#46 Re’eh – „Siehe!“
Re’eh
5. Mose 11,26-16,17
Jesaja 66,1-24; Johannes 6,35-51
Woran ist ein falscher Prophet zu erkennen? Die einfachste Antwort besteht wohl darin, dass seine Vorhersagen nicht eintreffen. Doch klärt uns die Lesung Re’eh darüber auf, dass falsche Propheten durchaus auch richtig liegen können. Doch warum lässt Gott sie überhaupt zu?
Das wichtigste Merkmal falscher Propheten
Der Text von Re’eh wird recht spezifisch, wenn es um das essenzielle Merkmal eines falschen Propheten geht. Es heißt dort im Text:
Wenn ein Prophet oder Träumer in deiner Mitte aufsteht und dir ein Zeichen oder Wunder ankündigt und das Zeichen oder Wunder trifft ein, von dem er dir gesagt hat, und er spricht: Lasst uns andern Göttern folgen, die ihr nicht kennt, und ihnen dienen, so sollst du nicht gehorchen den Worten eines solchen Propheten oder Träumers; denn YHWH, euer Gott, versucht euch, um zu erfahren, ob ihr ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele lieb habt. (5. Mose 13,2-4)
Ein falscher Prophet, dem wir nicht folgen sollen, führt das Volk Israel von den Wegen Gottes ab. Seine Vorhersagen können durchaus eintreten, doch wird er aus den Informationen, die er weitergibt, Schlussfolgerungen ziehen und seinem Publikum Empfehlungen geben, die mit Gottes Wort nicht zu vereinbaren sind.
Interessant ist aber, dass Gott einräumt, dass er diese Propheten schickt, um sein Volk zu testen, ob es sich wirklich an den Allmächtigen klammert oder nicht.
Doch was bedeutet das?
Die Prüfungen Gottes
Die Prüfungen und Tests, die Gott uns stellt, haben wenig mit den Tests gemeinsam, die wir aus den Bildungseinrichtungen der Welt kennen. Es geht Gott nicht um das Bestehen eines Tests. Es geht auch nicht um eine Leistungsbewertung oder um ein mögliches Durchfallen.
Vielmehr unterzieht er uns einer Prüfung, um uns zu zeigen, wo wir stehen und was sich in unserem Herzen befindet. Der folgende Vers verdeutlicht dies:
Und gedenke des ganzen Weges, den dich YHWH dein Gott, geleitet hat diese vierzig Jahre in der Wüste, auf dass er dich demütigte und versuchte, damit kundwürde, was in deinem Herzen wäre, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht. (5. Mose 8,2)
Das Ergebnis der Prüfungen zeigt uns den Status quo und erlaubt uns, uns weiterzuentwickeln. Und das ist Gottes Wunsch – nicht die Verurteilung durch einen Nicht-Bestandenen Test.
Doch was ist, wenn wir das Ergebnis der Prüfung ignorieren und einfach weiter machen?
Der falsche Prophet und das Leid
Gott weist uns darauf hin, dass wir dem einen Propheten, den er senden wird, gehorchen sollen (Vgl. 5. Mose 18,15-22). Wir sind also dafür geschaffen, einem Propheten zu folgen. Es sollte aber der richtige sein.
Nun können falsche Propheten richtige Prophetien weitergeben, aber sie werden mit ihren Schlussfolgerungen Leid und Enttäuschungen verursachen, denn sie stimmen nicht mit dem Willen Gottes überein.
Nur Jeschua weiß, was wir wirklich brauchen. Und nur er kann uns den rechten Rat geben. Jeder Prophet, der von diesem Rat abweicht, wird irgendwann daran zu Fall kommen.
Seine Nachfolger werden sich nach einer gewissen Anzahl an Enttäuschungen und schmerzliche Erfahrungen von ihm abwenden. Und er wird seinen falschen Dienst und manchmal sogar sein Leben (wie im Fall Bileams) verlieren.
Die getäuschten Nachfolger jedoch haben die nächste Gengelegenheit, den wahren Propheten – Jeschua – zu finden, der ihnen Frieden im Leben schenken wird.
Und so verlaufen unsere Erkenntnisprozesse oft durch schmerzhafte Zyklen. Doch der Schmerz macht uns stark und führt uns zur Wahrheit.
Insofern sind auch die falschen Propheten ein Geschenk Gottes, weil in ihnen das Potenzial steckt, uns zu dem einen wahren Propheten zu führen. Sicher empfinden wir den Weg, der über Enttäuschung und Leid führt als nicht sehr angenehm. Doch sollten wir bedenken, dass Gott mit seiner Führung nur unsere tiefen und dunklen Herzenskammern offenbar machen will. Und erst wenn wir sie kennen, können wir heil werden.
Bildquelle: Pixabay.com
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