Die Stämme Israels – Teil 9 – Die Segnungen der Vorväter
Israel – so der neue Name von Jakob – hat nicht nur 12 Söhne, sondern auch eine Welt-verändernde Aufgabe von Gott bekommen. Diese gilt es nun, an eben diese Söhne weiterzugeben. Und das – so kann man sich vorstellen – birgt eine gewisse Herausforderung.
Jakobs bisherigen Erfahrungen im Umgang mit seinen Söhnen zeigen, wie schwierig das sein kann. In seinem Sohn Joseph sah er die große und hohe Berufung, doch Neid und Missgunst der Geschwister ließen nicht lang auf sich warten. Es folgte der Verkauf Josephs in die Sklaverei, so dass sich Jakob und Joseph erst Jahrzehnte später wiedersahen.
Doch auch bei seinen Vorfahren waren ähnliche Probleme zwischen Brüdern zu sehen: Kain und Abel, Isaak und Ismael, er selbst und Esau,… sie alle konnten den Familienfrieden nicht bewahren!
Allerdings jetzt – Jakob lebt mit seiner Familie in Ägypten – gibt es einen Lichtblick. Jakob sieht, wie seine Enkel, Ephraim und Manasse, als Brüder Frieden wahren und keinen Streit heraufbeschwören.
Als dann Jakob die beiden auf ganz besondere Art und Weise segnet und sie mit in seine Erbreihenfolge aufnimmt, spricht er bemerkenswerte Worte über ihnen aus:
1.Mo 48,20: So segnete er [Jakob] sie [Ephraim und Manasse] an jenem Tag und sprach: Mit dir wird man sich in Israel segnen und sagen: Gott mache dich wie Ephraim und Manasse!
Was ein gewaltiger Segen! “Ihr seid etwas Besonders – das ganze Volk Israel wird seine Kinder segnen, dass sie so werden wie ihr!”
Doch warum gerade so wie Ephraim und Manasse?
Weil Ephraim und Manasse Brüder waren, die den Familienfrieden bewahrten. Das ist in der bisherigen biblischen Geschichte nicht üblich und es ist das, was die Söhne Jakobs unbedingt brauchen!
Jakob gab seinen Nachkommen diesen Segen mit auf den Weg, denn er wusste, welch schwierige Aufgabe sie zu erfüllen hatten. Sie sollten den biblischen Glauben in die Welt tragen und das funktioniert nur, wenn Einheit in der Familie besteht.
Und noch etwas: Er hatte erfahren wie schwierig es ist, wenn nur ein Sohn in besonderem Maße gesegnet ist. Daraus lernte Jakob und teilte deshalb die Segnungen, die er von seinen Vorvätern und von Gott erhalten hatte, auf (wie wir später sehen werden).
Wenn nun jeder Bruder mit seinen Nachkommen seinen Part, seine Aufgabe ausfüllt, dann kann der von Gott gegebene Auftrag erfüllt werden.
Ps 133,1: Siehe, wie fein und wie lieblich ist’s, wenn Brüder in Eintracht beisammen sind!
Überblick
Wir stecken mitten in einer Themenreihe über die Stämme Israels. Viele der Stämme haben wir bereits durchleuchtet und ihre Mission herausgearbeitet. Zuletzt haben wir außerdem faszinierende Einblicke in die heutige Situation der Stämme erhalten.
Uns bleiben noch vier Stämme, die wir näher anschauen möchten: Manasse, Levi, Ephraim und Juda!
Diese vier Stämme haben besondere Rolle in der Familie Israel erhalten. Doch es ist nicht ganz einfach, diese zu erkennen, da viele Unklarheiten und Missverständnisse existieren.
Und deshalb müssen wir die Segnungen unterscheiden, die die Vorväter Abraham, Isaak und Jakob erhielten und weitergaben, um die Eigenschaften und Aufgaben von Manasse, Levi, Ephraim und Juda zu verstehen.
Also untersuchen wir in diesem Tiel der Themenreihe diese Segnungen und starten damit eine spannende Reise, die zudem einige Aha-Momente bereithält!
