#37 Pinchas – „Pinchas“
Jeremia1,1-2,3; Markus 11,27-12,37
Pinchas, nachdem unsere Lesung diese Woche benannt ist, war der Sohn Eleasars, welcher sich durch seinen besonderen Eifer für JHWH auszeichnete. JHWH selbst spricht zu Mose über Pinchas:
Pinchas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons, des Priesters, hat dadurch, dass er mit meinem Eifer unter ihnen eiferte, meinen Grimm von den Kindern Israels abgewandt, sodass ich die Kinder Israels nicht vertilgt habe in meinem Eifer. Darum sprich zu ihm: Siehe, Ich gewähre ihm meinen Bund des Friedens und es soll ihm und seinem Samen nach ihm der Bund eines ewigen Priestertums zufallen dafür, dass er für seinen Gott geeifert hat und so Sühnung erwirkt hat für die Kinder Israel. (4. Mose 25,11-13)
Diese Ehre, die JHWH Pinchas hier zuspricht, sollte Grund genug für uns sein, uns einmal genauer anzusehen, was Pinchas tatsächlich getan hat. Gibt es ein Muster in seinem Verhalten, dass auch auf uns Priester nach der Ordnung Melchisedeks (Vgl. 1. Petrus 2,5.9) übertragbar ist?
Schauen wir uns zunächst den Hintergrund der Geschichte an.
Das Volk Israel lagerte in Sittim. Die Töchter der Moabiter kamen in das Lager Israels und verführten das Volk zur Unzucht und zum Götzendienst. Dies ging sogar soweit, dass sich Simri aus dem Stamm Simeon mit einer midianitischen Frau im Inneren der Stiftshütte vergnügte.
Als Pinchas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons des Priesters, dies sah, stand er aus der Mitte der Gemeinde auf und nahm einen Speer in seine Hand; und er ging dem israelitischen Mann nach, hinein in das Innere des Zeltes, und durchbohrte sie beide durch den Unterleib, den israelitischen Mann und die Frau. Da wurde die Plage von den Kindern Israels abgewehrt. (4. Mose 25,7-8)
Wenn wir Pinchas Handeln untersuchen, können wir fünf Teilabschnitte erkennen, wie er auf diese Sünde im Volk reagierte.
- Er sah
Pinchas nahm die Sünde wahr. Er hatte geöffnete Augen für die Missetat, die im Lager stattfand. Natürlich war er nicht der Einzige, der die Sünde beobachten konnte, schließlich waren die Kinder Israels ja nicht vollständig blind. Doch Pinchas sah, dass tatsächlich Unrecht geschah. JHWH selbst hatte ihm die Augen dafür geöffnet, denn:
Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die hat beide JHWH gemacht. (Sprüche 20,12)
Durch den Heiligen Geist, konnte er die Sünde von der Gerechtigkeit unterscheiden. Möge uns der Geist ebenfalls geöffnete Augen für Sünde in unserem Leben schenken!
- Er stand auf
Pinchas beließ es nicht dabei, die Sünde einfach wahrzunehmen. Er schritt zur Tat und stand gegen das Unrecht auf. Er ergriff die Initiative, um die Sünde aus Israel zu vertilgen und das Lager davon zu reinigen.
Lasst uns wie Pinchas auch unsere Verantwortung wahrnehmen und unsere Sünden bekämpfen.
- Er bewaffnete sich und nahm einen Speer
Pinchas bewaffnete sich, um gegen die Sünde vorzugehen. Unsere Waffe ist das Wort Gottes in Verbindung mit dem lebendigmachenden Heiligen Geist.
Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter der Gedanken und der Gesinnung des Herzens. (Hebräer 4,12)
In der Schrift, werden wir eine Antwort auf und eine Waffe gegen unsere Sünden finden.
- Er ging (ihnen) nach
Pinchas ging der Sünde nach. Er folgte ihr bis zur Wurzel. Er ließ nicht locker, bis er zum Ursprung des Übels vorgedrungen war.
Hinter unseren Sünden stecken immer echte Bedürfnisse. Doch das Verhalten, welches wir zur Befriedigung dieser Bedürfnisse entwickelt haben, entsprechen nicht dem Wort Gottes. Wenn wir diese Bedürfnisse aufspüren und sie Gott bringen, damit Er sie befriedigen kann, haben wir über die Sünde gesiegt.
Lasst uns auf die Suche nach den Wurzeln unserer Sünden gehen.
- Er durchbohrte sie und machte der Sünde ein Ende
Pinchas beendete die Sünde, indem er die Frau durch den Unterleib durchbohrte. Dies kann sinnbildlich für den Samen verstanden werden, der aus der Unzucht erwächst. Pinchas merzte diesen Samen aus und raubte der Missetat den nährreichen Boden.
