Jom Kippur – Die Kraft der Vergebung
Jom Kippur – Die Kraft der Vergebung
3. Mose 16,1-34; 4. Mose 29,7-11
Jesaja 57,14-58,14
Jom Kippur wird als der heiligste Tag im Festkalender Israels angesehen. Es ist der große Versöhnungstag, an dem Sühnung für das ganze Volk Israel erwirkt wird (Vgl. 3. Mose 16,33). Jede bekannte und bereute Sünde wird an diesem Tag von unserem Hohepriester Jeschua endgültig aus den himmlischen Büchern gestrichen. Jom Kippur ist ein Tag der Buße und Besinnung auf Gottes Wort und gleichzeitig des Freispruchs von unserer Schuld.
Wir wollen dieses Fest zum Anlass nehmen, die Bedeutung und die Kraft, die hinter der Vergebung steckt näher zu beleuchten.
Jom Kippur wird auch als Versöhnungstag bezeichnet. Aus dem Hebräischen übersetzt, ist er der Tag der Vergebung. JHWH vergibt Israel ihre Schuld. Doch auch wir, die wir zu Israel gehören, vergeben unseren Schuldnern. Auch wir sind aufgefordert, Schuld loszulassen und zu vergeben (Vgl. Matthäus 6,12).
Das hebräische Wort für vergeben lautet כפר (gesprochen: kaphar). Jom Kippur leitet sich von der Wortwurzel כפר ab. Um genauer zu verstehen, worin die Kraft der Vergebung eigentlich steckt, werden wir im Folgenden die Wurzel כפר und entsprechende Bibelstellen, in denen sie vorkommt, eingehender untersuchen. Wir werden besser verstehen, wie JHWH unsere Sünden vergibt und in welchen Status uns diese Vergebung versetzt.
Die erste Verwendung von כפר in der Heilgen Schrift finden wir an dieser Stelle:
Mache dir [Noah] eine Arche aus Tannenholz; in Räume sollst du die Arche teilen und sie innen und außen mit Pech überziehen. (1. Mose 6,14)
Gott wies Noah an, eine Arche zu bauen, bevor Er eine große Flut über die ganze Erde bringen würde. Diese Arche sollte Noah und seiner Familie zur Rettung dienen. Damit sie auch wasserdicht war, sollte Noah die Arche innen und außen mit Pech überziehen. Somit war das Schiff komplett mit Pech bedeckt.
Die erste Verwendung eines Wortes innerhalb der Schrift ist von großer Bedeutung und zeigt meist den grundlegenden Gedanken dieses Wortes durch die gesamte Schrift an. Die Bedeutung von כפר können wir somit prinzipiell damit wiedergeben, dass etwas mit einer Flüssigkeit bedeckt ist. Wobei die Bedeckung der Arche Noah und seiner Familie die Rettung sicherte.
An vielen weiteren Stellen in der Bibel finden wir כפר als Vergebung oder Sühnung ins Deutsche übersetzt. So auch in unserer Lesung zu Jom Kippur:
Denn an diesem Tag [Jom Kippur] wird für euch Sühnung erwirkt, um euch zu reinigen; von allen euren Sünden sollt ihr gereinigt werden vor JHWH. (3. Mose 16,30)
Doch wie wurde Sühnung bzw. Vergebung für unsere Sünden erwirkt?
…und fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung. (Hebräer 9,22)
Ohne Blutvergießen können unsere Sünden nicht vergeben werden. Und wessen Blut wird vergossen?
Denn das ist mein [Jeschuas] Blut, das des neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. (Matthäus 26,28)
Durch Jeschuas Blut können unsere Sünden vergeben und der Bund Gottes mit Seinem Volk Israel am Sinai erneuert werden.
Wir erinnern uns, dass כפר im Kern Bedeckung mit einer Flüssigkeit bedeutet. Das Volk am Sinai wurde mit Blut besprengt:
Denn nachdem jedes einzelne Gebot nach dem Gesetz von Mose dem ganzen Volk verkündet worden war, nahm er das Blut der Kälber und Böcke mit Wasser und Purpurwolle und Ysop und besprengte sowohl das Buch selbst als auch das ganze Volk, wobei er sprach: „Dies ist das Blut des Bundes, den Gott mit euch geschlossen hat!“ (Hebräer 9,19-20)
Das ganze Volk war mit Blut bedeckt als es in den Bund mit JHWH eingeführt wurde. Die Erneuerung dieses Bundes kann nicht anders geschehen. Jeschua hat Sein Blut vergossen, um uns komplett damit zu besprengen – uns komplett damit zu bedecken. Im Blut steckt das Leben (Vgl. 3. Mose 17,11). Und nur das Leben Jeschuas, welches vollkommen frei von Sünde war (Vgl. Hebräer 4,15) kann uns makellos vor dem himmlischen Gericht darstellen.
