#28 Metzora – „Aussätziger“
Metzora
3. Mose 14,1-15,33
Maleachi 3,4-24; Matthäus 17,9-13
In der letzten Wochen haben wir im Kommentar zu Tazria festgestellt, dass Reinheit YHWH äußert wichtig ist. Wir haben außerdem erwähnt, dass nicht nur Lebewesen, sondern auch Gegenstände unrein sein können.
Einer dieser Gegenstände begegnete uns in der Lesung Metzora. Es ist dort die Rede von aussätzigen Häusern. In diesem Kommentar sehen wir uns die Gebote rund um das aussätzige Haus an und wollen schauen, welche geistlichen Botschaften für uns darin verborgen liegen.
Die Bedeutung des Hauses im hebräischen Denken
Wenn ein Hebräer beginnt ein Haus zu bauen, dann sucht er sich eine Frau. Tatsächlich liegt die vordergründige Bedeutung des Wortes Haus im hebräischen Kulturkreis zunächst bei der Familie und nicht auf dem Gebäude.
Dieses Prinzip sehen wir in der ersten Verwendung des Wortes Haus in der Bibel.
Und YHWH sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus! Denn dich [allein] habe ich vor mir gerecht erfunden unter diesem Geschlecht. (1. Mose 7,1)
Uns ist nun vollkommen klar, dass Gott nicht meinte, dass Noah ein Haus aus Stein oder Holz in die Arche transportieren sollte. Tatsächlich ging es um seine Familie. Und das verstand Noah auch genau so:
Da ging Noah samt seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne in die Arche vor dem Wasser der Sintflut. (1. Mose 7,8)
Somit kann das aussätzige Haus aus Metzora auch durchaus auf ein geistliches Bild für aussätziges Kollektiv wie eine Familie, Organisationen oder einen Staat gesehen werden. Vor diesem Hintergrund wollen wir nun in die Details einsteigen.
Der Aussatz an Häusern
Schauen wir uns einige Verse in Bezug auf das aussätzige Haus an. Folgende Worte leiten das Themenfeld ein:
Wenn ihr in das Land Kanaan kommt, das ich euch zum Besitz gebe, und ich irgendein Haus im Land eures Besitzes mit einer Aussatz-Plage belege, (3. Mose 14,34)
Es ist auffällig, dass es YHWH ist, der ein Haus mit einer Aussatzplage belegt. Warum sollte er so etwas tun?
Dies wird dann nachvollziehbar, wenn wir verstehen, dass der Aussatz im Grunde eine äußerliche Kenntlichmachung eines rebellischen Israeliten ist. Wir haben in einem früheren Kommentar festgehalten, dass der Aussatz druch Rebellion gegen Gott entsteht. Doch diese Rebellion ist nicht immer offensichtlich.
In der Regel beginnt die Rebellion im Verborgenen und wächst unbemerkt heran. Erst in einem gereiften Zustand tritt sie an die Oberfläche und wird öffentlich sichtbar.
Doch Gott sieht in das Verborgene und macht es für uns erkennbar, um uns zu schützen.
Doch zurück zum aussätzigen Haus in Metzora: Es sollte dem Priester gezeigt werden. Dieser sollte gebieten, dass das Haus komplett ausgeräumt wurde, bevor er sich ansehen würde. Dies hatte den Hintergrund, dass die Gegenstände oder Menschen im Haus nicht auch automatisch unrein würden (Vgl. 3. Mose 14,35-36).
Entscheidend für den weiteren Verlauf war nun, ob sich das Aussatzmahl nach Entfernung wieder zeigte.
Wenn dann die Plage wiederkommt und am Haus ausbricht, nachdem man die Steine ausgebrochen und das Haus abgekratzt und neu verputzt hat, so soll der Priester hineingehen; und wenn er sieht, dass die Plage am Haus weitergefressen hat, so ist es ein bösartiger Aussatz am Haus, und es ist unrein. (3. Mose 14,43-44)
Wenn der Aussatz sich nicht anders beheben ließ, so musste das Haus abgerissen werden.
Dann soll man das Haus abbrechen, seine Steine und sein Holz und allen Mörtel am Haus, und man soll es vor die Stadt hinaus an einen unreinen Ort bringen. (3. Mose 14,45)
Das aussätzige Haus war letztlich unbewohnbar. Es musste weichen, und das Fundament für ein neues Haus stellen.
Metzora und das aussätzige Haus aus Gottes Perspektive
Wir haben bereits gesehen, dass wir für den Begriff Haus auch die Wörter Familie, Firma, Organisation oder Staat einsetzen könnten. Im Grunde erfahren wir mit den Beschreibungen aus Metzora die Perspektive Gottes auf unsere Familien, Gemeinden oder Nationen, wenn sie sich gegen YHWH erheben.
Der Allmächtige wird immer versuchen, die Substanz des Hauses zu erhalten und zunächst etwas auszubessern. Doch wenn die Rebellion gegen ihn nicht nachlässt und keine Umkehr stattfindet, dann wird er das Haus einreißen.
Letztlich ist dies aber auch eine gute Nachricht, denn dann entsteht das Fundament für ein neues Haus. Wichtig ist nur,m dass wir uns rechtzeitig vom alten distanzieren – das Haus verlassen – um nicht selbst unrein zu werden.
Doch können wir auch im Untergang von Nationen, Unternehmen oder auch krankhaften Familienstrukturen die Chance für einen Neubeginn sehen.
Bildquelle: Pixabay.com
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