#36 Pinchas – „Pinchas“
Pinchas
4. Mose 25,10-30,1
Jeremia 1,1-2,3; Johannes 2,13-22
In der Pinchas-Lesung finden wir eine wichtige Anweisung über die Verteilung des Erbes. Es ist allerdings sehr fragwürdig, warum es sich bei dem hier vorgetragenen Anliegen der Betroffenen überhaupt um ein Problem handelte. Vielleicht verrät dies uns aber etwas über das Verständnis der Geschlechterrollen der damaligen (und heutigen?) Kinder Israels.
Das Erbrecht der Töchter Zelophchads
Zelophchad war ein Nachkomme Josephs. Er selbst hatte keine Söhne, aber 5 Töchter. Nachdem er nun in der Wüste gestorben war, kamen seine Töchter zu Mose, um die Verteilung des Erbes zu regeln. Sie sprachen:
Unser Vater ist in der Wüste gestorben; er gehörte aber nicht zu der Rotte, die sich in der Rotte Korahs gegen YHWH zusammenschloss; sondern er ist an seiner Sünde gestorben; und er hat keine Söhne gehabt. Warum soll denn der Name unseres Vaters unter seinen Geschlechtern untergehen, weil er keinen Sohn hat? Gib uns auch ein Eigentum unter den Brüdern unseres Vaters! (4. Mose 27,3-4)
Das Anliegen der Töchter war von besonderer Bedeutung. Im Kapitel 26 des 4. Buch Mose sehen wir, dass Manasse nicht nur der Stamm mit dem größten Zuwachs an Menschen gegenüber der ersten Zählung hatte. Manasse war auch der Stamm, die eine breite Verästlung von eigenen Sippen innerhalb des Stammes aufwies. Eine dieser Äste würde mit dem Tod Zelophchads untergehen, wenn das Erbe nicht an seine Töchter überging.
Doch warum stellte sich die Frage überhaupt? War es nicht klar, dass die Töchter das Erbe erhalten würden, wenn sonst keine Erbberechtigten vorhanden waren?
Das heidnische Mindset
Es scheint überraschend, aber aus Ägypten stammte diese Fehlannahme nicht. In Ägypten waren freie Frauen zumindest in den meisten Epochen den Männern in Sachen Erbe gleichberechtigt. Töchter oder Ehefrauen konnten Erbe empfangen und konnten auch selbst bestimmen, wem sie ihr Vermögen vermachten.
Über das Erbrecht der kanaanäischen Völker ist wenig bekannt. Doch scheint es kaum wahrscheinlich, dass die Töchter Zelophchads sich am Erbrecht der Heiden ringsherum orientierten.
Doch warum war ihnen dann unklar, was mit dem Erbe ihres Vaters passieren sollte?
Wenn diese Verunsicherung nicht von außen kam, dann kam sie wohl von innen. Könnte es also sein, dass es innerhalb Israels einige Männer gab, die ihre Rolle als Haupt etwas zu weit ausdehnten, so weit, dass sich die Frauen ihrer Rolle nicht mehr bewusst waren? Oder sich zumindest doch nicht mehr ganz sicher waren?
Könnte es sein, dass die Töchter Zelophchads von diesen Männern und ihrer Lehre so verwirrt waren, dass ihre einzige Lösung darin bestand, zu Mose zu gehen und diesen zu bitten, ein klares Wort zusprechen, welches dann für sie gelten sollte?
Und war das öffentliche Statement nicht auch für diejenigen nötig, die den Frauen das Erbrecht streitig machen wollten?
Fazit
Die Rollen von Mann und Frau sind in der Schrift gut definiert. Beide Geschlechter sind unterschiedlich und ergänzen sich durch ihre Andersartigkeit. Niemals ist es aber so, dass ein Geschlecht weniger Rechte hätte als das andere.
Denn in der Schrift heißt es ja immer wieder:
Ein und dasselbe Gesetz soll für den Einheimischen und für den Fremdling gelten, der unter euch wohnt. (2. Mose 12,49)
Da sowohl Einheimische als Fremdlinge Männer oder Frauen sein können, erstreckt sich dasselbe Gesetz auch auf beide Geschlechter.
Mit dem Statement bezüglich der Töchter Zelophchads (Vgl. 4. Mose 27,7) stellte Gott auch ein weiteres Mal klar, dass Frauen sehr wohl in der Lage waren, ein Erbe zu empfangen, Vermögen zu verwalten und ihr Haus zu repräsentieren.
Bildquelle: Pixabay.com
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