Vergebung, Glauben und ein Maulbeerbaum
In Lukas 17 finden wir einen interessante Dialog zwischen Jeschua und Seinen Jüngern. In diesem Gespräch, wovon Jeschua den Hauptteil übernahm, stellte Er einen interessanten Zusammenhang zwischen Sünde, Vergebung, Glauben und einem Maulbeerbaum her, welchen wir uns in diesem Artikel etwas genauer ansehen wollen.
Er sprach aber zu den Jüngern: Es ist unvermeidlich, dass Anstöße [zur Sünde] kommen; wehe aber dem, durch welchen sie kommen! Es wäre für ihn besser, wenn ein großer Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde, als dass er einem dieser Kleinen einen Anstoß [zur Sünde] gibt. (Lukas 17,1-2)
Zunächst klärte Jeschua Seine Jünger darüber auf, dass es in dieser Welt nicht zu umgehen sei, dass Menschen sie zur Sünde reizen bzw. ihnen einen Anstoß dafür liefern, dass sie in Sünde fallen könnten.
Wenn wir uns als Seine Jünger bezeichnen so sprach Jeschua auch zu uns.
Es kann passieren, dass Menschen z.B. durch Verletzungen, Betrug oder Verführungen an uns sündigen. Wir leben nach wie vor im Fleisch. Wir neigen von Natur aus dazu, mit Wut, Zorn, bösen Lästerungen oder Feindschaft zu reagieren, wenn wir geschädigt werden. Das ist unsere gefallene Ausgangssituation, aus der Jeschua uns erlösen will.
Deshalb stellte Er im oberen Vers auch klar, dass er denjenigen, der einem anderen einen Anstoß zur Sünde lieferte, auch richten wird. Wer einen Anstoß zur Sünde lieferte, würde seine Strafe dafür erhalten.
Es ist also nicht an uns, Gerechtigkeit herbei zu führen. Jeschua ist unser aller Richter und Er wird am Ende für Gerechtigkeit sorgen. Seinen Jüngern (uns) riet Er aber:
Habt acht auf euch selbst! Wenn aber dein Bruder gegen dich sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn es ihn reut, so vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag gegen dich sündigte und siebenmal am Tag wieder zu dir käme und spräche: Es reut mich!, so sollst du ihm vergeben. (Lukas 17,3-4)
Jeschuas Antwort stellte die Bereitschaft zur Vergebung ins Zentrum. Wann immer ein Mensch, der an uns sündigt, sich tatsächlich mit Reue und Buße an uns wendet, also seine Sünde bekennt und davon Abstand nimmt, sollen wir ihm vergeben. Auch wenn es sieben Mal am Tag (oder öfter) vorkommen würde, wir haben den Auftrag zu vergeben.
Letztlich bilden Buße und Vergebung das Fundament für ein Zusammenleben in Frieden. Paulus schrieb hierzu:
So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid, indem ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragt und eifrig bemüht seid, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens:… (Epheser 4,1-3)
Auch Paulus erkannte, dass wir als Gläubige immer noch das Potenzial in uns tragen, zu sündigen. Doch er riet der Gemeinde in Ephesus, sich in Demut, Sanftmut und Geduld zu ertragen und alles dafür zu tun, Einheit und Frieden zu bewahren. Damit führte er die Aussagen Jeschuas fort.
Also zurück zum Ausgangsdialog in Lukas 17.
Als die Jünger, zu denen Jeschua sprach, Seine Worte hörten, reagierten sie mit einer Bitte an Ihn.
Und die Apostel sprachen zum Herrn: Mehre uns den Glauben! (Lukas 17,5)
Sie bemerkten, dass die Anforderung, die Jeschua an sie stellte, nämlich immer wieder zu vergeben, egal wie oft sie von einem Menschen verletzt worden waren, sie überforderte. Sie kannten ihre fleischlichen Neigungen, sie kannten ihre sündige Natur. Und sie wussten, dass nur ein größeres Maß an Glauben sie aus diesem Zustand befreien würde. Und so baten sie ihren Meister um mehr Glauben.
Doch warum baten sie ihn um Glauben? Was bedeutet das?
Glaube drückt im hebräischen Gedankengut, die Beziehung zwischen einem Kind und seinen Eltern oder Pflegeeltern aus. Diese Beziehung sollte auf Eigenschaft wie Vertrauen, Geborgenheit, Schutz oder Trost beruhen.
