Lashon hara Teil 3 – Die Frucht und die Ehre
Beschäftigen wir uns mit unserem Reden, kommen Sünden wie Lästern, Rufmord oder Richten relativ schnell in unseren Sinn (vergleiche Teil 2 dieses Kurses). Sie gehören deutlich zu einer Art Reden, die nicht in Ordnung ist.
Aber was ist mit anderen Bereichen? Wann – und vor allem wie – merke ich, ob das was ich sage gut ist oder nicht!?
Stellt euch zum Beispiel folgende Situationen vor:
- Ich rede mit meinem Kollegen über das tolle, neue Auto von einem anderen. Bis zu welchem Grad ist das in Ordnung? Denn natürlich kann das völlig unproblematisch sein. Das muss es aber nicht.
- Eine Mutter lobt vor allen anderen Kindern das Verhalten des Ältesten. Ist das immer gut?
Nach welchen Kriterien kann man einordnen, ob solches Reden gut ist oder nicht?
Über andere reden
Umso mehr man sich mit der Thematik um gemachte Worte beschäftigt, desto stärker rückt die Frage in den Vordergrund, wieviel man über andere generell reden sollte. Manchmal spürt man, auf was für einem schmalen Grat man sich bewegt.
Und genauso wird man immer sensibler, je mehr man sich mit dieser Thematik auseinandersetzt. Man fragt sich leicht: War das gerade eben in Ordnung, was gesagt wurde. Und wie war es mit der Art und Weise!?
Nicht selten entsteht eine gewisse Unsicherheit. Dabei ist der Heilige Geist natürlich eine Hilfe. Und zusätzlich hat uns Gott auch das Gewissen gegeben, das hierbei eine große Aufgabe zukommt. Doch dieses Gewissen muss mit biblischen, heiligen Leitlinien gefüttert werden (Training).
(Natürlich möchte ich nicht sagen, dass wir gar nicht mehr über andere reden dürfen. Wie schon in einem anderen Teil kurz erwähnt, gibt es sicherlich gewisse Situationen, in denen das notwendig ist. Wir kommen in einem späteren Kursteil darauf zu sprechen.)
Als nächstes schauen wir uns zwei Hilfsmittel an, um Gesprochenes besser überprüfen zu können. Eben um dieser Unsicherheit entgegenwirken und unser Gewissen schärfen zu können.
Die Frucht und die Ehre
Angenommen man ist in einer eben beschriebenen Situation. Man kommt aus einer Unterhaltung heraus und fragt sich, ob das was gerade besprochen wurde in Ordnung war oder nicht. Mit folgenden Fragen hat man zwei gute Werkzeuge in der Hand, um wunderbar prüfen zu können:
- Was ist die Frucht des Gesprochenen?
- Wer erhält die Ehre?
1. Die Frucht
Wir wissen, welche Früchte Gott wohlgefällig sind.
Gal 5,22: Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.
Eph 5,9: Die Frucht des Geistes besteht nämlich in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.
Das Ziel ist, dass mit unseren Worten Segen ausgeht:
Eph 4,29: Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.
Und somit erhalten wir eine erste wunderbare Unterstützung, um Gesagtes einordnen zu können. Die Frucht des Gesagten:
- Was wird in den nächsten Minuten, Stunden oder Tagen aus diesem Gespräch heraus passieren?
- Was sind die Auswirkungen für die Gesprächsteilnehmer und für diejenigen, um die es in der Unterhaltung ging?
- Bringt es zum Beispiel jemanden in der Beziehung zu Gott weiter?
2. Die Ehre
Auch mit dieser Frage, können wir das Gesagte gut einordnen: Wer erhält die Ehre bei meinen Worten? Mache ich mich selbst groß oder wird die Person, über die ich rede und/oder wird Gott damit geehrt?
Unsere Worte sollen Liebe geben. Sie sind ein Hilfsmittel zum Segen, zur Freude, zur Auferbauung, usw. Und somit muss es unser Ziel sein, unsere Worte zu heiligen.
Eph 4,29: Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.
Eph 5,3-4: Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht soll nicht einmal bei euch erwähnt werden, wie es Heiligen geziemt; auch nicht Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzeleien, die sich nicht gehören, sondern vielmehr Danksagung.
Wir wollen in allem Gott die Ehre geben. Denn schließlich ist es das, worauf es ankommt.
Natürlich wird hier ein hoher Standard beschrieben. Heilige Leute sprechen so, dass die Frucht immer Segen ist und die Ehre immer Gott erhält (Er bekommt sie auch, wenn wir unseren Nächsten mit Worten lieben). Doch wie wir alle wissen, ist es ein großer und herausfordernder Wachstumsprozess. Und dieser gelingt leichter, wenn wir das Ziel kennen!