Doch woran erkennen wir, dass wir mit Seinem Blut bedeckt sind und uns vergeben wurde?
…und drei sind es, die Zeugnis ablegen auf der Erde: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei stimmen überein. (1. Johannes 5,8)
Die Besprengung mit Wasser und Blut (des Messias) ist Ausdruck, dass wir mit Ihm gestorben sind, dass wir nicht mehr für uns, sondern für Ihn leben. Wir wollen in Seinem Bündnis, Seinem Willen gemäß leben. Um uns dazu zu befähigen, verleiht Gott uns den Heiligen Geist, welcher uns in alle Wahrheit führt (Vgl. Johannes 16,13). In der Kraft dieses Geistes werden wir beginnen ein Leben zu führen, wie es Jeschua geführt hat. Wir entwickeln Freude an Gottes Wort und Liebe zu Jeschua. Wir werden ein lebendiges Beispiel für Gottes Charakter. Wir leben in den Unterweisungen Gottes.
Denn ihr seid gestorben und euere Leben ist verborgen mit Messias [ihr seid bedeckt mit Seinem Blut] in Gott. (Kolosser 3,3)
Mit anderen Worten:
Wenn wir mit dem Blut Jeschuas bedeckt sind, sieht JHWH Seinen geliebten Sohn in uns. Er sieht ein sündloses und reines Leben und muss uns freisprechen.
Damit bekommen wir das Bürgerrecht in Israel (Vgl. Epheser 2,11-13). Und dies führt uns zu einer weiteren Bedeutung von כפר.
Komm, mein Geliebter, wir wollen aufs Feld hinausgehen, in den Dörfern übernachten. (Hohelied 7,11)
An dieser Stelle im Hohelied wird כפר mit Dorf übersetzt. Wo ist die Verbindung zur Vergebung?
Die Vergebung durch das Blut Jeschuas lässt uns Teil des Volkes Israel werden. Wir erhalten ein Erbteil und das Bürgerrecht in Israel. Wir leben mehr und mehr in Gemeinschaft mit Menschen, die unseren Glauben teilen und bilden mit ihnen eine Art Lebensgemeinschaft – ein Dorf.
Die Dörfer Israels waren immer einer Stadt zugeordnet, durch die sie verwaltet und regiert wurden. Außerdem diente die Stadt mit ihren Mauern auch als Zuflucht vor Gefahr. Dörfer waren im Grunde die Vororte der Städte (Vgl. Josua 19,6.7)
Jede unserer Ortsgemeinden, Schabbat- oder Hauskreise bilden ein Dorf, welches dem Himmlischen Jerusalem zugeordnet ist. All diese Dörfer haben die Berufung, die Herrlichkeit des Himmlischen Jerusalems als Wohnort Gottes widerzuspiegeln. Dieses Himmlische Jerusalem wird auf die Erde kommen und niemand wird es verunreinigen können (Vgl. Offenbarung 21,27).
Durch die Kraft der Vergebung in Jeschuas Blut dürfen wir die zukünftige Herrlichkeit Gottes bereits jetzt auf die Erde bringen. Wir haben einen herrlichen Gott, welcher uns liebt und dürfen diese Erfahrung mit unseren Mitmenschen teilen.
So sind wir berufen, die Heilige Stadt, das Himmlische Jerusalem der Welt vorzustellen (Matthäus 5,14), in der es keine Sünde und keine Unreinheit mehr geben wird.
Jom Kippur steht für die völlige Wiederherstellung und Erneuerung des Bundes, welchen Gott mit Seinem Volk Israel geschlossen hat. Wir haben diesen Bund gebrochen und doch will Gott uns vergeben. Er hat uns das Geschenk des ewigen Lebens im Neuen Jerusalem versprochen. An Jom Kippur bitten wir Jeschua ernstlich um Vergebung unserer Sünden und um Sein baldiges Kommen, damit wir dieses Geschenk in Empfang nehmen können.
Bis dahin lasst uns die Zeit auskaufen und Gottes Herrlichkeit in diese gefallene Welt tragen!
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Mareike
28. September 2017 @ 19:31
Shalom,
ich würde gerne wissen was man genau an dem Tag machen kann und was nicht? Muss man auf alles verzichten (Elektrogeräte, ein Bett, vielleicht sogar warmes Wasser). Die meisten Infos über Gott habe ich auf meinen PC, jetzt weiß ich nicht ob ich diesen an dem Tag überhaupt anmachen kann. Was mache ich wenn ich totalen Durst habe? Gibt es da tricks? Fängt das Fest schon Freitagabend ab 18 Uhr statt und geht dann bis Sabbatabend 18 Uhr? So das man danach auch was zusich nehmen dürfte?