Wenn ein kleines Kind fällt und sich verletzt oder mit einer bestimmten Situation überfordert ist, sucht es Trost und Hilfe bei seinen Eltern. Dies ist das Vorbild für jeden Gläubigen. Fällt er, verletzt er sich, ist er mit einer Situation überfordert, so sollte er im Glauben und Vertrauen zu seinem himmlischen Vater kommen. Und dort wird er liebevolle Hilfe finden.
Die Jünger erkannten also, dass sie die Hilfe des Vaters im Himmel brauchen würden, um den Worten Jeschuas gerecht zu werden. Und so baten sie um mehr Glauben – mehr von dieser vertrauens- und liebevollen Eltern-Kind-Beziehung.
Jeschuas Antwort darauf ist sehr interessant, scheint sie doch im ersten Moment keinen direkten Zusammenhang mit der zuvor besprochenen Thematik über Vergebung zu haben.
Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanze dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. (Lukas 17,6)
Was hat der Maulbeerbaum mit dem Glauben für Vergebung zu tun?
Wir würden es zunächst natürlich als Wunder verstehen, wenn sich ein Maulbeerbaum auf das bloße Wort eines Menschen hin entwurzeln und ins Meer stürzen würde. Doch tatsächlich sind wir genau dafür geschaffen, um als Abbild Gottes auf der Erde über die Schöpfung zu herrschen.
Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich; die sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde, auch über alles Gewürm, das auf der Erde kriecht! Und Gott schuf den Menschen in Seinem Bild, im Bild Gottes schuf Er ihn; als Mann und Frau schuf Er sie. (1. Mose 1,26-27)
Als YHWH die Menschen schuf, schuf Er sie in Seinem Bild als Repräsentanten Seiner Herrschaft über die Schöpfung. Als YHWH die Erde schuf, tat Er dies allein mit Worten. Er sprach und die Schöpfung gehorchte.
Der Mensch als Abbild Gottes, sollte, wenn er zur stellvertretenden Herrschaft eingesetzt war, mit der Selben Eigenschaft ausgestattet gewesen sein. Da der Geist Gottes durch Seinen Odem im Menschen wohnte (Vgl. 1. Mose 2,7), sollte der Mensch auch mit der Autorität Gottes wirken können.
Von nichts anderem sprach Jeschua in Lukas 17,6. Wenn der Geist Gottes durch Glauben in Seinen Jüngern lebendig wäre, würden sie zu jedem beliebigen Teil der Schöpfung sprechen können und er würde gehorchen.
Und warum gehorcht uns die Schöpfung oft nicht in diesem Maße?
Wenn wir den Zusammenhang der obigen Verse aus Lukas 17 anschauen, dann haben wir darin wohl eine Begründung. Unsere sündige Natur, unsere Bitterkeit, unsere Rachegedanken, unser böses Reden, unsere Feindschaften, die wir hegen und überhaupt unser Mangel an Liebe und Frieden verhindern unser Wirken in der Autorität Gottes.
Das viel größere Wunder als einen Maulbeeraum durch bloße Worte zu entwurzeln, ist die Erlösung aus unseren sündigen Gedanken und Neigungen.
Wir meinen manchmal, es sei anders herum und suchen nach den großen Wundern, Heilungen und Krafttaten. Doch die werden kommen, wenn wir uns um unseren Glauben, um die intime und vertrauensvolle Beziehung mit unserem himmlischen Vater, kümmern. Er zeigt uns Seine Liebe in der Beziehung zu Ihm, sodass wir das Erfahrene auch in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen weitergeben können.
Wenn wir unser Augenmerk darauf legen, so zu lieben, wie Er uns liebt, wird Er auch unsere Autorität über die Schöpfung wiederherstellen, sodass wir Maulbeerbäumen, Bergen, Krankheiten oder Dämonen befehlen können und sie müssen gehorchen. Doch die allererste Baustelle auf dem Weg dahin, ist unser Herz.
Mose war ein sehr sanftmütiger Mann (Vgl. 4. Mose 12,3) und hatte gleichzeitig die Autorität durch den Geist Gottes, den Pharao und alle Götter Ägyptens zu richten (Vgl. 4. Mose 33,4). Sein Herz qualifizierte ihn auch für die Krafttaten im Namen Gottes.
So lasst uns darauf bedacht sein, die Liebe Jeschuas in unserem Leben wachsen zu lassen, denn an der Lieben sollen wir erkannt werden (Vgl. Johannes 13,35). Und möge YHWH es uns schenken, dass wir diese Liebe auch in Wundern und Krafttaten ausdrücken dürfen!
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