#36 Balak – „Balak“
4. Mose 22,2-25,9
Micha 5,6-6,8; Markus 11,12-26
Nachdem JHWH Israel 40 Jahre durch die Wüste geführt hatte, wurde es Zeit, das Land auch tatsächlich einzunehmen. Israel näherte sich Kanaan östlich des Jordans. Dort begegneten ihnen die Könige Arad, Sihon und Og, welche zum Kampf gegen das Volk auszogen. Von allen drei Königen wird berichtet, dass sie die Initiative ergriffen, gegen Israel zu ziehen:
Und als der Kanaaniter, der König von Arad, der im Negev wohnte, hörte, dass Israel auf dem Weg nach Atarim heranzog, kämpfte er gegen Israel und führte Gefangene von ihm weg. (4. Mose 21,1)
Und Israel sandte Boten zu Sihon, dem König der Amoriter und ließ ihm sagen: Lass mich durch dein Land ziehen! Wir wollen weder in die Äcker noch in die Weingärten abbiegen, wollen auch vom Brunnenwasser nicht trinken; wir wollen auf der Straße des Königs ziehen, bis wir durch dein Gebiet gezogen sind. Aber Sihon gestattete Israel nicht, durch sein Gebiet zu ziehen; und Sihon versammelte sein ganzes Volk und zog aus, Israel entgegen in die Wüste. Und als er nach Jahaz kam, kämpfte er gegen Israel. (4. Mose 21,21-23)
Und als wir uns umwandten und auf den Weg nach Baschan hinaufzogen, rückte Og, der König von Baschan, uns entgegen, er und sein ganzes Volk, um bei Edrei zu kämpfen. (5. Mose 3,1)
In allen drei Fällen wird deutlich, dass Israel das Ziel des Angriffs der Könige und durch ihre Aggression in einen Kampf verwickelt wurde. JHWH schenkte Seinem Volk aber in jeder Schlacht Gunst, diese auch zu gewinnen.
Danach sah Balak, der König der Moabiter, Israel an sein Gebiet heranziehen. Natürlich hatte er gehört, was mit seinen Nachbarn Arad, Sihon und Og passiert war. Sie, die mächtigen kanaanitischen Könige, an Größe und Stärke den meisten Heeren überlegen, wurden von Israel besiegt.
Als aber Balak, der Sohn Zippors, alles sah, was Israel den Amoritern getan hatte, da fürchtete sich Moab sehr vor dem Volk, denn es war zahlreich; und es graute den Moabitern vor den Kindern Israels. (4. Mose 22,2-3)
Balak befiel Angst. Wenn selbst der Riese Og (Vgl. 5. Mose 3,11) nicht fähig war, sein Reich zu verteidigen, wie sollte er, Balak, gegen Israel bestehen? Wie konnte er ein so starkes Volk wie Israel nur bezwingen?
Doch Balak kam auf eine Idee, wie er die Gefahr, welche von Israel ausging, abwenden konnte.
Und er sandte Boten aus zu Bileam, dem Sohn Beors, nach Petor, das am Fluss [Euphrat] im Land der Kinder seines Volkes liegt, um ihn zu rufen, und er ließ ihm sagen: Siehe, es ist ein Volk aus Ägypten gezogen; siehe, es bedeckt das ganze Land und lagert sich gegen mich! So komm nun und verfluche mir dieses Volk, denn es ist mir zu mächtig; vielleicht kann ich es dann schlagen und aus dem Land treiben; denn ich weiß: Wen du segnest, der ist gesegnet, und wen du verfluchst, der ist verflucht! (4. Mose 22,5-6)
Balak sah in der Magie Bileams den einzigen Ausweg, sein Reich zu retten. Und so ließ er Bileam holen. Dieser ließ sich nach einigem Zögern letztlich auf Balaks Ansinnen ein und versuchte Israel dreimal zu verfluchen. Doch Gott ließ es ihm nicht gelingen. Dreimal musste er Israel segnen. Balak schäumte vor Wust, denn schließlich hatte er Bileam nicht dafür bezahlt, seine Feinde zu segnen.
Doch Bileam hatte noch eine Idee. Er sandte die midianitischen Götzen-Priesterinnen, um Israel zur Unzucht und zum Götzendienst zu verführen. Tatsächlich gelang dies auch, doch zahlten Bileam und die Midianiter einen hohen Preis dafür (Vgl. 4. Mose 31,1-8).
In der dieswöchigen Parashah erleben wir Balak wie besessen von seinem Ziel, Israel zu vernichten. Er sah im Volk Gottes eine große Gefahr für sich und sein Reich. Er war gesteuert von der Angst, durch diese mächtige Volk, alles zu verlieren.
Doch entsprach dies der Wahrheit? War Israel tatsächlich eine Gefahr für Moab?
Wir haben bereits gesehen, dass Israel in den Kämpfen zuvor die Rolle des siegreichen Verteidigers inne hatte. Die Aggression ging stets von den kanaanitischen Königen aus.
Und so sprach Gott auch in Bezug auf Moab:
Du sollst Moab nicht angreifen und dich mit ihnen nicht in einen Krieg einlassen; denn ich will dir von seinem Land keinen Besitz geben; denn Ar habe ich den Kindern Lots als Besitztum gegeben. (5. Mose 2,9b)
Wir lesen, dass Gott den Moabitern sogar ihren Landbesitz garantierte, indem Er Israel verbat, Moab anzugreifen.
All die Ängste Balaks waren damit völlig unbegründet. Wie viel leichter wäre es für Balak gewesen, wenn er einfach etwas abgewartet, mit Israel Kontakt aufgenommen oder vielleicht sogar einen Bund mit ihm geschlossen hätte? Er hätte das stärkste Heer der Welt an seiner Seite gehabt. Stattdessen verwendete er all seine Energie, um einen Feind zu schlagen, der gar keiner war.
Was können wir aus dieser Geschichte lernen?
Wie oft befinden wir uns in Situationen, in denen wir meinen, dass andere Menschen uns schaden wollen und wir müssten uns verteidigen? Kennen wir die Wahrheit in diesen Situationen? Haben wir mit der Person darüber gesprochen? Könnte es etwas verändern, wenn wir uns öffnen und unsere Gefühle und Ängste mitteilen? Segnen wir unsere Feinde?
Ist es möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden. (Römer 12,18)
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