#39 Wa’etchanan – „Und ich flehte“
Wa’etchanan
5. Mose 3,23-7,11
Jesaja 40,1-26; Lukas 3,2-15
Was ist eigentlich die Grundlage unserer Errettung? Wir könnten darauf antworten, dass es das Bündnis ist, welches Gott mit uns oder wir mit ihm geschlossen haben. Dieses Bündnis beruht auf dem Opfer Jeschuas, welches die Schuld unserer Sünden reinwäscht.
Indem wir die Prinzipien von Gottes Gesetzen verstehen lernen, wachsen wir immer mehr in dieses Bündnis hinein. Wir wollen uns in diesem Kommentar zu Wa’etchanan einmal mit einer Aussage auseinandersetzen, die Gott über den Bund und unsere Errettung macht und versuchen diese in den Gesamtzusammenhang einzuordnen.
Gottes Liebe bringt Errettung
In unserer Lesung Wa’etchanan erfahren wir, wie YHWH zu seinem Volk steht. Es heißt zunächst:
Denn ein heiliges Volk bist du für YHWH, deinen Gott; dich hat YHWH, dein Gott, aus allen Völkern erwählt, die auf Erden sind, damit du ein Volk des Eigentums für ihn seist. (5. Mose 7,6)
Israel war und ist ein heiliges Volk. Als solches hat es immer eine Sonderstellung gehabt, denn es ist das einzige Volk, dem sich der Schöpfer von Himmel und Erde persönlich offenbarte. Dies würden auch die Nationen ringsherum feststellen müssen (Vgl. 5. Mose 4,7), denn ihre Götter waren ja nur aus Holz, Stein oder Metall.
YHWH bezeichnet Israel im obigen Vers als sein Eigentum. Das hebräische Wort סְגֻלָּה (segulah) wäre wohl besser mit Schatz übersetzt. Israel ist also nicht nur Gottes Eigentum, es ist Gottes Schatz.
Beide Bezeichnungen treffen auch auf eine Braut zu. Damit ein Mann eine Frau heiraten kann, muss er laut Torah einen Brautpreis zahlen. Er kauft sich die Frau. Damit wird sie zu seinem Eigentum oder zu seinem Schatz, was sich ja oft auch in dem entsprechenden Kosenamen widerspiegelt.
Auch YHWH gibt sich an verschiedenen Stellen als Ehemann oder Bräutigam zu erkennen.
Kehrt um, ihr abtrünnigen Kinder, spricht YHWH, denn ich bin euer Eheherr! Und ich will euch nehmen, einen aus [jeder] Stadt und zwei aus [jeder] Familie, und euch nach Zion bringen. (Jeremia 3,14)
Somit sehen wir in dem entsprechenden Abschnitt aus Wa’etchanan eine Sprache, die sich eindeutig auf den Ehebund bezieht.
Doch warum hat sich Gott Israel erwählt?
Nicht deshalb, weil ihr zahlreicher wärt als alle Völker, hat YHWH sein Herz euch zugewandt und euch erwählt — denn ihr seid das geringste unter allen Völkern —, sondern weil YHWH euch liebte und weil er den Eid halten wollte, den er euren Vätern geschworen hatte, darum hat YHWH euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. (5. Mose 7,7-8)
YHWH gibt zwei Gründe an, weshalb er Israel aus Ägypten errettete:
- aus Liebe und
- aus Bündnistreue zu den Vätern.
Gottes Bund mit Abraham
Gott hat den Vätern Abraham, Isaak und Jakob viele Zusagen und Verheißungen gegeben. Doch von einem Bündnis zwischen Gott und einem der Stammväter lesen wir nur in 1. Mose 15.
Innerhalb des Textes fordert Gott Abraham auf, sich eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder sowie zwei Tauben zu besorgen. Der Patriarch sollte die Tiere teilen und die Hälften jeweils gegenüber legen. Damit entstand eine Art Gang zwischen den Kadaverhälften.
Für Abraham musste klar sein, dass Gott nun ein Bündnis mit ihm schließen würde. Es war ein bekannter Baruch in der Antike, dass Bündnisse dadurch geschlossen wurden, dass die beiden Bündnispartner durch den Gang zwischen den Tierstücken hindurchgehen würden.
Doch der Allmächtige ließ auf sich warten. Er zögerte sein Erscheinen so lang hinaus, dass Abraham einschlief. Und genau diesen Moment nutzte YHWH, um in Form einer Feuerfackel zwischen den Stücken hindurchzufahren.
Wir lesen zu keinem Zeitpunkt, dass Abraham ebenfalls den Gang passierte. Wir können an dieser Stelle davon ausgehen, dass Gott Abraham ganz bewusst davor bewahrte hindurchzugehen, da er niemals die Voraussetzungen erfüllen würde, das Land zu erben. Dies konnte nur ein würdiger Erbe, ein erstgeborener Sohn, der frei von Sünde sein würde.
Nur Jeschua ist rechtmäßiger Erbe des verheißenen Landes.
Und somit hat Gott den Bund mit Abraham im Grunde einseitig geschlossen. Die Verheißung des Erbes steht, doch die Verpflichtung liegt nicht auf Abraham.
Der Bund vom Sinai
Als YHWH später den Bund am Sinai schloss, beinhaltete dieser durchaus Verpflichtungen. Es waren die Gebote der Torah,
Mit den Worten „alles, was YHWH sagt, das wollen wir tun“ versprach das Volk dreimal am Berg Sinai, den Geboten und damit den Bündnisverpflichtungen gegenüber gehorsam zu sein.
Doch welche Rolle spielen die Gebote nun, wenn doch der Bund mit Abraham bedingungslos war?
Die Grundlage unserer Errettung ist das Opfer Jeschuas. Mit seinem Blut wurden unserer Sünden bezahlt. Das Blut des Lammes war gleichzeitig unser Lösegeld aus dem Sklavenhaus Ägypten. Der Pharao hat von da an keine Macht mehr über uns.
Allerdings geben wir erst mit dem Befolgen der Gebote Gott und der restlichen unsichtbaren Welt zu verstehen, dass wir auch wirklich in einer anderen Welt, nämlich in Gottes Königreich leben wollen. Die Gebote sind schon hier ein Segen für uns. Doch wenn Jeschua wieder da ist, wird sein Reich ausschließlich auf dieser Grundlage stehen. Und deshalb schließt Wa’etchanan auch mit den Worten:
So bewahre nun das Gebot und die Satzungen und Rechtsbestimmungen, die ich dir heute gebiete, damit du sie tust! (5. Mose 7,11)
Amen!
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