#45 Ekew – „Sobald“
Ekew
5. Mose 7,12-11,25
Jesaja 49,14-51,3; Matthäus 16,13-20
Der Titel unserer Lesung in dieser Woche lautet Ekew. Tatsächlich ist dies ein sehr interessantes hebräisches Wort, denn es bildet die Wurzel des Namens Jakob. In diesem Zusammenhang wollen wir uns den einleitenden Vers der Paraschah genauer ansehen und schauen, welche Lehren wir daraus ziehen können.
Die Bedeutung von Ekew
Das hebräische Wörtchen עקב (ekew) hat verschiedene Bedeutungen, welche sich aber erst aus dem Zusammenhang erschließen, in dem das Wort eingesetzt wird.
Steht ekew in Form einer Konjunktion im Text, wird es oft mit „weil“ übersetzt. Es drückt damit die Ursache von etwas vorher genannten aus.
… und in deinem Samen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorsam warst! (1. Mose 22,18)
An anderen Stellen wird es auch mit “Lohn” übersetzt (Vgl. Psalm 19,12), was von der vorgenannten Bedeutung etwas abweicht. Ein Lohn ist nicht die Ursache, sondern die Folge einer zuvor erbrachten Leistung.
Zu Beginn unserer Lesung wird ekew wie folgt verwendet:
Und es wird geschehen, wenn ihr auf diese Rechtsbestimmungen hört, sie bewahrt und tut, so wird YHWH, dein Gott, auch dir den Bund und die Gnade bewahren, die er deinen Vätern geschworen hat. (5. Mose 7,12)
Diese Übersetzung (Schlachter 2000) ist nicht falsch, doch wollen wir einmal die Idee des Lohnes bzw. der Folge einer zuvor erbrachten Leistung hier einsetzen.
Wie könnte der Vers also lauten, wenn wir diese Bedeutung wieder einfügen würden?
Und es wird in der Folge geschehen, dass ihr auf diese Rechtsbestimmungen hört, sie bewahrt und tut, so wird YHWH, dein Gott, auch dir den Bund und die Gnade bewahren, die er deinen Vätern geschworen hat. (5. Mose 7,12)
Somit ist der Gehorsam gegenüber Gottes Wort nicht nur eine Bedingung für den Segen, sondern gleichzeitig ein Lohn.
Gehorsam als Lohn
Wenn wir den obigen Vers so verstehen wollen, dann stellt sich die Frage, wofür der Gehorsam gegenüber den Rechtsbestimmungen und dem damit verbundenen Segen entlohnt.
Wenn wir die vorhergehenden Verse betrachten, dann lesen wir:
Wenn YHWH, dein Gott, dich in das Land bringt, in das du kommen wirst, um es in Besitz zu nehmen, und wenn er vor dir her viele Völker vertilgt, die Hetiter, die Girgasiter, die Amoriter, die Kanaaniter, die Pheresiter, die Hewiter und die Jebusiter, sieben Völker, die größer und stärker sind als du; und wenn sie YHWH, dein Gott, vor dir dahingibt, dass du sie schlägst, so sollst du unbedingt an ihnen den Bann vollstrecken; du sollst keinen Bund mit ihnen machen und ihnen keine Gnade erweisen. (5. Mose 7,1-2)
Wenn YHWH den Weg dafür frei macht, dass Israel den Geist Kanaans, den Geist dieser Welt, besiegen kann, so soll Israel sich auch von diesem Geist und den damit verbundenen Völkern lösen. Keinen Bund, keine Gemeinschaft!
Wenn das Volk Gottes diesem Gebot nachkommt, so lehrt uns Ekew, dass es automatisch zu den Geboten Gottes zurückfinden wird. Denn es gibt kein drittes System.
Unsere Lehre aus Ekew
Dieses Prinzip erscheint mir insbesondere in unserer heutigen Zeit wichtig. Wenn wir oder andere Menschen sich von der Nachfolge des weltlichen Systems, abwenden, werden wir die Gebote Gottes wiederfinden.
Es ist kein Zufall, dass das hebräische Wort für Kanaan auch mit Händler oder Kaufleute übersetzt werden kann, ist doch unsere Welt maßgeblich durch die Herrschaft von Banken und Konzernen geprägt.
Die obige Erkenntnis erleichtert uns auch den Umgang mit anderen Menschen, die vielleicht auf der Suche sind, aber für uns auf dem Irrweg scheinen. Doch tatsächlich hat Gott verheißen, dass er gefunden werden will, wenn er mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele gesucht wird (Vgl. 5. Mose 4,29).
Die ernst gemeinte Abwendung vom weltlichen System, mit all seinen Götzen und Führern, wird mit dem Gehorsam, gegenüber der Torah belohnt. Dies kann oft über Umwege führen, doch YHWH geht voran und ebnet den Weg.
Wir dürfen als Wegweiser dienen, nicht jedoch als Führer. Jeder geht seinen eigenen Weg der Erkenntnis und so mancher mag auch das Weitergehen verweigern. Gott akzeptiert jede Entscheidung, hat aber den Wunsch, jeden Menschen aus seinem gefallenen Zustand zu retten.
Und so dürfen wir uns als Begleiter verstehen, die dankbar auf ihren persönlichen Weg schauen können. Und indem wir unseren Weg gehen und unseren Lohn in Empfang nehmen, inspirieren wir wiederum andere, es uns gleichzutun.
Bildquelle: Pixabay.com
- Betrachtungen zur Sukka - 28. September 2023
- Jom Kippur und die Kraft der Vergebung - 19. September 2023
- #46 Ha’asinu – „Höret!“ - 18. September 2023