Im Folgenden schauen wir uns einige knifflige Situationen an, bei denen wir sehen werden, dass wir mit den Fragen eine gute Hilfestellung erhalten.
Situationen der Scham
In Gesprächen mit anderen passiert es leicht, dass sich jemand für das schämt, was gesagt wurde. Sicherlich muss man hier unterscheiden, aber meistens ist es so, dass solche Betroffenen gerne solche Situationen vermeiden würden. Nur zu gut erinnere ich mich daran, als meine Grundschullehrerin vor der ganzen Klasse meinen Rucksack ausleerte, weil dort eine große Unordnung herrschte. Das hat natürlich bewirkt, dass dieser in Zukunft besser aussah, doch das Prozedere glich einer Zurschaustellung (die anderen Kinder haben gelacht), die natürlich nicht angenehm war.
Mit Worten kann es genauso laufen:
Beispiel 1
Ich betitle Konrad vor anderen als Dieb. Es ist in einem Witz verpackt und somit nicht ernst gemeint. Doch was werden alle Mithörenden denken, wenn ihnen danach irgendwas fehlt? Klar, Konrad war‘s!
Wir sehen, die Frucht ist nicht gut.
Auch wenn wir die Ehre-Frage stellen, wird deutlich, dass sie weder der Betroffene noch Gott bekommen hat. Die Ehre ging an mich (alle lachen über meinen fantastischen Witz).
Beispiel 2
Ein Lehrer weist Kevin vor der ganzen Schulklasse zurecht, weil er viele Fehler in den Hausaufgaben gemacht hat. Kevin errötet leicht und ein paar Mädchen fangen an zu kichern.
Ganz logisch: Die Frucht ist nicht gut. Kevin geht entmutigt aus dieser Situation heraus und geehrt wurde er damit sicherlich nicht. Die ging an den Lehrer, der ein wenig seiner Macht demonstriert hat.
Beispiel 3
Ein Pastor predigt von der Kanzel. Ohne Namen zu nennen, kritisiert er eine bestimmte Gruppe von Männern, die sich in der letzten Woche betrunken haben. Jeder weiß, wer gemeint ist. Die Gruppe fühlt sich nach dem Gottesdienst unwohl in der Gemeinschaft.
Auch hier verhält sich die Situation deutlich.
Richtig zurechtweisen
Wir finden im Neuen Testament eine wunderbare Anleitung, wie wir mit unserem Gegenüber umgehen sollen, wenn dieser Fehler gemacht hat.
Mt 18,15-17: Wenn aber dein Bruder an dir gesündigt hat, so geh hin und weise ihn zurecht unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit jede Sache auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruht. Hört er aber auf diese nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und ein Zöllner.
Yeshua beginnt hier mit den Worten „Wenn aber dein Bruder an dir gesündigt hat“. Das ist sehr interessant, wenn man die zwei Worte „an dir“ beachtet! Denn es geht hier um eine Aufforderung, die aber nur dann gilt, wenn uns gegenüber gesündigt wurde. Natürlich schließt das andere Situationen nicht unbedingt aus, aber dann ist es keine Aufforderung an uns.
Wenn also nicht direkt an uns gesündigt wurde, sollten wir ernsthaft prüfen, ob wir uns überhaupt in die Situation einmischen sollten.
Auf jeden Fall ist dieses hier von Yeshua vorgestellte Prinzip Gold wert, um Situationen der Scham zu vermeiden.
Gegenstände
Es ist interessant, dass wir im 4.Buch Mose mehreren Fällen von Lashon hara begegnen.
In Kapitel 12 finden wir die Begebenheit von Mirjam, Aaron und Mose, die wir schon im letzten Kursteil angeschaut hatten. In Kapitel 14 lesen wir, wie das Volk gegen Mose und Aaron murrt. Und so ist es kein Zufall, dass das Kapitel zwischen diesen beiden Ereignissen, die Geschichte von den 12 Kundschaftern ist. Denn auch hier läuft im Bereich Worte einiges schief.
Und das bringt uns zu einem aufschlussreichen Punkt: Auch gegen den Besitz von anderen zu reden, kann Sünde sein! Denn genau das passiert hier:
4.Mo 13,32-33: Und sie brachten das Land, das sie erkundet hatten, in Verruf bei den Kindern Israels und sprachen: Das Land, das wir durchzogen haben, um es auszukundschaften, ist ein Land, das seine Einwohner frisst, und alles Volk, das wir darin sahen, sind Leute von hohem Wuchs. Wir sahen dort auch Riesen, Söhne Enaks aus dem Riesengeschlecht, und wir waren in unseren Augen wie Heuschrecken, und ebenso waren wir auch in ihren Augen!