Bitte um schnelle Antwort? bzw. es wäre nett wenn ich Antworten bekomme ich will ja niemanden hetzen, ich will nur keinen Fehler machen
LG Gottes Segen
Mareike
Naphtali
29. September 2017 @ 9:55
Liebe Mareike,
vielen Dank für Deine Fragen. Dein Wunsch, nichts tun zu wollen, was den Vater verärgern könnte ehrt Dich und Er sieht das!
Ich möchte einmal versuchen, einige Deiner Fragen zu beantworten.
Der Text zu Jom Kippur in 3. Mose 23,26-32 sagt uns im Wesentlichen 3 Dinge, die wir tun sollen:
1. eine heilige Versammlung
Wenn Du die Möglichkeit hast, triff Dich mit Geschwistern. Wenn nicht, gibt es z.B. auch online die Möglichkeit Gottesdienste zu verfolgen. Ich persönich sehe kein Problem darin den PC anzuschalten, um geistliche Nahrung zu bekommen.
2. keine Arbeit verrichten
Das versteht sich von selbst.
3. unsere Seele demütigen
Hier kommt der knifflige Punkt. Oft wird dies damit verstanden, sich verschiedener Dinge, wie auch der Wasser- und Nahrungsaufnahme zu entziehen Und ja, es gibt Parallelstellen in der Schrift, die Seele demütigen mit Fasten in Verbindung bringen (Vgl. Esra 8,21). Jom Kippur selbst wird als das Fasten bezeichnet (Vgl. Apostelgeschichte 27,9)
Dennoch ist das Fasten nicht der einzige Schwerpunkt dieses Tages. Eine andere Bedeutung des hebräischen Wortes für “demütigen” ist einfach “antworten” oder “Bericht geben”. Nach meinem Verständnis liegt der Fokus bei Jom Kippur darauf, dass wir unsere Beziehung zu Jeschua in Ordnung bringen. Es ist der Tag, an dem Er uns unsere Sünde endgültig vergeben möchte, doch kann Er dies nur, wenn wir sie auch bekennen.
Das wir diesen Tag dafür heiligen versteht sich von selbst. Wir lassen Dinge, die wir sonst im Alltag tun würden und verschieben sie. Nichts ist wichtiger als unsere Beziehung mit Ihm in Ordnung zu bringen. Doch wie dies im Einzelnen aussieht und ob ein komplettes Fasten (auch ohne Trinken) für Dich dazugehört, solltest Du mit Jeschua selbst besprechen.
Solltest Du z.B. eine stillende Mutter oder chronisch krank sein, werde ich Dir nicht raten, komplett zu fasten, sondern Dich an Jeschua zu wenden, ob Du es tun sollst.
Ich persönlich werde an Jom Kippur nichts Essen und nichts Trinken, um frei für Jeschua zu sein. Aber ich sehe kein ausdrückliches Gebot in der Schrift, dass dieses komplette Fasten ein elementarer Bestandteil von Jom Kippur ist.
Wann findet Jom Kippur nun statt? Es heißt von Abend zu Abend. Ich verstehe von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang (Vgl. 3. Mose 22,6-7).
Ich hoffe, ich konnte dir erst einmal weiterhelfen, liebe Mareike.
Ich wünsce Dir ganz viel Segen über Jom Kippur.
Liebe Grüße
Naphtali
olaf
29. September 2017 @ 20:54
Nur ein Hinweis, um Missverständnisse zu vermeiden: Fasten heißt, keine Nahrung zu sich zu nehmen und – in strenger Form – nur Wasser zu trinken.
Nichts zu trinken hat mit Fasten aber nichts zu tun. Nicht zu trinken ist eine völlig eigene Sache.
Unser Vater im Himmel ist immer sehr praktisch. ER sagt oder zeigt uns, was wir tun sollen. Und Er unterstützt uns dann auch dabei, so dass wir beim Fasten nicht einmal Hunger haben. Es geht total mühelos, wie von selbst! Eine große Versuchung ist mir aber, zu essen, obwohl ich keinen Hunger habe (dem Lusthunger nachgeben).
Naphtali
29. September 2017 @ 23:44
Lieber Olaf,
vielen Dank für Deinen Beitrag.
Wie jeder Einzelne fastet, muss er für sich und vor Gott entscheiden. Mose war 40 Tage auf dem Sinai und aß und trank nichts (Vgl. 5. Mose 9,9). Letztlich ist das Fasten ja auch ein Ausdruck, dass wir der Welt und unserem alten Leben entsagen und bereit sind zu sterben. Ohne den Tod gibt es schließlich auch keine Auferstehung. Und Du hast recht, wenn wir es einfach tun, dann unterstützt uns Jeschua auch dabei und trägt uns durch.
Noch einmal danke für Deine Ergänzungen.
Ein gesegnetes Jom Kippur auch Dir, lieber Olaf.
Liebe Grüße und Schalom
Naphtali