Glaubensheldinnen der Bibel – Hulda
Die Prophetin Hulda erhielt nur wenige Verse in der Bibel. Sie ist für uns Leser der Heiligen Schrift sehr unscheinbar und kann leicht übersehen werden. Dabei muss sie in ihrer Zeit eine sehr einflussreiche Frau gewesen sein. Wie ich zu diesem Schluss komme, zeige ich dir gleich. Doch zunächst schauen wir uns den gesellschaftlichen Hintergrund an, in dem diese Frau lebte.
Huldas Zeitepoche
Die Prophetin lebte in der Zeit des Königs Josia. Dieser war einer der letzten Könige über das Reich Juda. Tatsächlich war er auch der letzte gerechte König, denn alle seine Nachfolger waren böse in den Augen Gottes. Nur über Josia heißt es:
Und seinesgleichen ist vor ihm kein König gewesen, der sich so von ganzem Herzen und von ganzer Seele und mit allen seinen Kräften YHWH zuwandte, ganz nach dem Gesetz Moses; auch nach ihm ist keiner seinesgleichen aufgestanden. (2. Könige 23,25)
Josia war bemüht, die Fehler und den Götzendienst seiner Vorgänger zu beseitigen. Und davon gab es eine ganze Menge.
- König Ahas raubte das Gold und Silber aus dem Heiligtum und übergab es dem König von Assyrien. Außerdem stellte er fremde Altäre zu Ehren des Assyrers in den Tempel (Vgl. 2. Könige 16)
- König Manasse baute alle Höhenheiligtümer wieder auf, die sein Vater Hiskia zerstört hatte, und stellte ein Aschera-Standbild in den Tempel. (Vgl. 2. Könige 21,1-18)
- Auch der König Amon tat es seinem Vater Manasse gleich und führte dessen Götzendienst weiter (Vgl. 2. Könige 21,19-26)
Der König Josia nahm sich seinen Vorfahren David als Vorbild und wollte Juda wieder zu alter Größe führen. Er wusste, dass dies nur durch Israels Versöhnung mit Gott und die Wiederherstellung des Bundes zwischen dem Allmächtigen und seinem Volk möglich war. Und so machte er sich daran, den Tempel wieder aufzubauen.
Das Buch des Gesetzes
Während der Arbeiten im Tempel fand der damalige Hohepriester Hilkija eine Torahrolle. Es scheint, als sei eine entsprechende Schriftrolle zur damaligen Zeit eine Seltenheit gewesen. Hatten Ahas, Manasse und Amon sie vernichten lassen?
Hilkija und Schaphan, der Schreiber des Königs, waren sich unsicher, was mit der Torah zu tun wäre. Und so gingen sie zum König (Vgl. 2. Könige 22,8-10).
Und es geschah, als der König die Worte des Buches des Gesetzes hörte, da zerriss er seine Kleider. (2. Könige 22,11)
Das Zerreißen der Kleider ist immer ein Symbol für Zorn, Trauer oder Verzweiflung. Doch warum zerriss Josia seine Kleider? Hätte er sich nicht vielmehr freuen müssen?
Vielleicht war die folgende Passage der Torah der Grund dafür:
YHWH ist langsam zum Zorn und groß an Gnade; er vergibt Schuld und Übertretungen, obgleich er keineswegs ungestraft lässt, sondern die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, bis in das dritte und vierte Glied. (4. Mose 14,18)
Nach König Ahas folgten drei Könige in Juda (Hiskia, Manasse und Amon). Josia war der Vierte, was bedeutete, dass das Gericht über ihn kommen würde. Weil Josia nicht wusste, was er sonst machen sollte, schickte er den Hohepiriester sowie vier seiner wichtigsten Beamten zur Prophetin Hulda, damit diese ihnen Rat geben sollte (Vgl. 2. Könige 22,12-14).
Wer war Hulda?
Hulda war die Frau des Leviten Schallum. Er und seine Familie waren keine Priester. Doch sie waren die Hüter der priesterlichen Kleidung.
Dass Hilkija und seine Gefolgschaft nicht zu Schallum, sondern zu Hulda gingen, zeigt uns, welchen Einfluss diese Frau gehabt haben muss. Offensichtlich war sie als Prophetin, die das Wort Gottes verkündete, in Juda und Jerusalem bekannt. Wahrscheinlich gab es keinen weiteren Einwohner der Stadt, dem der Hohepriester vertraute.
Hulda empfing die Gesandten des Königs und offenbarte ihnen, was Gott vorhatte. Er würde Juda richten und es gäbe keine Möglichkeit mehr, das Gericht aufzuhalten. Doch weil König Josia sich Gott zugewandt hatte, würde er Juda nicht in seiner Lebenszeit fallen lassen (Vgl. 2. Könige 22,16-20).
Mit ihren Worten motivierte Hulda den König Josia, die Säuberung Judas von den Götzen noch ernster zu nehmen. Er beseitigte sämtliche Gräuel seiner Väter und führte sogar das Pessachfest wieder ein, welches seit der Zeit der Richter nicht mehr gefeiert wurde (Vgl. 2. Könige 23,22).
Die Standhaftigkeit der Hulda
Die Reformen Josias sind zu einem beträchtlichen Teil auf die Standhaftigkeit der Prophetin Hulda zurückzuführen. Sie war sich nicht zu schade oder zu fruchtsam, das Wort Gottes auch in Zeiten zu verkünden, in denen es nicht gern gehört wurde.
Wir erfahren nicht, wie alt Hulda in der Geschichte war. Doch es ist gut möglich, dass sie bereits in der Zeit von Manasse und Amon vor dem drohenden Gericht gewarnt hatte.
Uns sollte diese Standhaftigkeit ein Vorbild sein. Es spielt keine Rolle, in welche Richtung sich die Gesellschaft bewegt. Gottes Wort ist wahr und wird sich erfüllen. Wenn wir an dieser Wahrheit festhalten und sie verkünden, ist das nicht nur ein Segen für uns. Es besteht auch die Chance, dass wir ein Umdenken oder gar eine Reformation in den Gemeinschaften, in denen wir leben, anstoßen können.
Möge Gott uns die Weisheit, die Offenbarung und den Mut dazu schenken!
Bildquelle: Sweet Publishing / FreeBibleimages.org (CC BY-SA 3.0 DEED)
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