Abraham, Isaak und Jakob
Wenn wir die Berufung und Auserwählung Israels verstehen, und sehen, welchen Auftrag Israel als Volk hat, können wir auch erkennen, welche einzelnen Aufgaben sich auf die Stämme verteilen.
Dazu starten wir bei Abraham, bei dem alles begann. Während er nach Kanaan kam und dort die eine oder andere Prüfung zu bestehen hatte, wurde er mit vielen, kostbaren Segnungen bedacht.
In der folgenden Tabelle erhalten wir einen Überblick (hier gibt es alle Tabellen zum Download):
Diese Segnungen vererben sich auf Isaak weiter. Teilweise bestätigt Gott diese sogar nochmal explizit (hier gibt es alle Tabellen zum Download):
Sein Bruder Ismael erhält als weiterer Sohn Abrahams ebenfalls den Segen der vielen Nachkommen:
1.Mo 16,10: Und der Engel des Herrn sprach zu ihr [zur Mutter Ismaels]: Siehe, ich will deinen Samen so mehren, dass er vor großer Menge unzählbar sein soll.
1.Mo 17,20: Wegen Ismael aber habe ich dich auch erhört. Siehe, ich habe ihn reichlich gesegnet und will ihn fruchtbar machen und sehr mehren. Er wird zwölf Fürsten zeugen, und ich will ihn zu einem großen Volk machen.
Jakob und Esau
Doch bei den Söhnen Isaaks – Jakob und Esau – gerät alles etwas durcheinander.
Schauen wir uns eine grobe Chronologie der Geschehnisse an:
- Jakob kauft Esau das Erstgeburtsrecht ab.
- Jakob stiehlt den Familiensegen, indem er seinen Vater Isaak hintergeht.
- Für Esau hat Isaak keinen Segen mehr übrig.
- Isaak segnet Jakob bevor er nach Haran geht.
Folgendes wird in diesen Begebenheiten deutlich:
1. Es gibt ein Erstgeburtsrecht, das zunächst nichts mit dem Familiensegen zu tun hat.
Erstgeburtsrecht und Familiensegen sind unterschiedliche Dinge! Sehr deutlich wird es, als Esau bewusst wird, dass er keines der beiden erhält:
1.Mo 27,36: Da sprach er: Er heißt mit Recht Jakob; denn er hat mich nun zweimal überlistet! Mein Erstgeburtsrecht hat er weggenommen, und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen!
Dies ist wichtig zu verstehen!
2. Der Erstgeborene ist im Normalfall derjenige, der das Erstgeburtsrecht und den Familiensegen erhält.
Sowohl das Erstgeburtsrecht, als auch der Familiensegen waren für Esau vorgesehen. Doch beides hat sich Jakob geholt.
3. Schon Isaak hatte die Idee, den geerbten Segen auf seine Söhne zu verteilen.
Das ist sehr interessant!
Von Anfang an wollte Isaak seinem Sohn Jakob einen Segen zusprechen. Dieser Segen sollte in keinem Fall an Esau gehen.
Wir sehen das in der Situation, als Esau seinen Vater fragt „Hast du mir keinen Segen zurückbehalten?“ (1.Mo 27,36). Jakob verneint, obwohl er einige Zeit später Jakob (nochmals) segnet!
4. Den ersten Segen Jakobs hatte Isaak für Esau gedacht!
Doch genauso wie Isaak für Jakob einen Segen vorbehalten hatte, hatte er die Absicht, auch Esau mit einem Segen zu bedenken. (Er war schließlich der Erstgeborene.)
Jakob stiehlt sich den Familiensegen, indem er sich als Esau ausgibt und zu seinem Vater geht.
Die zwei Segen
Jakob wird also zweimal von seinem Vater gesegnet. Doch einer davon sollte ursprünglich an Esau gehen (in der Grafik rot).
Beim zweiten Mal segnet Isaak Jakob in dem Wissen, dass es tatsächlich Jakob ist (in der Grafik gelb).