Und wen bringen sie damit in Misskredit? Gott selbst, denn es ist Sein Land und es sollte eines der schönsten Geschenke an Sein Volk werden:
3.Mo 25,2: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde…
3.Mo 25,23: Denn das Land gehört mir…
Natürlich muss das nicht immer der Fall sein, doch ganz simple Situationen zeigen, dass die Frucht solcher Worte tatsächlich nicht gut ist. Zum Beispiel beim Beurteilen der Kleidung eines anderen.
Und so kann Reden gegenüber den Besitz anderer Leute auch Sünde sein. Denn wir merken schnell, dass den Besitzern keine Ehre zukommt. Ebenso ist die Frucht nicht, dass besser über diese Menschen gedacht wird!
Beeinflusst
Eine letzte aber sehr interessante Art, mit unseren Worten unweise oder schlecht zu agieren, ist in Bezug auf eigene Kinder. Nicht selten passiert es, dass man vor diesen negativ über andere redet. Und damit prägen wir sie auf eine unheilige Art und Weise.
Das Problem, das hier dazu kommt, ist, dass Kinder nicht in dem Maße Gesagtes einordnen und bewerten können.
Vielleicht kennst du solche Situationen. Man redet schlecht über andere, spezielle Leute und aus irgendeinem Grund hinterfragst du, was du gerade gesagt hast (vielleicht weil dich ein anderer darauf hinweist). Und während du dich fragst, warum du solche Dinge sagst, erkennst du darin die Meinung und das Reden deiner Eltern. Es ist absolut aufschlussreich, sein Reden dahingehend zu überprüfen: Inwieweit ist mein Reden durch meine Eltern geprägt?
Das passiert natürlich auch durch andere Leute. In jeden Fall hilft diese Erkenntnis, um dagegen „anzugehen“. Sich zum Beispiel diesem Einfluss nicht mehr oder anders auszusetzen. Gerade das Reden von Menschen, die Einfluss auf uns haben (Eltern, Ehepartner, Vorgesetzte, Freunde,…), prägen unser Reden enorm.
Auch hier hilft es uns, darüber nachzudenken, wem Ehre zukommt und was die Frucht ist.
Zusammenfassung
Viele Situationen fallen eindeutig in die Kategorie von Lashon hara. Doch es gibt andere, die eher knifflig sind. Hier kommen wir oft schnell weiter, wenn wir fragen, was die Frucht ist und wem Ehre zukommt.
Insbesondere Situationen der Scham, Reden über Besitztum anderer und vor Kindern oder anderen, die man leicht beeinflusst, sind oft knifflig, so dass diese Fragen einem gut weiterhelfen können.
Dieser Artikel ist Teil des “Lashon hara – Die Macht der Worte“-Kurses. Melde dich kostenlos und unverbindlich an und erhalte per E-Mail auch die übrigen Teile:
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- Die Stämme Israels – Teil 12 – Ephraim - 9. September 2024
- Die Stämme Israels – Teil 13 – Juda - 9. September 2024
- Danke und Schalom – von Hosea Ben Zion - 26. Juli 2017
Gertraud
4. Juni 2016 @ 13:21
Danke, lieber Hosea, das war sehr lehrreich! Es gefällt mir, mein Reden mit “Ehre” und “Frucht” zu
überprüfen. Schon im Voraus kann das sehr hilfreich sein! und – du hast mir etwa aufgedeckt:
In dem Gespräch der 10 Abgesandten, wie sie über das Land – von G tt verheißene land – sprachen,
bin ich schonmal hängen geblieben, wußte dass da etwas falsch war, konnte es aber nicht fassen!
jetzt ist es klar!!! danke!
ja, und auch unser vorbild für unsere Kinder, wir reden einfach so daher und bedenken nicht, was
wir damit bei unseren kindern hinterlassen. Die ERwachsenen Gesprächspartner sind ja für sich selbst
verantwortlich, doch vor Kindern—- und wir sind veranwortlich vor JHWH auch für diese unnützen, schädlichen Worte! wie oft bin ich in diese Falle getappt! Es ist nur gut, dass wir damit zu JAHUSCHUA gehen dürfen! Ohne IHN wäre ich verloren!
Schalom!
Gertraud
Hosea
5. Juni 2016 @ 8:26
Schalom Gertraud, Das freut mich! Reichen Segen Dir