#31 Emor – “Rede!”
Emor
3. Mose 21,1-24,23
Hesekiel 44,15-31; Matthäus 26,59-66
Jeder Bestandteil der Stiftshütte hatte einen festen Platz und eine wohldefinierte Bedeutung. Gott überließ dabei nichts dem Zufall. Letztlich wollte er seinem Volk Israel über das Modell des Zeltes, den Aufbau und die Prinzipien des himmlischen Heiligtums erklären.
Genau so, wie ich dir das Vorbild der Wohnung und das Vorbild aller ihrer Geräte zeigen werde, so sollt ihr es machen. (2. Mose 25,9)
Die Schaubrote
Die zwölf Schaubrote lagen im Heiligtum auf dem Tisch. Sie waren in zwei Stapel zu je sechs Broten aufgeschichtet. Wir können hier schnell die Symbolik der zwölf Stämme und der späteren Teilung des Reiches Israel erkennen.
Doch die Symbolik geht noch etwas tiefer. Schauen wir uns dazu die entsprechenden Texte genauer an.
Der Teig
Und du sollst Feinmehl nehmen und davon zwölf Kuchen backen; ein Kuchen soll aus zwei Zehnteln [Epha] bestehen. (3. Mose 24,5)
Die Kuchen oder Brote sollten aus zwei Zehntel bestehen. Das entspricht der doppelten Menge des Mannas, welches in der Wüste jeden Tag vom Himmel fiel (Vgl. 2. Mose 16,36). Lediglich am Schabbat gab es den doppelten Teil.
Interessant finde ich den Fakt, dass jedes Brot separat geknetet werden sollte. Es gab also keinen großen Teig, der dann in zwölf Teile geteilt wurde. Vielmehr bereiteten die Hebräer den Teig für jedes Brot individuell vor.
So sehen wir in der Zubereitung des Teiges ein Abbild auf die Erschaffung des Menschen. Gott schuf Adam aus Erde und formte ihn wie ein Töpfer zu einem Körper. Lebendig wurde dieser Körper erst durch den Odem des Allmächtigen (Vgl. 1. Mose 2,7).
Die Gewichtsangabe von 2 Zehntel scheint mir auf den Hauch, den Geist Gottes hinzudeuten. Die Angabe stellt die Verbindung zum Schabbat her und zeigt damit, dass das Ziel, das Erreichen des finalen Schabbats, dem Menschen schon seit der Erschaffung innewohnt.
Der Backprozess
Nachdem der Teig der Schaubrote fertiggestellt war, musste er gebacken werden. Und auch hier findet sich eine Besonderheit.
Du sollst sie in zwei Schichten von je sechs Stück auf den reinen Tisch legen vor YHWH. (3. Mose 24,6)
Damit die Brote in zwei Schichten aufeinandergestapelt werden konnten, wurden sie paarweise gebacken (Vgl. Menachot 94a:13). Auch hier sehen wir die Parallele zum Menschen, der zwar als Individuum geformt wurde, aber doch als Paar durchs Feuer gehen musste.
Die Wartezeit
Nach dem Backen wurden die Brote auf den Tisch gelegt und lagen dort,bis zum Schabbat.
Und du sollst auf jede Schicht reinen Weihrauch legen, und er soll für das Brot sein, als der Teil, der zum Gedenken bestimmt ist, ein Feueropfer für YHWH. Sabbat für Sabbat soll er sie beständig vor YHWH aufschichten, [als Gabe] von den Kindern Israels; das ist ein ewiger Bund. (3. Mose 24,7-8)
In dieser Wartezeit liegen die Brote unter einer Schicht Weihrauch. Das Räucherwerk symbolisiert uns die nicht abreißende Verbindung zwischen Gott und dem Menschen.
Der geräucherte Weihrauch wird auch als Feueropfer bezeichnet. Das zugrundeliegende hebräische Wort ische kann aber auch ischa ausgesprochen werden. In dieser Form bedeutet es (Ehe-)Frau.
Fazit
Damit runden wir das Bild ab. Die Schaubrote stehen symbolisch für die Menschen und deren Geschichte mit Gott. Von der Schöpfung über den Sündenfall bis zur Wiederherstellung der Ordnung am Schabbat. Alles ist in den Broten kodiert.
Und so sehen wir das Evangelium auch in solch unscheinbaren Bestandteilen der Stiftshütte verschlüsselt.
Bildquelle: Pixabay.com
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