(Hier gibt es alle Tabellen zum Download)
Starten wir zunächst mit dem zweiten, den gelben Segen: Isaak überträgt hier Jakob:
- viele Nachkommen,
- dass er zu einer Menge von Völkern werden soll,
- das verheißene Land Israel und
- restliche noch nicht vergebene Segnungen von Abraham!
Diese Segnungen sollten von Anfang an niemals an Esau gehen! Isaak hatte sie für ihn aufgehoben. Sogar nachdem Jakob ihn hintergangen hatte und Esau mit leeren Händen dastand.
Stattdessen hätte Esau folgendes erhalten sollen (die Inhalte der ersten Segnung; rot in der Grafik):
- Königliche Nachkommen
- Materiellen Segen
- Besondere Stellung gegenüber anderen Völkern (gesegnet wer dich segnet, verflucht, wer dir flucht!)
- Die Leitung in der Familie (d.h. über Jakob!)
Diese königlichen Segnungen sind die typischen Segnungen die dem Erstgeborenen im Normalfall zufallen (allerdings hat das nichts mit dem Erstgeburtsrecht zu tun!).
Der Königs-Segen
Nehmen wir diesen roten, königlichen Segen nochmals unter die Lupe: Was ist die Aufgabe dieser Segnung?
Die Antwort finden wir von einem der größten Könige der israelischen Geschichte:
Spr 25,2: Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu verbergen, aber die Ehre der Könige, eine Sache zu erforschen.
Beim Königs-Segen geht es (auch) um das Erforschen der Schrift und um die Geheimnisse des Glaubens.
Es ist kein Zufall, dass jeder israelische König seine eigenen Torah-Rollen anfertigen und sie täglich lesen muss:
5.Mo 17,18-20: Wenn er dann auf seinem königlichen Thron sitzt, so soll er eine Abschrift dieses Gesetzes, das vor den levitischen Priestern liegt, in ein Buch schreiben. Und dieses soll bei ihm sein, und er soll darin lesen alle Tage seines Lebens, damit er lernt, den Herrn, seinen Gott, zu fürchten, damit er alle Worte dieses Gesetzes und diese Satzungen bewahrt und sie tut; dass sich sein Herz nicht über seine Brüder erhebt und er nicht abweicht von dem Gebot, weder zur Rechten, noch zur Linken, damit er die Tage seiner Königsherrschaft verlängere, er und seine Söhne, in der Mitte Israels.
Im Prinzip geht es um das, was König David und König Salomo gemacht haben. Sie haben riesige Schätze vermacht, indem sie Bücher (Psalmen, Sprüche, Prediger,…) von unschätzbarem Wert hinterlassen haben.
Man sagt, dass gerade Salomo unzählige weitere Weisheiten in Büchern verfasst hat, die aber leider verloren gegangen sind.
Gott segnete Abraham und Isaak mit diesem königlichen Segen. Sie bekamen dadurch eine wichtige Aufgabe, von denen die ganze Welt ihren Nutzen ziehen sollte. Und Isaak hatte es vorgesehen, diesen an Esau weiterzugeben.
Doch Jakob erschlich sich diesen Segen – obwohl noch ein weiterer Segen für ihn vorgesehen war…
Der gelbe, weltoffene Segen
Was passiert, wenn man viele, viele Nachkommen und eine Menge von Völkern wird?
Man breitet sich über die ganze Erde aus!
Und das war es, was Jakob tun sollte. (Insbesondere sollte er – und nur er! – das versprochene Land erhalten).
Und hier beginnt sich ein wunderbares Bild eines Zusammenspiels zu ergeben: Der eine Bruder erforscht die Schätze und Weisheiten der Schrift und der andere nimmt diese Funde und bringt sie in die ganze Welt.
Das Volk Gottes soll Licht sein in dieser Welt – und Isaaks Plan war, dass Esau eine (Leitungs-)Aufgabe darin hat.
Doch Jakob, Rebekka und Gott hatten einen anderen Plan: Jakob erhielt alle Segnungen und damit auch eine riesige Verantwortung!
Diese Erkenntnis von den unterschiedlichen Rollen ist nicht nur interessant, sondern auch wichtig um die Rollen der Stämme Israels zu verstehen!
