Hebräisches Leben in Babylon (Teil 1) – Daniel 1
Biblische Geschichte spricht prophetisch zu uns. Die Menschheitsgeschichte verläuft in Zyklen und wird sich zumindest bis zur Wiederkunft Jeschuas immer wiederholen.
Was [einst] gewesen ist, das wird [wieder] sein, und was [einst] geschehen ist, das wird [wieder] geschehen. Und es gibt nichts Neues unter der Sonne. (Prediger 1,9)
Insofern sind auch die Erzählungen der Juden in Babylon insbesondere im Buch Daniel von Bedeutung für uns. Das Buch der Offenbarung spricht davon, dass Gottes Volk aus Babylon ausziehen soll, damit es sich nicht mit ihren Sünden verunreinigt
Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt! (Offenbarung 18,4)
Wir sehen also auch ein endzeitliches Babylon, aus dem Gott Sein Volk herausführen möchte. Doch alles hat seine Zeit und so wie die Juden damals in Babylon auf ihre Rückführung warten mussten, so auch wir.
Doch wie haben Daniel und seine Freunde in Babylon überlebt? Was können wir von ihnen lernen und worauf müssen wir uns einstellen, wenn wir als Hebräer in Babylon leben und auf unsere Erlösung warten?
Diesen Fragen wollen wir in dieser Reihe nachgehen und versuchen, einige Antworten und Hinweise aus dem Leben der Juden in Babylon, wie es uns durch das Buch Daniel berichtet wird, für uns zu finden.
In diesem ersten Teil werden wir Daniel selbst und seine Ankunft am babylonischen Königshof betrachten.
Als Nebukadnezar das Königreich Juda einnahm, deportierte er viele Juden nach Babylon. Unter ihnen befanden sich auch Juden aus dem Geschlecht Davids, für die er eine besondere Rolle an seinem eigenen Hof vorgesehen hatte.
Und der König befahl Aspenas, dem Obersten seiner Kämmerer, dass er ihm etliche von den Söhnen Israels bringen solle, die von königlichem Samen und von den Vornehmsten sein sollten, junge Männer ohne Makel, schön von Gestalt und klug in aller Weisheit, einsichtsvoll und des Wissens kundig, die tüchtig wären, im Palast des Königs zu dienen, und dass man sie in der Schrift und Sprache der Chaldäer unterwiese. (Daniel 1,3-4)
Nebukadnezar nahm sich vor, die besten und edelsten jungen jüdischen Männer aus königlichem Geschlecht für seinen eigenen Hof zu verwenden und sie in den Lehren der Chaldäer zu unterweisen.
Diesen bestimmte der König den täglichen Unterhalt von der feinen Speise des Königs und von dem Wein, den er selbst trank, und [ordnete an], dass man sie drei Jahre lang erziehen sollte und dass sie danach dem König dienen sollten. (Daniel 1,5)
Der König ordnete an, diese jüdischen Gefangenen mit der feinsten Speise des Königs zu versorgen. Drei Jahre sollte ihre Ausbildung dauern und in dieser Zeit sollte es ihnen an nichts mangeln.
Nebukadnezar ehrte diese jüdischen Gefangenen aus königlichem Geschlecht. Er wollte treue und ihm wohlgesonnene Diener an seinem Hof.
Doch was der babylonische König als edel und fein einschätzte, schätzte Daniel als unrein und damit als Gräuel für seinen Gott ein.
Daniel aber nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der feinen Speise des Königs und mit dem Wein, den er trank, zu verunreinigen; er erbat sich vom obersten Kämmerer, dass er sich nicht verunreinigen müsse. (Daniel 1,8)
Wir wissen nicht genau, was die Speise des Königs beinhaltete, doch wir wissen, dass Daniel sie als unrein ansah. Daniel nahm sich also im Herzen vor, sich nicht mit Dingen in Babylon zu verunreinigen, die YHWH ausdrücklich ein Gräuel sind.
So sollt nun auch ihr das reine Vieh vom unreinen unterscheiden und die unreinen Vögel von den reinen, und ihr sollt euch selbst nicht verabscheuungswürdig machen durch Vieh, Vögel und alles, was sich auf dem Erdboden regt, was Ich euch als unrein abgesondert habe; sondern ihr sollt Mir heilig sein, denn Ich, YHWH, bin heilig, der Ich euch von den Völkern abgesondert habe, damit ihr Mir angehört! (3. Mose 10,25-26)
Daniel erkannte, dass er einem anderen Reich, dem Reich Gottes, angehörte und dass in diesem Reich andere Gesetze galten als in Babylon. Er wollte seinem Gott und dessen Gesetzen treu bleiben, wohl auch weil er erkannte, dass diese sein Leben waren (Vgl. 5. Mose 30,19-20). Also beschloss er in seinem Herzen, sich nach den (Speise-)Geboten Gottes zu richten, auch wenn er damit die Ehrung des Königs ausschlagen würde.
Doch wie sollte er seinen Entschluss an den Kämmerer kommunizieren? Wie sollte Daniel als ein jüdischer Gefangener überhaupt Gehör finden?
