahres durch den Sonnenzyklus definiert. Der Verlauf eines Monats ist eng mit dem Zyklus des Mondes verknüpft. Dies wird unter anderem auch daran deutlich, dass das hebräische Wort für Neumond (chodesch) auch mit Monat übersetzt werden kann (Vgl. 2. Mose 12,2).
Aus der Astronomie ist uns bekannt, dass ein Mondzyklus ca. 29,5 Tage andauert, was bedeutet, dass ein hebräischer Monat entweder 29 oder 30 Tage lang ist. Wenn wir also einen längeren Zeitraum von bspw. 10 Monaten betrachten, sprechen wir von weniger als 300 Tagen – vielleicht 295 Tage.
Jetzt, da wir dieses Prinzip etabliert haben, wenden wir uns einer Textstelle zu, die für viele Fragen und viel Rätselraten bei verschiedenen Bibelauslegern geführt hat.
Der Flutbericht
Als Gott die Erde mit einer Flut richtete, gab er Noah und damit auch uns sehr präzise zeitliche Anweisungen. Wir kennen sogar das genaue Datum, an dem die Flut begann.
Im sechshundertsten Lebensjahr Noahs, am siebzehnten Tag des zweiten Monats, an diesem Tag brachen alle Quellen der großen Tiefe auf, und die Fenster des Himmels öffneten sich. (1. Mose 7,11)
Wir wissen auch, dass die Wasser der Flut 150 Tage auf der Erde stehen blieben.
Und die Wasser blieben hoch über der Erde, 150 Tage lang.(1. Mose 7,24)
Und wir erfahren, wann sich die Arche auf dem Berg Ararat niederließ.
Und die Arche ließ sich auf dem Gebirge Ararat nieder am siebzehnten Tag des siebten Monats. (1. Mose 8,4)
Die Schlussfolgerung vieler Ausleger lautet nun: Vom siebzehnten des zweiten Monats bis zum siebzehnten des siebenten Monats sind genau fünf Monate vergangen. Und 150 Tage sind 5 Monate. Da aber 5 Monate weniger als 150 Tage umfassen müssen, bleibt nur die Erklärung, dass sich im Zuge der Flut auch Gottes Kalender geändert haben muss.
Doch ist das wirklich so?
Die Alternative
Es gibt durchaus eine alternative Sicht auf den Flutbericht, wie sie uns auch von der jüdischen Überlieferung aufgezeigt wird. Demnach bezieht sich die Angabe „siebzehnter Tag des zweiten Monats“ tatsächlich auf den Kalendermonat.
Die Angabe „siebzehnter Tag des siebenten Monats“ bezieht sich jedoch auf den Beginn der Flut. Es sind also schon sieben Monate seit Beginn der Flut vergangen. Demnach handelt es sich um den siebzehnten des neunten (Kalender-)Monats.
Dies lässt folgende fünf Phasen des Hergangs der Flut zu:
- 1. Phase: Die sieben Tage vor der Flut, in denen Noah und seine Familie bereits in der Arche ausharrten.(Vgl. 1. Mose 7,10)
- 2. Phase: 40 Tage und 40 Nächte Regen vom 17. des zweiten Monats bis zum 28. des dritten Monats. (Vgl. 1. Mose 7,12)
- 3. Phase: 150 Tage steht das Wasser auf der Erde vom 28. des dritten Monats bis zum 1. des neunten Monats. (Vgl. 1. Mose 7,24)
- 4. Phase: In 16 Tagen nimmt das Wasser der Flut ab, vom 01. bis zum 17. des neunten Monats. Dann setzt die Arche auf dem Ararat auf. (Vgl. 1. Mose 8,4)
- 5. Phase: Vom 17. des neunten Monats bis zum 01. des elften (Kalender-)Monats sinken die Wasser so weit, dass die Berge sichtbar werden. (Vgl. 1. Mose 8,5) In der Schrift wird vom ersten des zehnten gesprochen – des zehnten Monats seit der Flut, welche ja im zweiten Monat begann. Dieser zehnte Monat ist also der elfte Kalendermonat.
Fazit
Mit dieser alternativen Sicht können wir uns sämtliche Spekulationen darüber sparen, ob sich Gottes Kalender durch die Flut geändert hat oder nicht. Seine Weisungen sind ewig und verändern sich nicht.
Wir können uns darauf verlassen, dass Gott sehr präzise Angaben macht und sich selbst daran hält. Demnach haben wir einen Elohim, auf den wir uns vollumfänglich verlassen können.
Bildquelle: Pixabay.com
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Michael
3. November 2022 @ 20:37
Daß etwas mit dem gängigen hebr. Kalender nicht stimmig ist, dürfte offensichtlich sein (habe leider die bisherigen Ausführungen dazu von WWW nicht zur Kenntnis genommen, da gibt´s immer techn. Probleme beim Aufruf. Wie auch immer, daß die Jahreszählung “hinterherhinkt”, absichtlich oder nicht, fällt auf. Orientiert man sich an den Endzeitzeichen, so erscheint die Vorstellung, daß noch mehr als 200 Jahre [*] vergehen müssen, bis (z.B.) die Wiederkunft Yeshuas stattfindet (in Zusammenhang mit Harmagedon), absurd (Rechnungen, wie groß/riesig(?!) die Welt-Population in 200 Jahren wären (mit oder ohne Kriege), sollen hier erst gar nicht versucht werden.
Wie sieht´s denn mit dem Solarkalender der Essener aus, der scheint wirklich ernstgenommen werden zu können?! [*] Zugrunde liegt der Gedanke, 6000 Jahre seit der Schöpfung und das baldige “Sabbat-Jahrtausend”. SHLM MK
Naphtali
4. November 2022 @ 16:28
Lieber Michael,
irgendwann werden alle unsere Fragen beantwortet werden. Bis dahin werden wir wohl, was Jahreszählungen und Kalendermodelle betrifft, bis zu einem gewissen Grad im Vagen bleiben müssen.
Liebe Grüße
Naphtali