Denn das was Isaak nicht geschafft hat (weil er von Jakob ausgetrickst wurde), hat Jakob dann getan: Diese Aufgaben auf unterschiedliche Rücken verteilt!
Die Segnungen Israels
Im Folgenden schauen wir uns an, wie sich dies auf die unterschiedlichen Stämme ausgewirkt hat. Ganz besonders haben wir dabei natürlich die obigen Rollen im Hinterkopf.
Wir sehen hier eine Tabelle, in der die Segnungen Jakobs an seine Söhne (Enkel) aufgelistet sind:
Segnungen, die schon Abraham, Issak oder Jakob erhielten, tauchen hier wieder auf und gehen an einen oder mehrere Söhne weiter.
Bei den meisten Segnungen kann man davon ausgehen, dass sie mehr oder weniger alle Stämme betreffen. So ist zum Beispiel der Segen des Landes Israel für alle vorbehalten. Doch auch „Sieg über Feinde“, „Segen für andere“ oder „viele Nachkommen“ betrifft jeden Nachkommen Jakobs. Schließlich galten sie allen Nachkommen Abrahams.
Allerdings gibt es Segnungen, sie nur manchen Stämmen vorbehalten sind, bzw. werden einzelne in besonderem Maße in einem Bereich gesegnet.
So werden etwa die Nachkommen Josephs ausdrücklich mit Nachkommen gesegnet. Auch der Segen, über Feinde zu siegen, wird explizit über Juda, Joseph und den beiden kriegerischen Stämmen Dan und Gad ausgesprochen.
Verteilung der Segnungen
Doch nun wird es interessant: Schauen wir uns konkret die Stämme von Joseph und den Stamm Juda an, erkennen wir ein bekanntes Bild!
Genau die gleichen Segnungen, die Esau von Isaak hätte erhalten sollen, gehen fast komplett auf Juda über!
Und die Segnungen, die Isaak für Jakob gedacht hatte, gehen an Ephraim und Manasse!
Juda erhält die königliche Führungsrolle, eine ganz besondere Stellung in der Familie und materiellen Segen.
Ephraim und Manasse erhalten die Segnungen über die vielen Nachkommen und ebenso materiellen Segen (was auch mit dem Erstgeburtsrecht zu tun hat).
Und damit erhalten wir einen wunderbaren Blick für die Aufgaben von Juda und Joseph – und damit für die beiden Häuser: Das Haus Juda (unter der Leitung Judas) hat einen königlichen Leitungs-Auftrag. Sie sollen die Schrift erforschen und die Schätze daraus hervorbringen. Und das Haus Joseph (die zehn Stämme unter der Leitung Ephraims!) erhält die Aufgabe, solches in die Welt zu bringen.
Es ist also kein Zufall, dass Juden bekannt dafür sind, die Torah zu studieren, und es die Nachkommen der zehn Stämme (vordergründig heutige christliche Völker) waren, die das Wort Gottes in hunderte Sprachen übersetzt und in alle Welt gebracht haben!
Wir werden in den nächsten Teilen der Kursreihe einen genaueren Blick darauf werfen. An dieser Stelle untersuchen wir noch die Rolle der Erstgeburt, damit die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden können.
Erstgeburt
Jeder der Geschwister oder sogar mehrere eigene Kinder hat, kann gut verstehen, dass die Rolle des Erstgeborenen nicht einfach ist. Am Ältesten orientieren sich alle jüngeren Geschwister und so erhält dieser meistens automatisch eine strengere Erziehung. Er muss mehr kämpfen und sich vieles erst erarbeiten. Der Erstgeborene ist wie ein Pionier in der Familie.
Aus diesem Grunde ist dem Erstgeborenem in der Bibel ein besonderes Recht eingeräumt: Das so genannte Erstgeburtsrecht! Dieses Recht war eine Zusage an das doppelte Erbe. Das macht Sinn: Der Erstgeborene hatte mehr Arbeit, musste mehr erkämpfen, also erhält er auch das doppelte Erbe.