Es sei uns zunächst bewusst, dass Daniel keinerlei Anspruch auf andere Speise gehabt hätte. Der König hätte ihn auch einfach töten können, könnte Daniels Anliegen auch als offene Beleidigung aufgefasst werden. Doch Daniel war es wichtiger, den Geboten Gottes treu zu bleiben, als sein Leben zu retten (Vgl. Matthäus 16,25). Und so bat er den Kämmerer um eine Sonderbehandlung.
Und Gott gab Daniel Gnade und Barmherzigkeit vor dem obersten Kämmerer. (Daniel 1,9)
Gott gab Daniel Gunst bei dem Kämmerer, sodass dieser Daniels Bitte hörte. Er hätte ihn auch abweisen oder für eine solche Frechheit dem König gegenüber hinrichten lassen können. Doch er ging auf Daniels Bitte ein.
Und der oberste Kämmerer sprach zu Daniel: Ich fürchte nur meinen Herrn, den König, der euch eure Speise und euer Getränk bestimmt hat. Denn warum sollte er wahrnehmen, dass euer Aussehen weniger gut wäre als das der anderen jungen Männer in eurem Alter? Dann wärt ihr schuld, wenn ich meinen Kopf beim König verwirkte! (Daniel 1,10)
Dennoch drückte der Kämmerer seine Furcht gegenüber seinem Herrn dem König aus. Denn er glaubte daran, dass die Speise des Königs tatsächlich die beste und auserlesenste war. Sollte nun Daniel schwacher als alle anderen Gefangenen wirken, so würde die Verantwortung dafür den Kämmerer zugeschoben werden.
Daniel bot ihm nun ein Experiment an.
Da antwortete Daniel dem Aufseher, den der oberste Kämmerer über Daniel, Hananja, Misael und Asarja gesetzt hatte: Versuche es doch zehn Tage lang mit deinen Knechten, dass man uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken gibt; danach soll man vor dir unser Aussehen und das Aussehen der anderen jungen Männer anschauen, die von der feinen Speise des Königs essen; nach dem, was du dann sehen wirst, handle weiter mit deinen Knechten! (Daniel 1,11-13)
Wir wissen, dass dieses Experiment glückte und Daniel vom König als weiser und einsichtiger als alle seine Mitgefangenen wahrgenommen wurde. Gott hatte Daniel gesegnet und ihn durch die Hand Nebukadnezars an den Hof des Königs gesetzt.
Da redete der König mit ihnen; aber keiner unter ihnen allen wurde gefunden, der Daniel, Hananja, Misael und Asarja gleichgekommen wäre; und sie traten in den Dienst des Königs. Und in allen Angelegenheiten, die Weisheit und Einsicht erforderten, nach denen der König sie fragte, fand er sie zehnmal besser als alle Traumdeuter und Wahrsager, die er in seinem ganzen Reich hatte. (Daniel 1,19-20)
Alles begann jedoch mit einem festen Entschluss in Daniels Herzen, seinem Gott treu zu bleiben, egal welche Konsequenz dies für ihn hätte. Daniels Bitte war letztlich ein offener Affront gegen den König. Er als rechtloser Kriegsgefangener verschmähte die feinste Speise des Königs. Das hätte ihn sein Leben kosten können.
Doch er wagte es und YHWH schenkte ihm Gunst beim Kämmerer des Königs.
Als dieser jedoch Zweifel anmeldete ging Daniel auf diese ein. Lass es uns versuchen und dann schau doch einfach, welche Speisen wirklich besser sind.
Im festen Entschluss Daniels bestand gleichzeitig ein Zeugnis der Wahrheit für den Kämmerer und für den König.
Wir sehen, dass es ein fest entschlossenes Herz braucht, um in Babylon zu überleben. Jeschua sagte uns:
Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib verderben kann in der Hölle! (Matthäus 10,28)
Unser ewiges Leben hängt an unserer Bündnistreue zu Jeschua. Wenn wir diese Bündnistreue kompromittieren, sind wir erstens kein gutes Zeugnis für unseren Schöpfer und geben diesem zweitens auch zu verstehen, dass wir gar nicht so sehr an einem ewigen Leben mit Ihm interessiert sind, sondern uns vielmehr in Babylon einrichten wollen.
Doch lasst uns nicht zu einem Gräuel für YHWH werden. Lasst uns uns heiligen und für Ihn reinigen, damit wir eines Tages ohne schlechtes Gewissen vor Ihm stehen können, all die Seelen, die wir durch unser Zeugnis aus Babylon geführt haben, mit uns bringend, sodass Er uns zusprechen kann:
Recht so, du guter und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, Ich will dich über vieles setzen; geh ein zur Freude deines Herrn! (Matthäus 25,21b)
Im nächsten Teil werden wir sehen, wie einige mutige jüdische Männer den Versuchen Babylons trotzten, sie zur Anbetung eines anderen Gottes zu verführen.
Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/mesopotamien-l%C3%B6we-babylon-fliese-2189138/ (Bild wurde bearbeitet)
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