Lassen wir unseren liebenden Vater und Bräutigam an unser Herz, damit Er sein Wort darauf schreiben und uns zu einer unbefleckten und gehorsamen Braut formen kann, sodass das Böse in uns keinen Raum finden kann!
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Bracha
13. Juli 2017 @ 21:46
Danke, lieber Naphtalie, für die klaren Worte!
Wir brauchen – gerade in dieser Zeit – solche Wortauslegungen, die ‘Klartext’ reden, denn im Umgang mit Sünde ist ein entschiedenes Handeln gefordert: ‘… ER MACHTE DER SÜNDE EIN ENDE!’
Möge Yeshua uns allen in diesem Kampf Erkenntnis und Entschlossenheit, Mut und Sieg schenken!
Sei gesegnet, Naphtali!
Naphtali
14. Juli 2017 @ 12:41
Es sei wie Du sagst! Danke, Bracha.
Ben
15. Juli 2017 @ 11:12
Schalom Naphtali,
Du schriebst oben, dass der Simeoniter sich mit der Midianiterin “im Inneren der Stiftshütte vergnügte.”
War das wirklich so? Man könnte es vielleicht denken, weil zwei Verse davor vom “Zelt der Begegnung” (hebr.: Ohel Mo’ed) die Rede ist – und in Vers 8 wieder Zelt steht: “und er ging dem israelitischen Mann nach, hinein in das Innere des Zeltes”. Doch das ist nur in der deutschen Übersetzung das gleiche Wort!
Im Urtext steht hier nicht “Ohel” (Zelt), sondern “Qubbah” (Pavillion, als gewölbter Hohlraum) – ein Wort, was nur einmal in dem gesamten Tenach vorkommt (Strongs #6898)!
Was noch interessanter ist: im gleichen Vers kommt fast das gleiche Wort (mit der selben Wurzel) noch einmal vor: “Qobah” (Bauch, als Hohlraum, #6897) – was auch nur an dieser einen Stelle hier in der Bibel vorkommt!
Und noch etwas: Beide Worte entspringen dem Wurzelverb “qabab”, was “ausschöpfen” und übertragen: “schlechtmachen, verwünschen, fluchen, mit Worten stechen” bedeutet. Und dieses Verb kommt nur achtmal in der Bibel vor – und zwar nur in 4.Mo.22-24! Also die zwei Kapitel direkt zuvor in der Geschichte, wo Balak durch Bileam Israel schlechtmachen, verfluchen will. Damit sind beide Geschichten verbunden – was auch in 4Mo 31,16 ersichtlich wird.
Naphtali
16. Juli 2017 @ 6:31
Schalom Ben,
danke für Deine Ausführungen, sie sind richtig und mir bewusst. Ich nehme durchaus wahr, dass man darüber unterschiedlicher Meinung sein kann, wo Simri und Kosbi ihre Unzucht trieben und das ist auch in Ordnung.
Hier ind meine Gedanken, warum ich glaube, dass sie in der Stiftshütte ihr Unwesen trieben.
Die Wurzel קבה kann tatsächlich als Hohlraum übersetzt werden. Doch kann ein Raum unterschieldiche Funktionen erfüllen: Er kann schützen und Geborgenheit geben oder aber auch Isolieren bzw. als Gefängnis dienen.
Tatsächlich finden wir die Wurzel קבה zweimal in 4. Mose 25,8: Einmal für das Zelt und einmal für den Unterleib der Frau – der hebräische Text gibt nur her, dass Pinchas die Frau durch den Unterleib erstach. Der Unterleib einer Frau ist lebensspendend. Die Stiftshütte ist es ebenfalls, denn schließlich birgt sie denn Thron dessen, der Quelle allen Lebens ist. Gerade dieses besondere Wort in zweifacher Ausführung im Vers acht und im genannten Zuammenhang, lässt mich zu dem Schluss kommen, dass es sich hier nicht um kein gewöhnliches Zelt handelt.
Letztlich macht es aus meiner Sicht auch den meisten Sinn, denn die Unzucht ging ja im Ganzen Lager um. Die Plage und das Gericht durch die Richter waren ebenfalls schon im gange (4. Mose 25,5.9). Was war aber das Besondere an Pinchas Tat? Das Er der Einzige war, der sich traute, die Unzucht in der Stiftshütte zum Stillstand zu bringen?
Noch ein Wort zu קבה im Sinne von Verfluchen oder Verwünschen: Hier finden wir meines Erachtens die andere Funktion eines Raumes. Das Verfluchen des Volkes soll es in einem geistlichen Raum isolieren, in dem es von JHWH abgeschnitten ist.
Und Du hast recht, lieber Ben, קבה findet in dieser Bedeutung nur in der Geschichte von Balak und Bileam Verwendung.
Soweit meine Gedanken dazu.
Danke für Deine Anregung, Ben. Sei gesegnet und behütet auf all Deinen Wegen.
Naphtali