El Roi – Elohim, der mich sieht, Teil 1
El Roi – Elohim, der mich sieht – Teil 1
Ich weiß nicht, wie es euch geht – aber ich lese oft hinweg über das persönliche Leben der Personen in der Bibel. Aber wir haben ja mit Menschen aus Fleisch und Blut zu tun, die sich freuen oder auch leiden, die mit Unglauben im Fleisch leben oder voller Glauben im Geist sind. Ich habe gebetet, dass mir der Ruach Ha Kodesh mehr Aufschluss gibt über das Leben und die Persönlichkeit der Menschen in der Bibel – jenseits von dem , was ich so bisher in den Gemeinden oder Predigten als gängige Darstellung gehört habe. Besonders aufgefallen sind mir die „eher übersehenen“ Frauen, die eher nicht so im Fokus stehen.
Eine Person, von der man eigentlich kaum etwas hört, jenseits von dem, dass sie die Mutter Ismaels ist, heißt Hagar. Hagar fand ich ehrlich gesagt nie so sympathisch im Vergleich zu Sarah, die doch immerhin die Mutter Isaaks ist, aus dem die 12 Stämme Israels hervorgehen sollten. Aber nun bin ich mittlerweile anderer Meinung. YHWH spricht ja auf verschiedenen Ebenen und durch verschiedene biblische Zusammenhänge. Wenn ich mir genau die Geschichte von Hagar anschaue, eingewoben in die Beziehung zwischen Abraham, Sarah und YHWH, sehe ich auch Sarah und Abraham in einem neuen Bild. Ich sehe eine Person, die verletzt wurde, gelitten hat, vielleicht auch missbraucht wurde, die YHWH intensiv erlebt und dann trotzdem jegliche Hoffnung verloren hatte, trotz enormer Verheißung. Und nicht zuletzt sieht man YHWHs Plan und auch seine Barmherzigkeit, der über allem Versagen des Menschens steht und der doch wieder „das letzte Wort“ hat.
Es beginnt mit der Verheißung eines Sohnes für Abraham und dem Bundesschluss aus 1. Mo 15.
„Abraham glaubte YHWH“, ist zu lesen. Er sollte Nachfahren haben, so viele Sterne man am Himmel zählen kann. Wie so oft gab YHWH erst einmal keine Zeitangabe, wann der Same geboren werden würde. Sarah gebar jedenfalls in 10 Jahren keine Kinder, sie ging davon aus, unfruchtbar zu sein, so scheint es. Glauben bedeutet ja leider auch oft Warten; dass war an diesem Punkt dann offensichtlich nicht mehr auszuhalten für sie, und sie hatte dann ihren eigenen Plan, wie die Verheißung erfüllt werden könnte: ihre ägyptische Magd/Sklavin Hagar. Interessant ist das „vielleicht“ in 1 Mo 16.2. In den Fußnoten stand „vielleicht werde ich aus ihr (zu einem Haus-einer Familie) erbaut werden“. Es war ihr Versuch, YHWH zu helfen, vielleicht würde er ja mitspielen. Sie war jedenfalls voll in Kontrolle – dachte sie.
Hagar stammt also aus Ägypten und war eine Magd/Sklavin Sarahs („sipha“ – Magd im Kontext mit Sarah , “amah“ – Sklavin der Sarah im Kontext mit Abraham in 1. Mo 21.13). Als Abraham und Sarah Ägypten verließen, brachten sie „Knechte und Mägde“ mit zurück nach Kanaan (1. Mose 12.16). Wir wissen nicht, wie das Leben der Hagar aussah, bevor sie zu Sarah und Abraham kam. Es gibt verschiedene Vermutungen darüber, so zum Beispiel auch, dass sie eine ägyptische Prinzessin war und vom Pharao als Geschenk übergeben wurde zum Auszug aus Ägypten. Wir wissen es nicht. Sarah bestimmte also, dass sie aufgrund der Kinderlosigkeit zu Abraham „eingehen“ sollte, um einen Nachfahren zu zeugen. Dabei hatte Hagar wohl eher kein Mitspracherecht. Schwer vorstellbar aus heutiger Sicht. Sie wurde mit Abrahm als 2. Ehefrau verheiratet und später also die Mutter seines erstgeborenen Sohnes Ismael (und so auch Matriarchin des Zwölf-Stämmevolks der nordarabischen Ismaeliter). Rein rechtlich behielt sie den Leibeigenen-Sklaven-Status und blieb unter der Verfügungsgewalt Sarahs. Die wiederum aber mit Abraham bestimmte Schritte absprechen musste, seitdem sie als 2. Ehefrau galt.
Aus heutiger Sicht ist so etwas undenkbar, jedoch war es damals eine andere Situation. Wir wissen nicht, wie es Hagar erging, als ihr diese Aufgabe übertragen wurde. Gleichzeitig veränderte sich ihr Status: sie, die bisher als Frau und Persönlichkeit als die Sklavin von Sarah eher übersehen wurde, war nun die 2. Ehefrau Abrahams und trug nun den 1. Nachfahren Abrahams in sich. Zu damaliger Zeit war es durchaus gängig, wenn die Frau keine Nachfahren zeugen konnte, eine Frau aus dem Familienumkreis bzw. eine Sklavin des Hauses mit dem Mann zu verheiraten, um so einen Erben zu haben. Dieser neue Status ließ sie verächtlich werden, scheinbar spielte sie ihre Position gegenüber Sarah aus. Sicherlich verhielten sich beide Frauen so richtig schön menschlich, waren also voll im Fleisch, wie man so sagt. Vielleicht war es aber auch so, dass sie nicht damit klar kam, ein Kind für eine fremde Frau auszutragen und es ihr dann irgendwann abgeben zu müssen. Es gibt viele Gründe für Konflikte zwischen den beiden.
