#13 Schemot – „Namen“
Schemot
2. Mose 1,1-6,1
Jesaja 27,6-28,13; 29,22-23; Matthäus 2,1-12
Mit der Lesung Schemot beginnt die Erzählung des Exodus der Kinder Israels aus Ägypten. Wir wissen, dass der damalige Exodus ein Vorbild für die zukünftige Rückführung der Kinder Israels aus der Zerstreuung ist, denn es heißt:
Darum siehe, es kommen Tage, spricht YHWH, da wird man nicht mehr sagen: »So wahr YHWH lebt, der die Kinder Israels aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat!«, sondern: »So wahr YHWH lebt, der den Samen des Hauses Israel aus dem Land des Nordens heraufgeführt und wiedergebracht hat, und aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe!« Und sie sollen wohnen in ihrem Land. (Jeremia 23,7-8)
Vor diesem Hintergrund wollen wir uns einige Aussagen aus Schemot ansehen.
Die Bedeutung von Mizraim
Die Lesung beginnt mit folgendem Satz:
Und dies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten gekommen waren; sie kamen mit Jakob, jeder mit seinem Haus[1] :… (2. Mose 1,1)
Wir lesen also von der Ankunft der Kinder Israels in Ägypten. Das hebräische Wort für Ägypten lautet מִצְרַיִם (Mizraim) und bezeichnet weit mehr als einen bestimmten geografischen Ort.
מִצְרַיִם (Mizraim) leitet sich von der Wurzel צוּר (tzur) ab. Diese Wurzel hat die Bedeutung von “Feind(schaft)”, “Belagerung” oder “Unterdrückung”. Mehr als eine Ortsbezeichnung drückt Mizraim einen Zustand der Unterdrückung und Feindschaft aus. Israel wurde von den Ägyptern als Feind oder Gräuel angesehen (Vgl. 1. Mose 43,32). Dementsprechend schwer musste das Leben der Hebräer in Ägypten sein.
Der Grund der Unterdrückung
Wir sollten allerdings nicht aus den Augen verlieren, dass YHWH in Seinem Wort eine Gesetzmäßigkeit offenbart hat, die beschreibt, wie Israel überhaupt in Unterdrückung und Gefangenschaft geraten kann.
Dafür, dass du YHWH, deinem Gott, nicht gedient hast mit fröhlichem und bereitwilligem Herzen, als du an allem Überfluss hattest, musst du deinen Feinden, die YHWH gegen dich senden wird, dienen in Hunger und Durst, in Blöße und in Mangel an allem; und er wird ein eisernes Joch auf deinen Hals legen, bis er dich vertilgt hat. (5. Mose 28,47-48)
Es scheint, als habe die Generation, welche nach Joseph aufkam, ihren Gott und Schöpfer vergessen und sich der heidnischen ägyptischen Lebensweise angepasst. Dies hatte zur Folge, dass Israel vom Pharao unterdrückt wurde.
Doch wie gelang es Pharao, sein Volk dafür zu gewinnen, einen Teil der Bevölkerung in Ägypten, nämlich die Hebräer, zu unterdücken? Die Antwort lautet: Durch Propaganda!
Da kam ein neuer König auf über Ägypten, der nichts von Joseph wusste. Der sprach zu seinem Volk: Siehe, das Volk der Kinder Israels ist zahlreicher und stärker als wir. Wohlan, lasst uns kluge Maßnahmen gegen sie ergreifen, dass sie nicht zu viele werden; sie könnten sonst, wenn sich ein Krieg erhebt, womöglich zu unseren Feinden übergehen und gegen uns kämpfen und aus dem Land ziehen! (2. Mose 1,8-10)
Wir können uns an dieser Stelle die Frage stellen, wie real die Gefahr war, dass Israel sich gegen das Land Ägypten wenden und es bekämpfen würde? Tatsächlich ging es den Hebräern in Goschen doch gar nicht schlecht (Vgl. 1. Mose 47,27).
Doch Pharao malte das Schrecknis der gefährlichen Hirten vor die Augen und in die Gedanken seiner Untertanen.
Darum setzte man Sklaventreiber über sie, um sie durch Lasten zu bedrücken; und sie bauten dem Pharao die Vorratsstädte Pitom und Ramses. (2. Mose 1,11)
Schemot zeigt uns, dass Pharaos Propaganda erfolgreich war. Die Ägypter beteiligten sich an der Unterdrückung der Israeliten.
Je mehr sie aber [das Volk] bedrückten, desto zahlreicher wurde es, und desto mehr breitete es sich aus, sodass ihnen vor den Kindern Israels graute. (2. Mose 1,12)
Tatsächlich hatten diese Maßnahmen aber nur die Folge, dass das wahre Gesicht des Pharao auch seinen treuen Untertanen immer bewusster wurde. Sie wendeten sich ab und den Hebräern und ihrem Gott zu. Und so wurden die Kinder Israels immer zahlreicher im Land.
Dies führte dazu, dass der Pharao die hebräischen Knaben töten lassen wollte, was die Hebammen Pua und Schiphra zu verhindern wussten (Vgl. 2. Mose 1,15-20).
In letzter Konsequenz erging folgender Befehl des Pharao:
Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: Werft alle Söhne, die [ihnen] geboren werden, in den Nil; aber alle Töchter lasst leben! (2. Mose 1,22)
Tatsächlich lässt der hebräische Originaltext die Schlussfolgerung gar nicht mehr zu, dass sich der Mord an den Babys nur auf die hebräischen Knaben bezog. Es ist stark zu vermuten, dass Pharao nun einfach alle Söhne töten ließ.
Somit waren auch seine treuen Knechte letztlich von der Tyrannei betroffen, die die Israeliten schon viel früher zu spüren bekamen.
Die Hand Gottes in der Tyrannei
Wie wir bereits gesehen haben, waren all diese Geschenisse aber von Gott gesteuert. YHWH wollte sein schlafendes Volk aus Mizraim aufwecken, indem er ihm zeigte, welche Maske Mizraim tatsächlich trug. Nur in der Erkenntnis des wirklichen Kerns von Ägypten, wollten sich die Hebräer auch aufmachen, um nach ihrer wahren Heimat zu suchen.
Demzufolge werden wir auch im letzten Exodus nichst anderes erwarten können. YHWH wird eine starke Bedrückung zulassen, um sein Volk über die Natur der Gesellschaft aufzuwecken, in der es lebt. Die Bedrückung wird zunehmen, gleichzeitig aber auch der Anteil derjenigen, die sich von dem bedrückenden System abwenden und nach Wahrhaftigem suchen.
Und hier kommen wir als Lichtträger ins Spiel. Wir, die wir eine (Zufluchts-)Stadt auf dem Berg sein sollen (Vgl. Matthäus 5,14), um anderen den Weg in die Heimat zu leuchten.
Wie wir an Hand des Musters aus Schemot sehen, wird es kaum eine bessere Zeit geben, die Ernte für das Reich Gottes einzubringen, als die Geburtswehen der Endzeit. Lasst uns diese Zeit nutzen, sodass die Hebräer immer zahlreicher werden im Land!
Bildquelle: Pixabay.de
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