Das heißt, wenn ein Vater 5 Söhne hatte, wurde das Erbe in sechs Teile geteilt. Der Erstgeborene erhielt dann zwei Teile, die anderen eins.
Jos 17,1: Und das Los fiel für den Stamm Manasse — denn er ist der Erstgeborene Josephs —, nämlich für Machir, den Erstgeborenen Manasses, den Vater Gileads; diesem wurde Gilead und Baschan zuteil, weil er ein Kriegsmann war.
Hes 47,13-14: So spricht Gott, der Herr: Das ist die Grenze, innerhalb derer ihr den zwölf Stämmen Israels das Land zum Erbe austeilen sollt; Joseph gehören zwei Lose. Und zwar sollt ihr es, einer wie der andere, zum Erbbesitz erhalten, da ich meine Hand [zum Schwur] erhoben habe, es euren Vätern zu geben; und dieses Land soll euch als Erbbesitz zufallen.
5.Mo 21,15-17: Wenn jemand zwei Frauen hat, eine, die er liebt, und eine, die er verschmäht4, und sie ihm Söhne gebären, beide, die Geliebte und die Verschmähte, und wenn der Erstgeborene von der Verschmähten ist, und die Zeit kommt, dass er seinen Söhnen seinen Besitz als Erbe austeilt, so kann er nicht dem Sohn der Geliebten vor dem erstgeborenen Sohn der Verschmähten das Erstgeburtsrecht verleihen; sondern er soll den Erstgeborenen, nämlich den Sohn der Verschmähten, anerkennen, indem er ihm von allem, was vorhanden ist, zwei Teile gibt; denn dieser ist der Erstling seiner Kraft, und das Recht der Erstgeburt gehört ihm.
Diesen doppelten Segen wollte Jakob seinem Sohn Joseph geben. Damit er dies konnte, adoptierte er sozusagen dessen Kinder als seine eigenen:
1.Mo 48,5: So sollen nun deine beiden Söhne, die dir im Land Ägypten geboren wurden, ehe ich zu dir nach Ägypten gekommen bin, mir angehören; Ephraim und Manasse sollen mir angehören wie Ruben und Simeon!
Normalerweise bekam der Erstgeborene auch die königliche Leiterschaftsrolle und alle anderen Segnungen, doch – und das macht es in der Familie Jakobs etwas undurchsichtig – wurden die Segnungen von Jakob verteilt.
Doch es ist wichtig, dass wir sehen, dass dieses Recht des Erstgeborenen nichts mit einer Führungsrolle, Herrschaft oder Leitung zu tun hat!
Ist man der Erstgeborene, ist man nicht automatisch der Leitende. Im Normalfall geschah das automatisch, weil wie schon gesagt alle Geschwister zum Ältesten aufschauen. Doch gerade hier in der Familie Israel haben wir eine spezielle Konstellation, da die Kinder Jakobs nicht im typischen Sinne zu Ephraim oder Manasse aufgeschaut haben.
Zuallererst geht es bei dem Erstgeburtsrecht an Joseph um den doppelten Segen, den Jakob seinem Sohn vermachen wollte.
Das Recht des Erstgeborenen war ein physischer Segen. Er beinhaltet Materielles, Landbesitz oder auch ein Segen für viele Nachkommen. Doch da Abraham, Isaak und Jakob mit vielen weiteren Segnungen überschüttet wurden, beinhaltete die doppelte Portion auch der doppelte Anteil in anderen Bereichen.
Mehr dazu dann in den Teilen von Manasse und Ephraim.
Die Erstgeburt gehört Gott!
Es ist eine wichtige Information, die wir an dieser Stelle nicht vergessen dürfen: Jegliche Erstgeburt gehört Gott!
4.Mo 8,17: Denn alle Erstgeburt der Kinder Israels gehört mir, von Menschen und Vieh; an dem Tag, als ich alle Erstgeburt im Land Ägypten schlug, habe ich sie mir geheiligt.
2.Mo 13,2: Heilige mir alle Erstgeburt! Alles, was, den Mutterschoß als erstes durchbricht von den Kindern Israels, vom Menschen und vom Vieh, das gehört mir!
