#29 Acharei Mot – „Nach dem Tod“
Acharei Mot
3. Mose 16,1-18,30
1. Samuel 20,18-42; Matthäus 15,10-20
Die Lesung Acherei Mot beginnt mit der Beschreibung des Dienstes an Jom Kippur. Die prominentesten Opfer, welche an diesem Tag dargebracht werden sollten, waren die beiden Ziegenböcke.
In diesem Beitrag wollen wir uns diese beiden Opfertiere genauer ansehen und der Frage nachgehen, woher sie eigentlich kamen.
Die Ziegenböcke an Jom Kippur
Zu den oben genannten Tieren offenbart uns Acharei Mot Folgendes:
Und er soll von der Gemeinde der Israeliten zwei Ziegenböcke entgegennehmen zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer. (3. Mose 16,5)
Die beiden Ziegenböcke sollten als Sündopfer von der Gemeinde gestellt werden. Einer von ihnen sollte geschlachtet werden. Über dem anderen sollten alle Sünden Israels bekannt und das Tier anschließend in die Wüste geschickt werden (Vgl. 3. Mose 16,9-10).
Tatsächlich hing an diesen beiden Opfern die Vergebung des ganzen Volkes. Als Opfer sollten die Böcke makellos sein und keinen Fehler an sich haben.
Wie wichtig war es für jeden einzelnen Israeliten, dass dieses Opfertier den göttlichen Vorstellungen entsprach. Wer war also dafür verantwortlich, die beiden Tiere auszusuchen?
Die Herkunft der Böcke
Der Text von Acharei Mot schweigt sich über diese Frage aus. Auch in den weiteren Passagen der Bibel finden wir keine Anweisung dafür.
Es scheint, als ob Gott diese Frage ganz bewusst offen gelassen hat. Das Volk musste nun selbst einen Weg finden, wie es die Böcke auswählte.
In unserer Betrachtung spielt es keine Rolle, welche tatsächliche Methode in der Historie nachweisbar ist. Es geht um den Weg dahin. Denn der Prozess, ein entsprechendes Vorgehen zu etablieren und zu bewahren, offenbarte die geistliche Reife des Volkes.
Hier und in vielen anderen Aspekten um Jom Kippur, ging es vor allem um Vertrauen. Jeder Israelit musste darauf vertrauen, dass die beiden Böcke als Sündopfer für YHWH annehmbar waren. Schließlich hing auch die eigene Vergebung daran.
Natürlich hätte auch jeder seine Einwände bekunden können. „Der eine Bock hat ein graues Haar zu viel!“ oder „Mein Bock ist viel besser geeignet.“ wären mögliche Diskussionsgrundlagen gewesen. Doch inwiefern hätte diese Diskussion zum Ziel geführt? Und gibt es den perfekten Bock überhaupt auf Erden?
Doch nicht nur Vertrauen, sondern auch die Gewissenhaftigkeit der Beauftragten spielte eine große Rolle. Wie ernst nahmen die Ältesten oder Leviten, die die Böcke aussuchten, ihre Aufgabe?
Unsere Lehre aus Acharei Mot
YHWH lehrte seinem Volk mit der offenen Frage nach der Herkunft der Böcke, wie sehr jeder einzelne vom anderen abhängt. Und wie wichtig es ist, einander zu vertrauen und dieses Vertrauen auch nicht zu verspielen.
Wir könnten sogar formulieren, dass die Vorbereitung auf Jom Kippur und die damit verbundene Zusammenarbeit und der Zusammenhalt innerhalb des Volkes im Kern noch wichtiger war, als das Geschehen am Tempel an diesem Tag.
Umso bedeutender sollte es auch uns sein, dass wir Vertrauen in unsere Beziehungen und Gemeinschaften bringen. So wichtig manche Betrachtung von Äußerlichkeiten auch erscheinen mag, so sollte es nicht dazu führen, dass wir unser Vertrauen zueinander verlieren.
Bildquelle: Pixabay.com
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