#47 Ha’asinu – „Höret!“
5. Mose 32,1-52
Hosea 14,2-10; Micha 7,8-20; Joel 2,15-27; Johannes 21,1-25
Eines der letzten Dinge, die Mose dem Volk Israel mitgab, bevor es den Jordan überschritt, war ein neues Lied. Dieses Lied war Mahnung an Israel und Lobgesang für JHWH zugleich. Alle Kinder Israels hörten es. Es war nach Moses Vortrag wohl buchstäblich in aller Munde.
Doch wer war der Urheber dieses Liedes und warum hat Mose es geschrieben?
Ich [JHWH] aber werde zu jener Zeit mein Angesicht gänzlich verbergen um all dies böse willen, das es [das Volk Israel] getan hat, weil sie sich anderen Göttern zugewandt haben. So schreibt euch nun dieses Lied auf und du [Mose] sollst es die Kinder Israels lehren; lege es in ihren Mund, damit mir dieses Lied ein Zeuge sei gegen die Kinder Israels. (5. Mose 31,18-19)
JHWH lehrte Mose dieses Lied und gab ihm den Auftrag, es den Kindern Israels zu lehren.
Bis heute ist es so, dass in Synagogen die Gebete gesungen werden. Melodie und Rhythmus geben dem Inhalt einen besonderen Rahmen, sodass er sich besser einprägen kann. Wir kennen die typischen Ohrwürmer: Eine Melodie läuft fast automatisch in unseren Gedanken immer wieder von neuem ab. Die stetige Wiederholung festigt Text und Melodie in unserem Gedächtnis.
Wie weise war es von JHWH die Form eines Liedes zu wählen. Selbst wenn Sein Volk Ihn vergessen haben sollte, so bleibt doch das Lied Sein Zeuge gegen Israel. Jeder, der damals ins Land kam, wird diesen Ohrwurm noch im Gedächtnis gehabt haben. Niemand in dieser Generation konnte JHWH wirklich vergessen.
Und so erkennen wir die Geschehnisse damals als prophetischen Vorschatten unseres Zuges in das verheißene Land.
Und an jenem Tag wirst du sagen: Ich preise dich, JHWH, denn du warst gegen mich erzürnt; [doch] dein Zorn hat sich gewendet, und du hast mich getröstet. Siehe, Gott ist mein Heil; ich will vertrauen und lasse mir nicht grauen; denn Jah, JHWH, ist meine Kraft und mein Lied, und Er wurde mir zur Rettung. (Jesaja 12,1-2)
Doch schauen wir uns noch einige der Bilder an, die JHWH im letzten Lied des Mose für uns zeichnet. Auch wenn wir die Melodie dieses Liedes nicht mehr kennen, so können wir doch aus der poetischen Sprache seines Textes lernen. Dieses Lied darf uns Ermutigung und Lobpreis zugleich sein.
1. Bild: Die Torah als Regen auf das Gras
Meine Lehre [Torah] triefe wie der Regen, meine Rede fließe wie der Tau, wie die Regenschauer auf das Gras, und wie die Tropfen auf das Grün. (5. Mose 32,2)
Wenn Regen oder Tau auf Gras fällt, so erscheint jede Wiese saftig grün. Vertrocknetes Gras kann wieder zu neuer Kraft und Lebendigkeit finden. Selbst reine Sandwüsten können durch den seltenen Regen für wenige Tage aufblühen. Ohne den Regen des Himmels, gäbe es kein Leben.
Die Torah ist unser Leben (Vgl. 5. Mose 30,19-20) und gibt uns Kraft. Sie macht uns durch den Heiligen Geist lebendig, sodass auch aus uns Ströme des lebendigen Wassers fließen können (Vgl. Johannes 7,37-38).
2. Bild: Gott als Fels
Er ist der Fels, vollkommen ist Sein Tun…(5. Mose 32,4a)
Ein Fels steht für Beständigkeit. Selbst wenn Stürme oder Fluten Bäume oder ganze Häuser mitreißen, der Fels bleibt stehen. Ein Fels bietet Unterschlupf, Schutz und einen festen Untergrund. Er zerfällt oder verwittert kaum und scheint für die Ewigkeit an seinem Platz zu bleiben.
Wir wissen, dass Gott und Sein Thron ewig sind (Vgl. Psalm 45,6). Nichts kann Ihn stürzen. Und auch wenn uns die Stürme und Meereswogen der Welt zu übermannen scheinen, wissen wir, dass Er auch durch die größten Fluten einen Weg bahnen kann (Vgl. Jesaja 43,2)
3. Bild: JHWH als Adler, der seine Nestbrut aufscheucht
Wie ein Adler seine Nestbrut aufscheucht, über seinen Jungen schwebt, seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie auf seinen Schwingen trägt. JHWH allein leitete ihn [Israel], und kein fremder Gott war mit ihm. (5. Mose 32,11-12)
An dieser Stelle sei eine Passage aus dem Lexikon zur Bibel von Rienecker, Maier, Schick und Wendel zitiert:
Das Bildwort, dass der Herr sein Volk „auf Adlersflügeln“ trägt (2. Mose 19,4; 5. Mose 32,11), knüpft offenbar an eine seltene Verhaltensweise von Greifvögeln an. Sie gilt als ornithologisch nicht nachweisbar, jedoch hat man im 20. Jh. bei Adlern (in Kalifornien und Österreich) und bei Turmfalken (in Deutschland) beobachtet, wie die Vogelmutter ein flügge werdendes schwächliches Jungtier bei drohendem Absturz auffing, indem sie es im Flug auf ihren Rücken nahm.
(Rienecker, Fritz; Maier, Gerhard; Schick, Alexander; Wendel, Ulrich: Lexikon zur Bibel – Personen, Geschichte, Archäologie, Geografie und Theologie der Bibel mit mehr als 900 farbigen Fotos, Karten und Diagrammen.Witten: SCM R.Brockhaus, 2013, Seite 25)
JHWH fängt uns wieder auf, wenn wir uns im Sturz befinden. Er stützt die Strauchelnden und richtet die Gebeugten wieder auf (Vgl. Psalm 145,14). Er hilft und führt uns. Er bereitet uns auf unser Leben als erwachsene und verherrlichte Gotteskinder vor und wird uns zum Ziel bringen.
Wie liebevoll ist JHWH zu uns, dass Er uns durch Seine gesamte Schöpfung zeigt, wie Er ist. An jedem Felsen, bei jedem Regen und sogar im Tierreich können wir über Ihn lernen.
Lasst uns mit offenen Augen durch unser Leben gehen und danach trachten, unseren himmlischen Vater immer besser kennen zu lernen. Lasst uns im Lobpreis für Ihn bleiben, sodass wir Ihn, und was Er für uns getan hat, niemals vergessen.
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