Doch wir lesen auch, wie alle Erstgeborenen vom Israelischen Volk – die eigentlich Gott gehören sollten – ausgelöst wurden/werden. Stattdessen wurde der Stamm Levi mit den Aufgaben betraut, die für die Erstgeborenen bestimmt war:
4.Mo 3,45: Nimm die Leviten an Stelle aller Erstgeborenen unter den Söhnen Israels, und das Vieh der Leviten für ihr Vieh, damit die Leviten mir gehören, mir, dem Herrn.
Gott beansprucht für sich alle Erstgeburt. Das heißt, dass das Erste der Ernte, das Erste der Tiere und die Leviten Gott gehören.
Und das gilt auch ausdrücklich für das Volk Israel:
2.Mo 4,22b: So spricht der Herr: „Israel ist mein erstgeborener Sohn“
Wenn Gott also sagt, dass etwas eine Erstgeburt ist, sagt er damit ausdrücklich, dass dies SEIN Eigentum ist.
Das Volk Israel ist Gottes Eigentum und jeder tut gut daran, nicht gegen Israel zu reden, zu kämpfen, usw.
Und zuletzt sehen wir auch, dass Ephraim eine besondere Erstgeburtsrolle innehat:
Jer 31,8-11: Siehe, ich bringe sie herbei aus dem Land des Nordens und sammle sie von den Enden der Erde; unter ihnen sind Blinde und Lahme, Schwangere und Gebärende miteinander; eine große Gemeinde kehrt hierher zurück! Weinend kommen sie, und unter Flehen führe ich sie; ich will sie zu Wasserbächen führen auf einem ebenen Weg, auf dem sie nicht straucheln werden; denn ich bin Israel zum Vater geworden, und Ephraim ist mein Erstgeborener.Hört das Wort des Herrn, ihr Heidenvölker, und verkündigt es auf den fernen Inseln und sprecht: Der Israel zerstreut hat, der wird es auch sammeln und wird es hüten wie ein Hirte seine Herde. Denn der Herr hat Jakob losgekauft und ihn aus der Hand dessen erlöst, der mächtiger war als er.
Das heißt, obwohl Ephraim zerstreut und verloren scheint, hat Gott ihn im Blick, Er kümmert sich um ihn und wird ihn „nach Hause“ bringen.
Ephraim ist Gottes Eigentum. Und jeder weiß, dass man auf Dinge die einem gehören ganz besonders aufpasst.
Es ist ein Zuspruch der wichtig ist und der Mut geben darf.
Reichen Segen,
Hosea
- Die Stämme Israels – Teil 12 – Ephraim - 9. September 2024
- Die Stämme Israels – Teil 13 – Juda - 9. September 2024
- Danke und Schalom – von Hosea Ben Zion - 26. Juli 2017
Gertraud
25. September 2016 @ 12:07
Schalom, lieber Hosea,
mir ist etwas aufgefallen, oder ich habe es falsch gelesen:
Du schreibst in 5. Mose steht: dass der Segen des 1.Geborenen nicht an den Sohn der Geliebten gehen soll, doch genau das hat Jakob getan als er die Söhne Josefs segnete, denn Ruben war ja sein 1.Geborener, der sohn seiner kraft, von Lea und nicht Manasse und Ephrahim . Sie waren Enkel von seiner geliebten Rebecca.
Sei reich gesegnet!
Gertraud
Hosea
2. Oktober 2016 @ 9:23
Schalom Gertraud,
Ja, das ist irritierend. Finde ich auch. Die Torah war zwar zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben, doch an einigen Stellen kommt heraus, dass die Menschen schon vom Inhalt wussten.
Jakob hat ja mehrfach in seinem Leben getrickst. Und so scheint es auch an dieser Stelle gewesen zu sein. Seinen Lieblingssohn Joseph hätte er nicht das Erstgeburtsrecht geben dürfen. Doch da er Ephraim und Manasse sozusagen als Erben adoptiert hat, hat Joseph es indirekt doch erhalten.
Reichen Segen,
Hosea