Für Hagar war es sicherlich eine unsichere Situation mitten in der Schwangerschaft: auf der einen Seite nun die 2. Eherau Abrahams, auf der anderen Seite mitten im „Streit“ mit Sarah und immer noch unter ihrer Verfügungsgewalt. Sie war ja trotzdem die ägyptische Sklavin. Das war wirklich ein Stretching, das bestimmt schwer auszuhalten war. Scheinbar hat nun Sarah alles getan, Hagar das Leben schwer zu machen, sie kam jedenfalls mit der Gegenwart ihrer Sklavin nicht mehr klar kam – um es nett zu sagen. Dann beschuldigte sie auch noch Abraham, obwohl es doch ihr eigener Plan war. An dieser Stelle kann man sich dann auch fragen, warum Abraham Sarah nicht überzeugen konnte oder wollte, YHWH zu vertrauen und zu warten, auf die Erfüllung SEINER Verheißung. In dem Zwist der beiden Frauen gab Abraham jedenfalls Sarah das Okay, mit Hagar zu verfahren, wie sie es für richtig hielt. Es kam der Punkt, wo Sarah die Hagar dann so geplagt/bedrückt (anah) hat, dass Hagar entschied mit dem Kind in die Wüste zu fliehen. Es machte doch scheinbar keinen Sinn, sie sollte ein Kind austragen für eine fremde Frau, mit der es zusammen unerträglich war. Es war natürlich ein existenzieller Kampf, es ging nicht nur um sie, auch um ihr Kind. Immerhin kamen sie bis zu einem Brunnen und waren so erst einmal nicht in Lebensgefahr.
Nun passiert das wirklich Besondere: der „Engel YHWHs“ (Vers 16.7) erschien Hagar, es kam zu einer rettenden Begegnung durch das Eingreifen YHWHs. Der „Engel“ ist vielleicht eine unglückliche Übersetzung, denn mit „Malach“ kann genauso Bote oder Gesandter gemeint sein. Im Kontext zeigt sich, dass es eher der Gesandte YHWHs in einer Erscheinungsfrom Yeshuas gewesen sein könnte. Der Gesandte YHWHs sprach zu ihr und fragte, wohin des Weges. Natürlich muss man davon ausgehen, dass ER es wußte, genau, wie Er ja auch ihren Namen kannte. Später ist direkt Elohim gemeint in: 1. Mo 16.13 „Du bist der Elohim, der mich sieht/ersieht“. In Vers 14 benennt sie den Brunnen als „Brunnen des Lebendigen, der mich sieht“. Was für eine Begegnung!
Sie bekam die Anweisung zurückzukehren und sich unter die Hand ihrer Herrin zu demütigen, was sicherlich auch entmutigend erschien in dem Moment, aber sie war folgsam der Anweisung YHWHs. Es mutet in dem Moment vielleicht total sinnlos an, wieder weiterzumachen in dieser schwierigen hoffnungslosen Position. Darüber hinaus bekam sie jedoch eine unglaubliche Verheißung, dass ihr Sohn unzählbare Nachkommen haben würde und Ismael („Elohim hört“) heißen soll – vergleichbar mit Abrahams Verheißungen bzw. Begegnungen mit dem „Engel YHWHs“ wurde auch der Name des Sohne vor der Geburt Isaaks durch den Boten übermittelt. Außerdem erfährt sie vorab schon etwas über den wilden und trotzigen Charakter des Sohne. Wie sie das wohl fand?
Der Hebräische Elohim sprach mit ihr!? Was für eine Anerkennung war das für sie als Sklavin aus Ägypten, die ja sicher auch eher bekannt war mit den ägyptischen Götzen/Göttern. Nun ging der Gesandte YHWHs sogar auf ihr Leid ein und sprach direkt mit ihr-Hagar und sagte, das ER ihr Jammern gehört hatte. Das war mehr als besonders. Sie ist die erste Frau der Bibel, die so eine intensive Begegnung mit YHWH hatte. (1. Mo 16.1) Würde YHWH zu einer Frau sprechen und diese dann noch wagen, zu antworten?
Sie nennt YHWH „Elohim Roi“, Elohim, der mich sieht“
(Abraham nennt der Berg, auf den er Isaak nimmt, „Elohim sieht“)
Was uns die Schrift hier zeigt, ist erstaunlich: nicht Sarah hat diese enge Beziehung zu YHWH sondern Hagar, die ägyptische Sklavin. Es war scheinbar ihr Leid, durch das sie gegangen ist, das dazu führte, dass sie sich YHWH, dem Elohim ihrer Herrin, dem Elohim der Hebräer anvertraut hatte und so eine Beziehung enstanden ist, dass sie IHN sogar bei SEINEM Namen nannte ( 1. Mo 16.13) Ihre Lebenskämpfe scheinen sich hier in Segen zu wandeln. Sie wird nicht übersehen von YHWH sondern gesehen. Was für eine Aussage. YHWH ROI!
Im Teil 2 gibt es die Fortsetzung über das Leben von Hagar und ihre Kämpfe sowie das Eingreifen YHWHs.
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