#04 Wajera – „Und er erschien“
Wajera
1. Mose 18,1-22,24
2. Könige 4,1-37; Lukas 17,28-37
Es ist doch erstaunlich, welche guten Früchte es tragen kann, wenn wir Prinzipien folgen, die schon im Garten Eden etabliert worden sind. In der Lesung Wajera sehen wir ein solches Beispiel. In diesem Beitrag schauen wir uns das Verhältnis von Abraham zu Abimelech und dessen weitere Entwicklung an. Gottes Handschrift und Segen sind hier wohl klar zu erkennen.
Beziehungen im Garten Eden
Doch bevor wir uns mit den Begebenheiten aus Wajera beschäftigen, machen wir einen kurzen Exkurs in den Garten Eden. Dort erfahren wir von Adam und seiner Frau.- Zwei Menschen, die in einer innigen sozialen Beziehung zueinander standen.
Zwar waren beide miteinander verheiratet, doch sie waren gleichzeitig auch die beiden einzigen Menschen, die in Eden zusammenlebten. Deshalb dienen sie nicht nur als Muster für eine gesunde Ehe, sondern als Prototyp für jede funktionierende menschliche Beziehung.
Über diese beiden frühen Menschen lesen wir nun:
Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht. (1. Mose 2,25)
Die Nacktheit beider Menschen steht bildlich für Transparenz. Adam und seine Frau teilten alle Gedanken und jede Emotion miteinander. Zumindest gab es keine Geheimnisse. Ihr Umgang miteinander war offen.
Erst als die Sünde in ihr Leben kam, begannen sie sich zu bedecken. Damit machten sie es dem jeweils anderen schwerer, das eigene Innenleben zu erforschen. Sie waren in der Lage, ihre Gedanken und Gefühle vor dem anderen zu verbergen. Und sie taten es, weil sie sich für so manchen Gedanken schämten.
Die Scham Abrahams
Nachdem Adam und seine Frau Scham erlebt hatten, betraf dieses Gefühl und die Tendenz die eigenen inneren Prozesse vor anderen zu verbergen, alle Nachkommen dieses Ehepaars. Auch Abraham gehörte zu diesen Nachkommen.
Als dieser nach Gerar zog, bat er seine Frau Sarah erneut, sich als seine Schwester auszugeben (zuvor tat er dies schon einmal in Ägypten; Vgl. 1. Mose 12,10-20). Diese kam seiner Bitte nach und fand sich alsbald im Hause Abimelechs, des Königs der Philister, wieder.
Doch Gott ließ dies nicht auf sich beruhen. Er kam im Traum zu Abimelech und warnte ihn, sich nicht an Sarah zu vergreifen (Vgl. 1. Mose 20,3-7). Der Herrscher stellte Abraham am nächsten Morgen zur Rede.
Und Abimelech rief Abraham und sprach zu ihm: Warum hast du uns das angetan, und was habe ich an dir gesündigt, dass du eine so große Sünde auf mich und mein Reich bringen wolltest? Du hast nicht mit mir gehandelt, wie man handeln soll! Und Abimelech fragte Abraham: In welcher Absicht hast du dies getan? (1. Mose 20,9-10)
Abrahams Antwort war erstaunlich ehrlich.
Da sprach Abraham: Weil ich dachte: Es ist gar keine Gottesfurcht an diesem Ort, darum werden sie mich wegen meiner Frau umbringen! (1. Mose 20,11)
Im Grund entgegnete Abraham dem König, dass er ihm und seinem Volk nicht traute und deshalb um sein Leben fürchtete. Dies hätte auch leicht als Affront gewertet werden und Abraham das Leben kosten können.
Doch im Gegenteil: Abimelech lud Abraham dazu ein, sein Gast zu sein. Darüber hinaus wollte er mit dem Stammvater einen Bund schließen (Vgl. 1. Mose 21,22-34).
Fazit
Abrahams Ehrlichkeit und Transparenz öffneten ihm Türen, die ihm zuvor verschlossen blieben. Durch seine ehrliche Antwort auf Abimelechs Frage legte er den Grundstein für eine vertrauensvolle Beziehung zum späteren Bündnispartner.
Diese Transparenz begegnete uns bereist im Garten Eden als Muster für funktionierende Beziehungen.
Wie steht es also um unsere Beziehungen? Um unsere Ehen? Arbeitsverhältnisse? Den Beziehungen zu unseren Kindern und Angehörigen?
Nur, wenn wir uns öffnen, werden wir den ganzen Segen empfangen können. Und wer weiß, welche Türen sich auftun, die bisher für uns verschlossen geblieben sind.
Bildquelle: fishnetbiblestories.com / freebibleimages.org (CC BY-NC-ND 4.0)
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