#07 Wajetze – „Und er zog aus“
1. Mose 28,10-32,3
Hosea 12,13-14,10; Johannes 1,41-51
Zur Eheschließung nach biblischem Vorbild gehörte immer auch ein Ehevertrag. Dieser war, nüchtern betrachtet, ein Kaufvertrag, den der Bräutigam der potenziellen Braut und ihrem Vaterhaus anbot. Ein Mann kaufte sich eine Frau, sie wurde sein Eigentum.
Es war völlig selbstverständlich, dass der angehende Bräutigam einen Brautpreis für seine Braut zahlen würde (Vgl. 2. Mose 22,15). Nur durch diesen Brautpreis würde der Vater der Braut seine Tochter ziehen lassen. Der Vater war immer der Adressat dieses Brautpreises (Vgl. 5. Mose 22,28-29).
Diese Regelung hatte den Hintergrund, dass die Frau in der hebräischen Gesellschaft einen besonderen Schutz genoss, war sie doch diejenige, die in der Regel die Kinder der Familie groß ziehen sollte und nicht noch für den Lebensunterhalt sorgen konnte.
Der Brautpreis war nicht für den persönlichen Verbrauch durch den Vater bzw. die Familie der Braut gedacht. Vielmehr war er eine Art Rückversicherung für den Fall, dass der Mann seinen ehelichen Verpflichtungen, welche die Versorgung der Frau beinhaltete, nicht mehr nachkommen konnte oder die Ehe in Scheidung ging. Die Frau, die in einem solchen Fall mit eventuellen Kindern allein zurück geblieben wäre, hatte dann im Hause ihre Vaters eine Anlaufstelle.
Ein weiser Vater hatte dafür gesorgt, dass der Brautpreis gut angelegt wurde. Bestand der Brautpreis beispielsweise aus fünf Schafen, würde der Vater sich um die Schafe gekümmert und die Herde möglichst vergrößert haben. So konnte seine Tochter im Bedarfsfall auf eine größere Herde zurück greifen.
Jakob, der nur mit einem Stab ausgerüstet nach Haran zog, um dort seine Frau zu finden, sah sich seinerzeit einem echten Problem gegenübergestellt. Zwar fand er seine potenzielle Braut sofort.
Und es geschah, als Jakob Rahel sah, die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, und die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter, da trat er hinzu und wälzte den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkte die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter. Und Jakob küsste Rahel und erhob seine Stimme und weinte. (1. Mose 29,10-11)
Doch was sollte er ihrem Vater Laban als Brautpreis anbieten?
Und Jakob liebte Rahel, und so sprach er: Ich will dir sieben Jahre lang dienen um Rahel, deine jüngere Tochter! Da antwortete Laban: Es ist besser, ich gebe sie dir als einem anderen Mann; bleibe bei mir! So diente Jakob um Rahel sieben Jahre lang, und sie kamen ihm vor wie einzelne Tage, so lieb hatte er sie. (1. Mose 29,18-20)
Jakob verpflichtete sich Laban sieben Jahre für seine Auserwählte zu dienen. Er gab einen nicht geringen Teil seiner Lebenszeit, um der Frau, die er liebte, ein gutes Leben und im Bedarfsfall auch eine Art „Witwenrente“ zu erarbeiten. Jakobs Brautpreis erforderte ganzen Einsatz und beinhaltete nicht weniger als den Einsatz seines Lebens.
Laban, der Vater Rahels, nutzte Jakobs Liebe zu seiner Tochter gar für seine eigenen egoistischen Ziele aus. Er verheiratete Jakob mit der falschen Tochter, Lea, was Jakob noch einmal sieben Jahre an Laban band (Vgl. 1 Mose 19,20-30). Außerdem hielt Laban nach Verlauf der 14 Jahre Dienst für beide Frauen Jakob weiter hin und wollte ihn nicht entlassen. Und schon gar nicht mit einem Lohn (Vgl. 1. Mose 30,25-36).
Jakob diente Laban 20 Jahre, die er wie folgt beschrieb:
Diese 20 Jahre bin ich bei dir gewesen; deine Mutterschafe und Ziegen wurden nie ihrer Jungen beraubt, und die Widder deiner Herde habe ich nicht gegessen! Was zerrissen wurde, habe ich dir nicht gebracht; ich musste es ersetzen, du hast es von meiner Hand gefordert, ob es bei Tag oder bei Nacht geraubt war. Es ging mir so: Am Tag verschmachtete ich vor Hitze und in der Nacht vor Frost, und der Schlaf floh von meinen Augen. Diese 20 Jahre lang habe ich dir in deinem Haus gedient, 14 Jahre um deine beiden Töchter und sechs Jahre um deine Schafe, und du hast mir meinen Lohn zehnmal verändert! Wenn nicht der Gott meines Vaters für mich gewesen wäre, der Gott Abrahams und der, den Isaak fürchtet, du hättest mich gewiss jetzt leer ziehen lassen; aber Gott hat mein Elend und die Arbeit meiner Hände angesehen und hat gestern Nacht Recht gesprochen! (1. Mose 31,38-42)
Jakob ertrug jede Schmach, weil er seine Braut Rahel liebte. Die Liebe zu ihr ermutigte ihn immer wieder weiter zu machen. Und er wollte Rahel rechtmäßig zu seiner Frau nehmen. Sonst hätte er auch einfach gehen können.
Jakob setzte sein Leben ein, um Rahel zu gewinnen. Keine Schmach und keine Demütigung war ihm zu viel, wenn er Rahel damit nur als Ehefrau gewinnen würde. Seine Liebe zu ihr war so groß, dass er sich nicht zu Schade war, sich den Peinigungen ihres Vaters zu stellen.
Es ist kaum vorzustellen, welch ein Wechselbad aus Tränen, Kummer, Freude, Zorn und Resignation Jakob durchlaufen haben musste. Doch er gab nicht auf. Er blieb dran und ging weiter um seiner Geliebten willen. Es war der Preis, den er für seine Braut zahlen musste.
Wir sehen in Jakob ein Bild auf unseren Messias Jeschua. Auch Er wurde gedemütigt, verleumdet und misshandelt, doch Er blieb dran – um unseret Willen. Er gab Sein Leben hin, um uns von einem selbstsüchtigen und egoistischen Herren, wie Laban einer war, zu befreien.
Damit war Jeschuas Leben der Brautpreis, den Er bereit war für uns zu zahlen, damit wir ein neues Leben mit Ihm an unserer Seite führen können.
Jeschua ist uns ein Vorbild, wie wir anderen zur Freiheit verhelfen können. In Liebe, Geduld und der Bereitschaft Bedrängnis zu ertragen hat Er Raum, die Herzen unserer Mitmenschen zu berühren. Lasst uns also von Ihm und von Jakob lernen und es ihnen gleich tun!
Die Erlösung unserer Geliebten hat immer auch einen Preis. Sind wir bereit ihn zu zahlen?
Bildquelle: http://www.freebibleimages.org/illustrations/jacob-wedding/
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